Wie es zur "Singing Farm" kam und warum der Eber auf Englisch "boar" heißt... - Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene - Teil 14

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The Singing Farm - ein Hirngespinst nimmt Form an...

Obwohl ich immer wieder gerne in die verschiedensten Winkel der Erde ausgerissen bin, bin ich im Innersten ein Landei geblieben. "Land" bedeutet für mich Heimat, Ursprung, Naturgewalt und Kraft. Hier erfährt man – wenn man vom Dorfleben absieht – die puren Tatsachen des Seins, ungeschönt und ohne Schnick-Schnack. Der Blick wird wieder frei für die Genialität der Schöpfung, die man anderswo nur all zu gerne im Trubel der Eitelkeiten übersieht.

Während meiner Zeit als Hauptschullehrerin keimte irgendwann der Gedanke in mir, dass man all das doch auch den heutigen Kindern zugänglich machen müsste: im Gras sitzen und Wolkenkino spielen, Würstel am Lagerfeuer grillen, die staubige Landstraße in der Mittagssonne flimmern sehen und mit den Tieren wieder auf Tuchfühlung gehen. Für mich war klar: je künstlicher wir leben, je weiter wir uns von der Natur, dem Ursprung unserer Lebensmittel, entfernen, desto mehr sind wir der Wirtschaft und schlussendlich auch denen, die ihr Leben auf unserer Unwissenheit begründen, ausgeliefert.

So fing ich an, mit meiner Klasse einmal im Jahr einen Bauernhof zu besuchen. Diese ersten Erfahrungen waren auch für mich prägend, denn ich merkte, dass selbst die Landkinder kaum jemals im Heu herumgesprungen waren oder die Tiere selber gefüttert hatten. Für die Kinder war es Abenteuer pur: einmal durften sie sogar eine Runde in einem Schafmelkkarussell mitfahren.

"Das wär schon was" phantasierte ich damals, "mit Kindern was auf unserm Bauernhof unternehmen... aber wie bloß?" Und so wurde der glorreiche Gedanke bald wieder im Hinterstübchen meines Hirnkastls archiviert - bis - ja - bis der Zufall ins Spiel kam.

Als mein kleiner Sohn 1 Jahr alt wurde, las ich in der Zeitung einen Artikel über eine Schule-am-Bauernhof Ausbildung. In diesem Projekt der Landwirtschaftskammer werden Landwirte angeleitet ein "Drehbuch" für ein Bauernhofprogramm für Schulklassen zu schreiben. Ich wollte mich auch gleich zur Ausbildung anmelden, doch bald schon dämmerte mir, dass zur Umsetzung schon mehr gehörte als ein Sack voller Hirngespinste.

"Wie stellst du dir das vor?" sagte mein Mann. "Unser Innenhof ist uralt. Den Sicherheitscheck durch die Sozialversicherungsanstalt bestehen wir nie ohne erhebliche Investitionen!" "Haben wir alles schon gemacht!" schaltete sich der Schwiegervater ein, der selbst einen erfolgreichen Urlaub-am-Bauernhof-Betrieb aufgebaut hatte. "Die Klassen kommen ein zwei Mal, und dann kräht kein Hahn mehr nach deinem Bauernhof!"

"Euch werd' ich's zeigen!" dachte ich. "Mir fällt schon was ein..."

Tja, da saß ich nun, am ersten Kurstag, und fragte mich, was ich da tat. Zumindest bis zur dritten Einheit als Marketing auf dem Programm stand. Anstatt das Skriptum aufzuschlagen, hieß uns der Vortragende plötzlich aufstehen und einen Kanon singen. "Was soll das jetzt? Spinnt der?" dachten sich einige. "Cool! Der könnte mich verstehen..." dachte ich. Denn Musik und Englisch mussten unbedingt mit ins Gepäck, das gehört für mich einfach dazu wie das Salz in die Suppe. In der Pause erzählte ich Mag. Eiselsberg von meinen Plänen für ein etwas anderes Programm. Und er schien, als hätte er nur auf so jemanden wie mich gewartet. Mein neues Erfolgsrezept lautete: "Den Bauernhof kennen lernen, Hühner und Schweine füttern, erfahren was auf den Feldern wächst, Brötchen backen - und das alles auf Englisch - unterstütz durch die Lieder, die ich umgetextet oder neu geschrieben habe.

Und so kam es, dass ich schon bald die "Singing Farm" aus der Taufe heben durfte.

Mittlerweile geht die Singing Farm in ihr viertes Jahr und ich habe viel dazugelernt. Unter anderem auch dass Menschen, die gerne schreiben und sich Sachen ausdenken, nicht immer jene sind, die am liebsten putzen, waschen und vorbereiten - aber auch das gehört dazu. Auch kam ich oft durch akuten Arbeitskräftemangel ziemlich an meine Grenzen.

Trotzdem gilt für mich nach wie vor, dass sich der Aufwand lohnt, wenn man die Freude sieht, die die Kinder an der Sache haben: wie stolz sie sind, wenn sie mit riesen Zuckerrüben in der Hand für ein Foto posieren; mit welcher Freude selbst Schüler die Schweine füttern, die niemals ein Schwein essen würden; der Stolz mit dem sie das selbstgebackene Weckerl in eine Serviette wickeln um es der Mama mitzubringen und und und.

Anekdoten von der Singing Farm könnte ich so manche erzählen, denn außer Spaß und Singen passiert auch viel Lustiges, Spannendes und Unvorhergesehenes. Und genau so ist mir eines schönen Singing-Farm-Tages geschwant, warum der Eber auf Englisch "boar" heißt.

Warum der Eber "boar" heißt.

Unser Chrisu war der Star im Schweinestall. Er war ein Riese, beeindruckend gutmütig und alle Sauen standen auf ihn. Die Kinder konnten Anfangs durch ein vergittertes Fenster einen Blick auf unseren Eber erheischen. Doch eines Tages wurde der Gute schlichtweg zu fett für die schmale kleine Stalltür und musste folglich ins neue Deckzentrum delogiert werden. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellte, denn nun konnten ihn die Kinder von allen Seiten fotografieren und ihn mit Heu füttern. So ein 400kg Vieh bekam man schließlich nicht alle Tage zu Gesicht.

"And here is the father of our pigs!" sagte ich meist, bevor ich die Kinder zum unserem "Big Daddy" führte. "In English you call him "boar".

Die Antwort war genial und fast immer die selbe: "Boooaaaahhhhh! Ist der fett, der boar! Booooaaaahhhhhh!"

Und genau das ist für mich worum es bei Schule-am-Bauernhof geht - weit mehr als nur gelebtes Sprachlernen. Diese Erlebnisse sind mit echten Gefühlen behaftet und schaffen meist bleibende Eindrücke, die vielleicht viel viel später einmal - vielleicht sogar in einem völlig anderen Zusammenhang - von großem Wert sein könnten...

Kurzfilm von der Singing Farm auf YOUTUBE: SCHULE AM BAUERNHOF - SINGING FARM

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