Kapfenstein
Konkursverfahren über Geflügelhof Reicher eröffnet

Das traditionelle Familienunternehmen Reicher in Kapfenstein schlitterte in die Insolvenz. | Foto: MEV
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  • Das traditionelle Familienunternehmen Reicher in Kapfenstein schlitterte in die Insolvenz.
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Der Geflügelhof Reicher in Gutendorf bei Kapfenstein ist insolvent, wie die Gläubigerschutzverbände KSV 1870 und Creditreform (ÖVC) noch vor Jahresende berichteten. Den Vermögenswerten in der Höhe von 2,4 Millionen Euro stehen Verbindlichkeiten von 5,1 Millionen Euro gegenüber. Von der Insolvenz betroffen sind 58 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer sowie 88 Gläubigerinnen und Gläubiger.

GUTENDORF. Über das Vermögen der Firma Geflügelhof Reicher Ges.m.b.H. in Gutendorf bei Kapfenstein wurde ein Konkursverfahren am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz eröffnet. Als Grund werden Kostensteigerungen etwa in der Energie und in der Logistik angeführt. Außerdem sei ein Vertrag mit einer Großhandelskette nicht verlängert worden.

Krisen setzten dem Unternehmen zu

Das Familienunternehmen beschäftigte sich erfolgreich mit der Verarbeitung, Verpackung und dem Handel von Geflügelprodukten. Das Fleisch wird von von zwei unterschiedlichen Schlachthöfen in der Region bezogen, die Ware in weiterer Folge an Handelsketten, Fleischerei- und Gastronomiebetriebe sowie Grill- und Marktstände geliefert.

Die Krisen der letzten Jahre wurden dem Traditionsunternehmen zum Verhängnis. Die Corona-Pandemie und die Ukrainekrise hatten schlimme Folgen für die wirtschaftliche Situation des Unternehmens. So hätten Preissteigerungen in unterschiedlichen Bereichen wie Rohwarenbeschaffung, Energie, Logistik etc. aufgrund verzögerter Preisanpassungen bei den Handelsketten nicht in vollem Umfang ausgeglichen werden können, wodurch das Familienunternehmen einen Großteil der Mehrkosten tragen haben müssen, wie es in der Begründung seitens der Firmenführung heißt. Darüber hinaus habe man sich mit unzähligen Preissenkungen seitens der Handelsketten konfrontiert gesehen, die wiederum zu Umsatzeinbußen bei gleichzeitiger Kostensteigerung geführt hätten.

Weiters kam es in den letzten Jahren zu einem stark wachsenden Ungleichgewicht der Liefermenge zwischen Filetware und der restlichen Fleischwaren, insbesondere Keulen und Flügeln – dies einerseits als Folge der Umstellung der Logistik von Filial- auf Zentralbelieferung der Handelsketten, wodurch die Vermarktung des ganzen Huhns immer mehr eingeschränkt wurde, und anderseits aufgrund des Umstandes, dass der Markt nunmehr größtenteils ausschließlich Filetstücke verlangt. Dies habe zur Konsequenz gehabt, dass die Keulenartikel nicht verkaufbar gewesen seien und daher diese Ware bis auf null abgewertet werden musste. Bis zum Beginn der Ukrainekrise habe die Überproduktion an Keulen durch den Export als Tiefkühlware in Länder wie etwa Rumänien, Bosnien oder Tschechien oder durch die Weiterverarbeitung zu Verarbeitungsfleisch teilweise ausgeglichen werden können. Zuletzt habe jedoch nur mehr ein eingeschränkter Abnehmerkreis für die Keulenartikel gefunden werden können.

Den Aktiva in der Höhe von 2,4 Millionen Euro stehen Passiva in der Höhe von 5,1 Millionen Euro gegenüber. | Foto: MEV
  • Den Aktiva in der Höhe von 2,4 Millionen Euro stehen Passiva in der Höhe von 5,1 Millionen Euro gegenüber.
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Gespräche mit Handelskette gescheitert

Zu der ohnehin angespannten Situation des Familienunternehmens wurden zwei Zulieferverträge mit einer Großhandelskettenach über 50 Jahren Geschäftsbeziehung überraschend aufgrund der starken Preiskonkurrenz nicht mehr verlängert.

Um diesen Umsatzausfall auszugleichen, habe es zuletzt vielversprechende Gespräche mit einer weiteren Großhandelskette gegeben. Eine Aufstockung des Lieferumfangs bei gleichzeitiger Verwertung der Keulenartikel hätte die weggefallenen Zulieferverträge umsatzmäßig beinahe ausgleichen können. Aber: Auch hier habe man die unerwartete Absage erhalten, dass der Zuliefervertrag über die Keulenartikel aufgrund der Preiskonkurrenz nicht zustande kommen werde.

Aufgrund dieser Absage und vor dem Hintergrund der ohnehin derzeit angespannten Situation aufgrund der Preissteigerungen werde ein positiver Fortführung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr möglich sein, wie der KSV 1870 erklärt. Das steirische Familienunternehmen sah sich deshalb nunmehr gezwungen , das Konkursverfahren zu beantragen.

  • Passiva 
(Liquidationswert): 5,131.000,00 Euro
  • Aktiva
(Liquidationswert): 2,430.000,00 Euro
  • Mitarbeiter:innen: 58
  • Gläubiger:innen: 88

Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Alexander Isola aus Graz bestellt. Der Betrieb ist nach wie vor offen. Ob das Unternehmen zumindest kurzfristig fortgeführt werden könne, hänge von der weiteren Warenbelieferung ab.

Die Anmeldefrist für Gläubiger wurde mit 13. Feber bestimmt.

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