Grab als kleines Biotop
So geht ökologische Friedhofspflege

Auf Einladung des Arbeitskreises „Schöpfungsverantwortung“ der Pfarre Straden kam es zu einer lehrreichen Friedhofsbegehung.  | Foto: Karl Lenz
4Bilder
  • Auf Einladung des Arbeitskreises „Schöpfungsverantwortung“ der Pfarre Straden kam es zu einer lehrreichen Friedhofsbegehung.
  • Foto: Karl Lenz
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Grabpflege ist nicht gleich Grabpflege. Dass man aus einem Grab eine Naturoase und wichtigen Lebensraum machen kann, erläuterten nun zwei Experten am Friedhof in Straden.

STRADEN. Der Arbeitskreis „Schöpfungsverantwortung“ der Pfarre Straden hat kürzlich  Interessierte zu einer Begehung des Friedhof in Straden geladen. Als Referenten bzw. Experten waren der Meistergärtner Robert Lackner und der Biologe Bernd Wieser mit dabei.

Wie gestaltest du dein Familiengrab?

Eindeutig festgestellt wurde, dass Pflanzen dem Friedhof ein schönes Gesicht verleihen können. Friedhöfe könnten Orte der Vielfalt mitten in der Stadt oder im Dorf sein – echte Naturoasen, die Schmetterlingen, Eidechsen, Bienen sowie vielen anderen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum geben. Stauden, Hecken, Freiflächen, Steine und Mauern würden nämlich wichtige Rückzugsorte für unsere pflanzlichen und tierischen Mitgeschöpfe darstellen. Sie seien zudem wertvolle Grünflächen mit positiven Auswirkungen auf die Luft und das Klima. Liebevoll gepflegten Grabstätten könnten laut den Experten eigene kleine Biotope – lebendige Inseln der Ruhe – für Menschen, Pflanzen und Tiere sein.

Meistergärtner Robert Lackner und der Biologe Bernd Wieser | Foto: Karl Lenz
  • Meistergärtner Robert Lackner und der Biologe Bernd Wieser
  • Foto: Karl Lenz
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Robert Lackner zeigte anhand einiger Grabstätten, darunter auch die Priestergräber, auf, wie durch Pflanzen, Sträuchern und kleinen Bäumen nachhaltig auf den Gräbern gearbeitet werden kann. Wenn die Erde gut abgedeckt sei, verhindere man rasches Austrocknen und erspare sich dadurch das viele Gießen – vor allem in den heißen Sommermonaten.

Lackners Tipps machen Grabpflege leichter

Gemäß Lackner habe die Verwendung mehrjähriger Pflanzen, etwa Stauden und Gehölz, den Vorteil, dass mehrmalige Neubepflanzungen im Jahr ebenso entfallen würden wie eine aufwändige Pflege. Heimische Pflanzen wären an unsere klimatischen Verhältnisse angepasst und bräuchten nur sehr wenig Pflegeaufwand. Die Auswahl sollte standortgerecht erfolgen. Wenn auf Licht- und Bodenverhältnisse geachtet würde, könnten die Pflanzen viel besser anwachsen bzw. mehr Pflanzen keimen und sich auch in den Folgejahren besser entwickeln.

Robert Lackner erläuterte, auf was man in Sachen Grabpflege und Pflanzenauswahl achten sollte. | Foto: Karl Lenz
  • Robert Lackner erläuterte, auf was man in Sachen Grabpflege und Pflanzenauswahl achten sollte.
  • Foto: Karl Lenz
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Bernd Wieser, Biologe und Geschäftsführer im Blaurackenverein, ging u.a. auf die Wertigkeit der Grabsteine ein. Regionale und stark strukturierte Steine wären für die Biodiversität ökologisch wertvoller als glatte Kunststeine. Pionierpflanzen, also Pflanzen die sich zuerst ansiedeln, fänden bei diesen Steinen bessere Lebensbedingungen vor.

„Heimische Pflanzen sind darüber hinaus von unschätzbarem Wert für die Tierwelt. Sie dienen Insekten, Vögeln und anderen Tieren als Lebensraum, Unterschlupf und Nahrungsgrundlage in allen Jahreszeiten. So bieten insbesondere im Herbst und Winter Sträucher, die Beeren tragen, fruchtfressenden Vögeln Nahrung. Für Blüten besuchende Insekten wurden Frühjahrsblüher, Stauden und blühende Sträucher ergänzt. Auch für blätterfressende Insekten, Larven und Raupen werden von mir entsprechende Nahrungspflanzen vorgeschlagen“, so der Biologe Wieser.

Gemeinsam betrachtete man die unterschiedlichsten Arten der Grabgestaltung. | Foto: Karl Lenz
  • Gemeinsam betrachtete man die unterschiedlichsten Arten der Grabgestaltung.
  • Foto: Karl Lenz
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Und noch Tipps zur Pflanzenauswahl für verschiedene Standorte: Für eine naturnahe und ökologische Grabgestaltung sei es von besonderer Bedeutung, heimische Arten mit einfachen, nicht gefüllten Blüten zu verwenden. Es existiere eine große Palette an Pflanzen, Gehölzen, Stauden und Frühjahrsblühern, mit welchen ganz einfach ein Beitrag zum Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt geleistet werden könnte. Viele beliebte Gartenkräuter wären nicht heimisch, hätten aber auch am Friedhof ihre Berechtigung: sei es als Nahrungsquelle für unterschiedliche Tiere oder als duftende Erinnerung für uns Menschen.

Es geht noch nachhaltiger

Zum Abschluss der Veranstaltung besprachen die Vortragenden mit den Besucherinnen und Besuchern, welche Verbesserungsmöglichkeiten auf dem Friedhof noch angeregt werden könnten. Ein Resultat daraus war, dass man Plastikblumen vermeiden sollte. Bei der Wahl der Grabbeleuchtung und Kerzen sollte man genauer hinsehen. Die Mehrzahl der Kerzen würde nämlich aus wenig nachhaltigen Ölverbindungen hergestellt werden und sei außerdem in Plastikbechern verpackt. Bevorzugen sollte man öfter befüllbare Glaslichter.

Noch eine weitere Feststellung der Runde: Im unteren Teil des Friedhofes in Straden könnten auch einige heimische Bäume gepflanzt werden – eventuell könne sogar ein "Baumfriedhof" entstehen.

Das könnte dich auch interessieren:

Offizieller Startschuss für ein wahres Kinderparadies
Lebenshilfe sorgt an FH Joanneum für Kulinarik
Der Rudi schlüpft wieder in seine "Goiserer" rein

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Die Wallfahrtskirche Eichkögl mit dem neuen Kindergarten im Hintergrund. | Foto: RegionalMedien
12

Ortsreportage Eichkögl
Eine wirklich feine Wohngemeinde

Eichkögl mit seiner Pfarr- und Wallfahrtskirche "Klein Mariazell" liegt sanft eingebettet am Nordrand des Steirischen Vulkanlandes. Die Gemeinde entwickelt sich dank verschiedener Bauvorhaben stetig weiter. EICHKÖGL. Die Gemeinde Eichkögl im Norden des Bezirkes Südoststeiermark zeichnet sich durch die hervorragende Wohnqualität aus. Für den regen Zuzug ist unter anderem auch der stetige Ausbau der Infrastruktur verantwortlich. Der Ausbau des knapp vier Kilometer langen Weges vom Bachergraben...

  • Stmk
  • Südoststeiermark
  • Herwig Brucker
Anzeige
Die Riegersburg thront auf einem Vulkanfelsen und wacht über die Region mit Strahlkraft weit über alle Grenzen hinaus. | Foto: Vulkanland/Bergmann
7

Leben in Riegersburg
Die Tourismusgemeinde mit noch mehr Strahlkraft

Riegersburg hat sich selbst touristisch noch weiter aufgewertet. Mit dem gerade erst neu eröffneten Camping-Resort gegenüber dem Seebad dürften jährlich mehr als 35.000 Nächtigungen unter der Burg dazukommen. RIEGERSBURG. Die Erlebnisregion Thermen- und Vulkanland ist um ein touristisches Highlight reicher. Das steirische Familienunternehmen Gebetsroither und die Familie Liechtenstein haben das Camping-Resort Riegersburg gegenüber dem Seebad feierlich eröffnet. 35.000 bis 40.000 Nächtigungen,...

  • Stmk
  • Südoststeiermark
  • Heimo Potzinger

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.