Brexit: Der Tag X ist da
Way out für das Vereinigte Königreich

Mit dem heutigen Tag verlässt das Vereinigte Königreich die Europäische Union endgültig. | Foto: pixabay
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Nach dem Megxit wird es mit dem heutigen Tag wirklich ernst: Der Brexit ist Realität – was am 1. Jänner 1973 begann, endet 47 Jahre später sowohl mit Jubelpartys als auch Trauerfeierlichkeiten jenseits und diesseits des Ärmelkanals.
Mit der Unterzeichnung des Austrittsabkommens durch den EU-Ministerrat und die Abstimmung im Parlament ist das Ende des unendlich scheinenden Brexit-Dramas tatsächlich besiegelt.
Bis zum 31. Dezember 2020 wird das Vereinigte Königreich aufgrund von Übergangsbestimmungen wie ein EU Mitglied behandelt, erst danach wird es zum Drittstaat, verlässt also Binnenmarkt und Zollunion der Europäischen Union. Während dieser Übergangsphase soll ein neues Abkommen, das die Beziehung zwischen der EU und dem United Kingdom regelt, erarbeitet werden. Die einmalige Verlängerung
der Übergangsphase ist bis maximal Ende 2022 möglich. "Spannend wird es nun bis 1. Juli, bis dahin entscheidet sich, ob die Übergangsphase verlängert wird", erklärt Robert Brugger, Geschäftsführer des Internationalisierungscenter Steiermark (ICS). "Sollte bis zum Ende der Übergangsphase kein neues Abkommen in Kraft und auch keine Verlängerung dieser Phase beschlossen sein, droht wiederum ein Hard Brexit mit Jahresende."

Die Ruhe nach dem Sturm

Das ICS beschäftigt sich übrigens schon seit Langem mit dem Brexit und den Auswirkungen auf die Steiermark – so wurden unter anderem Informationsveranstaltungen zum Thema abgehalten und eine eigene Brexit-Hotline unter der Nummer 0316/601 400 eingerichtet. 
Zwei Bereiche betrifft der Austritt des Vereinigten Königreichs besonders, das sind einerseits die handelspolitischen Beziehungen zwischen dem UK und der EU, die nun neu geregelt werden müssen. Andererseits gilt es, für die unzähligen Österreicher, die in Großbritannien leben und/oder arbeiten beziehungsweise die Briten, die in Österreich ihre Zelte aufgeschlagen haben, ihren Aufenthaltsstatus zu regeln. "Die Steirer sind allerdings sehr gut vorbereitet", berichtet das "Brexit“-Team des ICS. Zumindest die Hotline war in den vergangenen Tagen und Wochen nicht auffallend mehr gefragt. "Die großen Unternehmen sind längst gewappnet, es sind eher kleinere Unternehmen, die nur sporadisch exportieren, die sich nun die Frage stellen, ob sie sich die neuen Zollbestimmungen antun wollen", so das ICS, das im Jahr 2019 mit rund 250 steirischen Unternehmen in Kontakt war, um Fragen rund um den Brexit zu klären.

Teure Scheidung

Und Wasser auf die Mühlen der Brexit-Gegner sind übrigens die aktuellen Wirtschaftsdaten. Gemessen an einem Potentialwachstum ohne Austrittsperspektive kostet der Brexit die britische Wirtschaft bis Ende Jänner 2020 nämlich bereits gleichviel wie die Summe der Nettozahlungen der Briten in das EU-Budget über die letzten 47 Jahre.

Die Stimmung am Tag X

Ob der Brexit auf der Insel überhaupt noch Thema ist und wie das Gefühl am Tag X in London ist, hat die WOCHE bei einem Telefonat mit Vera Maier, der stellvertretenden österreichischen Wirtschaftsdelegierten in London, herausgefunden: "Das Leben geht weiter", so lässt sich die Stimmung für Maier in einem Satz zusammenfassen. "Heute Abend wird es sicher in dem einen oder anderen Pub Freuden- oder Trauerfeiern geben, aber im Grunde sind hier alle froh, dass nun endlich klar ist, wie es weitergeht." Es herrsche ein allgemeines Aufatmen unter der Bevölkerung, egal, ob man für oder gegen den Brexit gewesen sei, sei man nun einfach froh, dass die Unsicherheit ein Ende hat. Auch die Stimmung unter den österreichischen Firmen vor Ort sei ruhig: "Keep calm and carry on", so das Motto.

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Mit welchen wirtschaftlichen Auswirkungen ist zu rechnen?
Wirtschaftlich wird der Brexit den Briten mehr schaden als der EU: Rund die Hälfte des britischenAußenhandels wird mit der Union abgewickelt (47,4 Prozent Exporte in EU, 50 Prozent Importe
aus EU). Umgekehrt sind nur rund 6,5 Prozent aller EU-Exporte für das UK bestimmt bzw.
stammen nur 3,8 Prozent der EU-Importe aus dem UK.

Welche Branchen werden in der Steiermark besonders stark betroffen sein?
Besonders stark werden in der Steiermark die KFZ-Industrie (rd 124 Mio Euro Wertschöpfung)sowie der Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus betroffen sein.

Was passiert mit all jenen Österreichern, die im Vereinigten Königreich leben und arbeiten und Briten, diein Österreich leben?
Für Österreicher, die im UK leben gilt aktuell:Im Fall eines geordneten/Deal Brexit mit Austrittsabkommen müssen Österreicher, bis
spätestens 30. Juni 2021 einen Antrag auf Pre- oder Settled-Status stellen.
Für Briten, die in Österreich leben und arbeiten, gilt aktuell:In Österreich derzeit wohnhafte britische Staatsbürger behalten auch nach dem Austritt, also ab 1.
Februar 2020, ihr unionsrechtliches Aufenthaltsrecht und damit einen unbeschränkten Zugang
zum österreichischen Arbeitsmarkt bzw. können selbständig in Österreich erwerbstätig sein.
Gleiches gilt für britische Staatsbürger die während der elfmonatigen Übergangsphase nach
Österreich ziehen.

Mehr Infos zum Thema:
WKÖ Brexit-Website: www.wko.at/service/aussenwirtschaft/brexit.
Brexit-Website des Bundeskanzleramts: www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/brexit
Brexit-Website des Landes Steiermark: http://www.europa.steiermark.at/cms/dokumente/12700599_148238160/18abeea2/BREXIT-Information.pdf

Brexit-Hotline: +43/316/601 400

Mit dem heutigen Tag verlässt das Vereinigte Königreich die Europäische Union endgültig. | Foto: pixabay
Robert Brugger, ICS Steiermark-Geschäftsführer und sein Team widmen sich dem Thema Brexit seit Langem und informieren Betroffene via Telefon, Veranstaltungen und natürlich laufend online. | Foto: Foto Fischer
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