Ein kaiserlicher Flohmarkt
Das "K.& k. Museum" in Laafeld, eine der größten Keramiksammlungen des Landes, wird aufgelöst.
"Bist bled wurn, des was die andern weghaun, zahst du ham", erzählt Wilfried Gombocz, wie sein Vater mit ihm "plärrte", als er in seiner Kindheit mit dem Sammeln alter Gegenstände begann. Der 1949 geborene Sohn einer Kleinbauernfamilie in Laafeld, Gemeinde Radkersburg Umgebung, verwahrte seine Antiquitäten anfangs auf dem Dachboden des Althauses. Eine Sammlung, die stetig wuchs.
Ende der 60er-Jahre hatte die Kollektion des gelernten Zuckerbäckers und Kochs bereits einen beachtlichen Umfang. Die zukünftige Schwiegermutter seines Bruders Wolfgang entdeckte bei einem Besuch unter den vielen Stücken wertvolle Majolika-Teller ihrer Familie aus Cilli. Die Dame war eine Angehörige der bekannten Schütz-Familie, die in Cilli und Blansko von 1860 bis 1917 eine Majolika-Fabrik betrieb. Gombocz begann nun fast wie ein Drogenabhängiger Schütz-Majoliken zu suchen. Der Laafelder wurde als Schütz-Sammler so bekannt, dass ihn manche Händler sogar "Herr Schütz" nannten. 1975 begann der dreifache Familienvater selbst Keramiken herzustellen und 1978 eröffnete er sein erstes Museum. Im Jahr 1985 war seine Schütz-Sammlung bereits weit größer, als die des Museums in Cilli. Zu den Schätzen des Laafelders gehörten aber auch Jahrhunderte alte bäuerliche Gebrauchskeramik und zahlreiche Majolika-Objekte aus Manufakturen der Monarchie in Ungarn, Böhmen, Mähren, der Slowakei und Italien.
Museum wird zum Flohmarkt
2001 eröffnete Gombocz sein "K.&k. Museum", seine Sammlung war auf etwa 10.000 Objekte gewachsen. 2007 erkrankte der Sammler schwer. Die Nachwirkungen dieser Krankheit zwangen den mittlerweile Alleinstehenden, das Museum aufzulösen.
Die meisten Schütz-Objekte wurden bereits versteigert. Gombocz besitzt aber noch etwa 6.000 Sammlerstücke. Die wertvollsten Objekte möchte er für seine Nachkommen bewahren. Das meiste wird nun jedoch in einem Flohmarkt abgegeben. Die Stücke sind preislich kategorisiert. Das beginnt bei einem Euro und endet im vierstelligen Bereich. Viele Objekte sind für Museen geeignet. Für das Freilichtmuseum Stübing etwa hat Gombocz zahlreiche Schachteln mit bäuerlicher Keramik reserviert.
walter.schmidbauer@woche.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.