LKH muss bleiben
Orthopädie-Verlagerung sorgt für lautstarke Proteste

Mit Plakaten, Sprechchören und Sirenengeheul wurde der zuständige Gesundheitslandesrat erwartet. | Foto: MeinBezirk/Gerda Sammer-Schmidt
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In Bad Radkersburg entlud sich die Empörung über die geplante Schließung der Orthopädie am LKH in einem lautstarken Protest. Die angeheizte Proteststimmung hunderter Demonstranten gegen die eintreffendenLandespolitiker nahm dabei bedrohliche Ausmaße an.

BAD RADKERSBURG. Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl und die mit der Reform betrauten Fachverantwortlichen stellten die als „überlebenswichtig“ bezeichnete Spitalsumstrukturierung nun auch in Bad Radkersburg vor. Die angekündigten Pläne stießen dabei auf heftige Kritik und sorgten für eine teils aggressive Stimmung.

"Die Orthopädie muss bleiben"

Mit Sirene, Buhrufen und handfesten Kraftausdrücken wurden VP-Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl und FP-Klubobmann Marco Triller von der wütenden Menge empfangen, als sie sich ihren Weg durch die Menschenmenge in Richtung Zehnerhaus bahnten. Im Kultur- und Veranstaltungszentrum war die Informationsveranstaltung zu den Umstrukturierungsmaßnahmen geplant. Hunderte Menschen hatten sich bereits eine halbe Stunde zuvor am Hauptplatz mit Plakaten und Trillerpfeifen "bewaffnet". Beim Eintreffen der Landespolitiker machten sie ihrem Ärger Luft. Und das recht ungehemmt: Mit lautem Trillern und Sprechchören ließen sie die Verantwortlichen wissen: „Die Orthopädie muss bleiben!“

Auch Bürgermeister Karl Lautner versuchte Kornhäusl zu überzeugen und übergab eine Resolution für den Erhalt der Orthopädie, die von allen Fraktionen unterzeichnet wurde. Angesichts der gereizten Stimmung suchten die Politiker allerdings rasch das Innere des Gebäudes auf.

„Das LKH muss bleiben“ stimmen sich die Menschen darauf ein, während sie auf die Ankunft der Landespolitiker warten. | Foto: MeinBezirk/Gerda Sammer-Schmidt
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Auch Geburtshilfe braucht OPs

Während der Informationsveranstaltung erklärte Kornhäusl die Pläne zur Umstrukturierung: Aufgrund des Mangels an Anästhesisten sei es notwendig, die bestehenden Teams in Deutschlandsberg zusammenzuführen. Deutschlandsberg daher, weil es dort bereits ein Anästhesie-Team gibt, das unerlässlich für die Geburtshilfe ist. Der Landesrat betonte, dass manche Veränderungen keine Option, sondern überlebensnotwendig seien. „Wenn jemand verspricht, an einem Standort alles behalten zu können, stimmt das nicht. Allheilmittel gibt es nirgendwo“, mahnte Kornhäusl. Zudem würden die Pläne vom Rechnungshof geprüft, was zusätzlichen Druck auf die Träger ausüben würde.

Zentrale Frage in der Region

Die meisten regionalen Politiker, angeführt von Bürgermeister Karl Lautner zeigten wenig Verständnis für die Pläne und hakten immer wieder nach, warum denn die Orthopädie verlagert werden solle, wo doch Auslastung, guter Ruf und Infrastruktur vor Ort stimmen. SPÖ-Regionalvorsitzender Martin Weber, der dem Landesrat schon vorab ein Einreiseverbot verhängen wollte, sprach vom Ausbluten der Region. Und NEOS-Gemeinderat Patrick Sax hielt den Verantwortlichen vor, aufgrund von zwei Spezialisten 140 Arbeitsplätze aufs Spiel zu setzen. Er forderte dazu auf, das tatsächliche Einsparungspotenzial auf den Tisch zu legen. 

OPs müssen abgesagt werden

Dazu hatte Wolfgang Habacher vom Institut für Evidenzbasierte Planung im Gesundheitswesen eine klare Antwort: „Es gibt Operationen, die abgesagt werden müssen, weil in dieser Region drei Teams für Anästhesie vorhanden sind“. Er unterstrich, dass die Veränderungen nicht leichtfielen, aber notwendig seien, um die gesamte Fläche der Steiermark angemessen zu versorgen. Es gehe darum, die vorhandenen Ressourcen so zu nutzen, dass lebenswichtige Versorgung für alle und jederzeit gewährleistet sei, auch wenn das bedeute, dass manche Patienten künftig eine längere Wegstrecke in Kauf nehmen müssen.

Während die Bürger noch immer lautstark protestieren, stellt LR Karlheinz Kornhäusl den neuen Gesundheitsplan vor. | Foto: MeinBezirk/Gerda Sammer-Schmidt
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Mit den Ressourcen haushalten

Auch Josef Harb, Vorsitzender der Gesundheitskasse, unterstrich: „Wir müssen haushalten, weil wir personell kaum mehr zusammenkommen. Dass die Situation teilweise unbefriedigend ist, steht außer Frage". "Wir wollen und müssen aber die gesamte Fläche versorgen. Das ist unser Auftrag“, so Harb. Die Angst vor Kündigungen konnte Harb sofort ausräumen: „Wir sind für jeden einzelnen Mitarbeiter dankbar!“ Ähnlich äußerte sich auch die Pflegedirektorin des LKH Bad Radkersburg, Monika Pisleritsch: „Wir schauen, dass keine Härtefälle übrig bleiben und machen in Zukunft zwar nicht das, was wir bisher gemacht haben, aber genauso professionell wie bisher.“

Sorge um Arbeitsplätze

Grünen Gemeinderat Roman Michalus pochte dennoch darauf, dass mit den verloren gehenden Gesundheitsstrukturen auch ein allgemeiner Verlust der Arbeitsplätze drohe. Harb hielt dagegen, dass man mit der knappen Ressource Gesundheit keine Arbeitsmarktpolitik betreiben dürfe. Abgesehen davon sei das Primärversorgungszentrum und die 40-Betten-Remobilisation ja nicht nichts. Der ärztliche Direktor des LKH Bad Radkersburg Primarius Dr. Othmar Grabner dagegen machte sich mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse eher Sorgen darum, ob Menschen in Zukunft versorgt werden können.

Landesrat Karlheinz Kornhäusl versucht, die geplanten Maßnahmen zu begründen. | Foto: MeinBezirk/Gerda Sammer-Schmidt
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Versorgungssicherheit

Alle Krankenhausträger warben abschließend eindringlich um das Vertrauen, dass die vorhandenen Mittel gerecht und verantwortungsvoll verteilt werden. Außerdem wies man darauf hin, dass Österreich im internationalen Vergleich im Spitzenfeld bei Ärzten pro Einwohner liegt. Um langfristig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sei es deshalb unumgänglich, die Ressourcen zu bündeln. FP-Klubobmann Marco Triller hob in dem Zusammenhang hervor, dass es trotz der Umstrukturierungen gelungen sei, alle Standorte zu erhalten und die Allgemeinmedizin und internistische Versorgung aufzuwerten, und appellierte an die Bevölkerung, zu sehen, was bereits vorhanden ist und was künftig hinzugefügt wird.

Politiker suchen  Konsens 

Der regionale VP-Landtagsabgeordneter Franz Fartek versucht den Konsens: Auch wenn er wisse, dass die Orthopädie das Herzstück des LKHs ist, müsse man auch das große Ganze sehen und dass man die Versorgungsprobleme der Zukunft mitdenken müsse. Vieles sei zwar anders, aber Vieles sei auch besser und mehr. Nationalratsabgeordneter Wagner versuchte die Maßnahmen ins rechte Licht zu rücken: Im Gegenzug für die Verlagerung erhielte Bad Radkersburg eine rund um die Uhr Versorgung inklusive Notarztsystem und erstmals könne die Rettung schließlich wieder das LKH anfahren. Auch der Standort Feldbach sei übrigens aufgewertet worden. Auch das solle in der ganzen Diskussion nicht untergehen. Sein Parteikollege Triller bat um einen respektvollen Umgang miteinander: „Unsere Hand ist ausgestreckt“ und er bat außerdem darum, den vorgestellten Maßnahmen eine Chance zu geben.

Sechs Wochen Zeit für Stellungnahmen

Eine erst wenige Tage alte Petition für den Erhalt der Orthopädie hat bereits über 3.000 Unterschriften gesammelt. Die örtliche Bevölkerung zeigt damit deutlich, dass sie um die Zukunft ihrer regionalen Gesundheitsversorgung kämpft, während die Landesregierung auf notwendige Strukturreformen und Kompromisse pocht. Die nächsten sechs Wochen sind noch Zeit für Stellungnahmen. Am 19. Dezember 2025 soll der neue Gesundheitsplan dann genehmigt werden und ab 1. Jänner gültig werden.

Bürgermeister Lautner übergibt Landesrat Karlheinz Kornhäusl eine Resolution. | Foto: MeinBezirk/Gerda Sammer-Schmidt
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