Riegersburg
Vor 350 Jahren verstarb die Riegersburger "schlimme Liesl"

Günter Maierhofer vor dem Bild der Gallerin. | Foto: Matthias Sammer
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Vor 350 Jahren ist am 7. Februar 1672 die sagenhafte Riegersburger Burgfrau, die „Gallerin“ in Graz verstorben. Am 12. Februar wurde sie mit einer Kutsche nach Riegersburg überführt und in der Purgstallgruft in der Pfarrkirche beigesetzt.

RIEGERSBURG. Als Elisabeth Katharina Wechsler, verehelichte Galler aus Radkersburg, über diverse familiäre Umstände die hoch verschuldete Herrschaft Riegersburg 1637 von ihrem Bruder Georg Seifried Wechsler mit großen Schulden erbte, konnte sich niemand vorstellen, zu welchen emotionellen Auseinandersetzungen es zwischen der neuen Burgherrin, der Pfarre, den landschaftlichen und kaiserlichen Behörden und den Bewohnern ihrer Herrschaft kommen wird. Unter den Namen „Gallerin“ gehörte sie bald zu den schillerndsten und mächtigsten Personen des Landadels. Die Besitzungen der Gallerin waren riesig und erstreckten sich bis Radkersburg, in das heutige Slowenien und in Richtung Gleisdorf.

Die Riegersburg, wie sie nach dem Ausbau ausgesehen hat. | Foto: WOCHE
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Bald war im ganzen Land bekannt, dass sie ihr Erbe mit eiserner Hand verwaltete. Ihr diplomatisches Geschick und ihr Durchsetzungsvermögen war mit einem Landesfürsten gleichzusetzen. Wegen ihrer ständigen Streitigkeiten, Prozesse und Verleumdungen hat man sie bald „die schlimme Liesl“ genannt.

Vom Volk wurde die Gallerin "schlimme Liesl" genannt. | Foto: WOCHE
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Vorausblickend erkannte sie der Zeit entsprechend, dass es unbedingt notwendig war, das Burgareal zu einer Feste, mit der Hochburg, wie wir sie heute kennen, auszubauen. Über die Baumeister dieser Anlage und den enormen Kosten ist nur wenig bekannt. Gewiss ist, dass die Bauten riesige Mengen an Geld verschlangen, die mit unbarmherziger Härte, zu beschaffen waren. Besonderes Aufsehen erregte der Streit der Gallerin mit dem Hauptpfarrer von Riegersburg Wolfgang Strobl. Dabei ging es nicht nur um finanzielle Mitteln, sondern sie warf dem Pfarrer auch vor, dass man wisse, dass er das Bett mit seiner Köchin teile. „Sie stürmte mit 20 Burgsoldaten den Pfarrhof, ließ die Köchin festnehmen und 20 Tage im Feldbacher Tabor einsperren. Sogar die Daumenschrauben wurden der Köchin angedreht“, stellte der Lokalhistoriker Günter Maierhofer bei der Durchforstung vieler Dokumente fest.

Graf Purgstall war der Schwiegersohn der Gallerin. | Foto: WOCHE
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Turbulent und von Schicksalsschlägen begleitet war auch das Privatleben der Gallerin, die drei Mal verheiratet war und für die Zeit ungewöhnlich, nur die Tochter Regina aus ihrer ersten Ehe mit Hans Wilhelm von Galler 1642 zur Welt brachte. Doch Wilhelm von Galler verstarb bereits 1650, wonach sie 1660 den Obristen Detlev von Capell heiratete, der bereits vier Jahre später bei der Schlacht gegen die Türken in Mogersdorf im Jahr 1664 ums Leben kam.

Regina, die Tochter der Gallerin. | Foto: WOCHE
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„Kaum zwei Jahre später heiratete sie im Alter von 58 Jahren, den um 33 Jahre jüngeren Hans Rudolf Freiherrn von Stadl, der auf Schloss Kornberg saß. Mit dieser Heirat geriet die Gallerin in einen turbulenten Lebensabschnitt“, so Maierhofer.

Der junge Stadl heiratete die Gallerin. | Foto: WOCHE
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Der Kornberger war darauf aus, die Riegersburg mit Schloss Kornberg zu vereinen und hoffte dies durch die in ihn verliebte Gallerin erwirken zu können. Doch da war noch die 16-jährige Tochter der Gallerin, Regina, die mit dem Hainfelder Schlossherrn Johann Ernst Graf Purgstall verheiratet war und als künftige Besitzerin der Riegersburg galt. Als der Kornberger erfuhr, dass die Riegersburg nicht in seine Hände fallen wird, kam es zum großen Familienbruch. Der junge Ehemann schlug sogar auf die Gallerin ein. Trotz dieses zerrütteten Eheverhältnisses forderte der Kornberger von der Gallerin den Beischlaf, den sie ihn verweigerte. Der anhaltende Streit führte dazu, dass die Gallerin ihren Noch-Ehemann das Schloss Johnsdorf mit zwei Weingärten bei Radkersburg übergab, um ihn los zu werden.

Die Purgstallgruft liegt der Sarg der Gallerin. | Foto: WOCHE
  • Die Purgstallgruft liegt der Sarg der Gallerin.
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Zermürbt von den anhaltenden Problemen zog sie sich in ihr Stadthaus nach Graz zurück, wo sie 1672 auch verstarb. Die Riegersburg ging nun an Schwiegersohn und Tochter, die Familie Purgstall, die den Ausbau der Burganlage um 1690 vollendete. Jetzt umschlossen den vulkanischen Burgfelsen eine drei Kilometer lange Wehrmauer, 11 Basteien und fünf Toranlagen.
Bis zum Jahr 1882 blieben die Hainfelder Purgstalls auch Herrn auf der Riegersburg. Danach folgten die Fürsten Liechtenstein.

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