Privatpflegeplätze sind gefährdet
Überzogene Ausbildungsvorschriften könnten für Privatpflegeplätze das Aus bedeuten.
Eine Novelle des Steiermärkischen Pflegeheimgesetzes macht den Privatpflegeplatzbetreibern mit bis zu vier Pflegeplätzen das Leben schwer. Bis jetzt war der Nachweis der Ausbildung zum Pflege- bzw. Heimhelfer oder einer gleichwertigen Ausbildung für den Betrieb von privaten Pflegeplätzen entscheidend.
Mit der 2008 in Kraft getretenen Gesetzesänderung wird eine "Aufschulung" zum Fach- und Sozialbetreuer vorgeschrieben. Die Übergangsfrist läuft bis 31. Dezember 2012. Bis dahin sind 1.200 Stunden Theorie und weitere 1.200 Stunden Praxis verpflichtend nachzuholen. "Wenn wir hier nicht handeln, sind die 25 Privatpflegeplatzbetreiber der Region mit momentan 74 Pflegeplätzen vom Zusperren bedroht", befürchtet Landtagsabgeordneter Josef Ober. "Eine Höherqualifizierung in diesem Ausmaß geht nicht nebenher."
Bezirk Feldbach hauptbetroffen
Der Bezirk Feldbach hat neben dem Bezirk Leibnitz die meisten Privatpflegeplätze der Steiermark. Die Bezirkshauptmannschaften prüfen die Betreiber regelmäßig, mit dem Ergebnis, dass Beanstandungen hinsichtlich der Pflege "selten" sind. "Im Gegenteil werden die meisten Pfleglinge als Familienmitglieder aufgenommen. Sie sind voll ins Familienleben integriert", heißt es in einer Stellungnahme der Bezirkshauptmannschaft Feldbach. Josef Ober will nun eine Gesetzesänderung. Seine Meinung: "Unsere Pflegeplatzbetreiber brauchen die Weiterqualifizierung nicht. Sie haben sich über Jahre bewährt und verstehen ihre Arbeit. Was nicht in ihren pflegerischen Bereich fällt, können sie, wie bisher auch, von mobilen Diensten zukaufen." Vielmehr solle ein Modell entwickelt werden, um den Privatpflegeplätzen als familienähnlichste Pflegeform mehr Bedeutung zu geben. "Wir brauchen leistbare Modelle. Privatpflege ist eines", weiß Franz Matzer vom Sozialhilfeverband Feldbach.
Privatpflege am günstigsten
Die Zahlen sprechen für Josef Obers Vorstoß. Wenn die 74 Pfleglinge der Region ins Pflegeheim müssten, würde das den Gemeinden und dem Land 1,6 Millionen Euro kosten. 40 Prozent der Kosten würden den Gemeinden übrig bleiben. Die Privatpflegeplätze schonen somit die Gemeinde- und auch die Landeskassen. Ihre Kosten ?ihre Sätze sind deutlich niedriger als die der Pflegeheime - teilen sich Bund und Private.
roman.schmidt@woche.at
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