Umfrageergebnis
Tiroler sprechen sich vermehrt gegen den Wolf aus – Umfrage der Woche

- Umfrage der Woche: Es vergeht kaum eine Woche mit einer Meldung über Wolfssichtungen oder -risse von Weidetieren. In Sachen Wolf gibt es in Tirol viele kritische Stimmen aber doch auch Befürworter. (Symbolbild)
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TIROL (SKN). Es vergeht kaum eine Woche mit einer Meldung über Wolfssichtungen oder -risse von Weidetieren. In Sachen Wolf gibt es in Tirol viele kritische Stimmen aber doch auch Befürworter.
Ergebnis unserer Umfrage der Woche zum Wolf in Tirol
In unserer Umfrage der Woche wollten wir von euch wissen, wie ihr zum Wolf in Tirol steht.
Hier das Ergebnis unserer Umfrage
- Insgesamt haben 517 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zu Wölfen in Tirol teilgenommen.
- 275 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass der Wolf als großer Beutegreifer in Tirol keinen Platz habe.
- 115 Personen meinen, dass man einen Weg finden sollte, um das gemeinsame Leben mit den Wölfen in Tirols Wäldern möglich zu machen.
- 127 Personen geben an, der Wolf sei ein gutes Zeichen und man sollte alles tun, um ihn zu schützen.

- Umfrageergebnis zur Umfrage der Woche: Wir wollten von euch wissen, wie ihr zum Wolf in Tirol steht.
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Der Wolf stößt in Tirol nicht nur auf Gegenliebe. Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Bevölkerung haben immer mehr Menschen Bedenken, wenn es um den Wolf in Tirol geht. Insgesamt haben 517 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche teilgenommen. Die Mehrheit, 53,2 Prozent, haben sich ganz klar gegen den Wolf in Tirol ausgesprochen. 22,2 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen sich kompromissbereit und gaben an, dass man einen Weg finden solle, um ein Zusammenleben zu ermöglichen. 24,6 Prozent geben an, dass man alles tun solle, um den Wolf zu schützen.
Geschichte des Wolfs in Tirol
Es gab lange eine Zeit, da war der Wolf in Tirols Wäldern alltäglich. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Wolf verfolgt und es gab keine Wölfe mehr in Tirol. Bereits 1882 galt der Wolf in Österreich als „ausgestorben“. In anderen europäischen Ländern gab es aber weiterhin Wölfe, die gelegentlich durch Tirol zogen. Erst im Jahr 2009 – nach rund 150 Jahren – wurden wieder Wölfe in den heimischen Wäldern nachgewiesen. Seit damals gibt es Jahre, in denen es zu Wolfsmeldungen gekommen ist genauso wie Jahre ohne.
Von 2009 bis Dezember 2019 wurden in Tirol 25 Wölfe entweder durch DNA-Analyse oder Fotos nachgewiesen, alleine 2020 waren es 10 verschiedene Wölfe. Rund 250 Schafe und Ziegen wurden 2020 von Wölfen und anderen großen Beutegreifern wie Bär, Luchs und Goldschakal gerissen. Aber auch dieses Jahr kam es bereits zu Rissen durch Wölfe. Unter anderem Wurde ein Wolf bereits im Jänner in Zams nachgewiesen, im Feber im Wipptal, im Mai in Ehrwald und Neustift. Fotos gibt es von einem Wolf in Pertisau. Meldungen über Wölfe in weiteren Bezirken sind noch in Abklärung.
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Das Problem mit dem Wolf
In den vergangenen Jahren wurde der Lebensraum für Wildtiere immer kleiner und der Mensch breitete sich immer weiter aus. Es gibt kaum mehr ungestörte Gebiete und nicht genug Nahrung für den großen Beutegreifer. Der Wolf ist ein Fleischfresser, der sich normalerweise vom Wild ernährt.
Allerdings reißt er auch immer wieder Nutztiere, was natürlich zu Konflikten führt. Das natürliche Verhalten des Wolfs steht im Widerspruch zu den menschlichen Landnutzungsinteressen und Gewohnheiten sowie der Land- und Forstwirtschaft, bei der Jagd, der Freizeitgestaltung oder im Tourismus.
Stimmen pro und contra Wolf
In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Stimmen laut, die sich gegen eine Wolfspopulation in Tirol aussprechen. Gleichzeitig gibt es aber auch jene, die sich für die Ansiedlung aussprechen.
Große Fürsprecher für den Wolf sind der Naturschutzbund und der WWF (World Wide Fund For Nature). Für ihn ist der Wolf eine einheimische Tierart und gehört zu den heimischen Ökosystemen. Allerdings würde es ein gutes Wolfsmanagement benötigen, um ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf zu ermöglichen.
"Es braucht Aufklärungsarbeit, Finanzierungsmodelle für den Herdenschutz und eine bessere Schadensabgeltung. Hier ist die Politik gefordert." (WWF Österreich)
Wölfe jagen im Normalfall Jungtiere, alte und kranke Tiere. Damit erfüllt der Wolf eine wichtige ökologische Funktion. Gesunde, in der Natur aufgewachsene Wölfe, die nicht vom Menschen angefüttert wurden, haben in der Regel kein Interesse am Menschen und gehen ihnen aus dem Weg.
Allerdings ist die Zahl der Wolfsgegner in Tirol wesentlich stärker. Vor allem die Tiroler Land- und Almwirtschaft macht sich gegen den Wolf stark. Dazu wurde der Verein Alm ohne Wolf mit dem Vereinsobmann Josef Hechenberger gegründet. Josef Hechenberger ist auch Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer. Auch der Tiroler Nationalratsabgeordnete Hermann Gahr (ÖVP/Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft) spricht sich immer wieder gegen den Wolf in Tirol aus. Immer wieder übergab er im Nationalrat eine Petition gegen den Wolf in Tirol. Er sieht im Wolf eine Gefahr für Tiroler Almen.
"Der Tierschutz und das Tierwohl werden in dieser Diskussion erstaunlicherweise völlig außer Acht gelassen." (Hermann Gahr)
Wolf hat in der EU Schutzstatus
Der Wolf ist gemeinsam mit den beiden anderen großen Beutegreifern Bär und Luchs in der sogenannten FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU) geschützt. Die Richtlinie 92/43/EWG dient dem Erhalt der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Sie ist eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union (EU). Da der Schutzstatus des Wolfes nicht in allen Ländern gleich ist, kann dieser auch in Österreich herabgestuft werden.
Im Juni 2020 stellte der Europäische Gerichtshof (EuGH) fest, dass Wölfe auch dann zu schützen sind, wenn sie außerhalb ihres natürlichen Lebensraums, also in Siedlungen und Dörfern, vorzufinden sind.
In diesem Zusammenhang werden immer wieder Forderungen laut, dass es im Rahmen einer Wolfsstrategie leichter sein müsse, Problemwölfe zu entnehmen.
Auch in internationalen Abkommen (beispielsweise in der Berner Konvention) gilt der Wolf als streng geschützte Tierart.
Das Land Tirol erwägt eine Klage vor dem EuGH zur Erlangung einer Gleichbehandlung Österreichs gegenüber anderen Staaten, wie Finnland, Polen und Griechenland, in denen der Schutzstatus des Wolfes geringer ist. Dazu soll das Land Tirol ein Rechtsgutachten zum Schutzstatus des Wolfes unter der FFH-RL in Auftrag gegeben haben (Quelle: weidwerk).
Maßnahmen für das Zusammenleben mit dem Wolf
Seit 2012 gibt es in Österreich ein Wolfsmanagement. Mit diesem soll
- der Schutz des Wolfes in dem nach den Bestimmungen der Fauna‐Flora‐Habitat‐Richtlinie, sonstigen internationalen Übereinkommen und der nationalen Gesetze erforderlichen Umfang und
- die Gewährleistung eines möglichst konfliktfreien Zusammenlebens mit dem Wolf unter Berücksichtigung der Interessen der unterschiedlichen Landnutzer (z.B. Land‐ und Forstwirtschaft und Jagd) sowie des Naturschutzes.
Zu den Maßnahmen zählen unter anderem der Einsatz von einer Koordinierungsstelle, Schadensbegutachter und einer Schadensregelung, Einsatz von Präventionsberatern und einem Eingreifteam, Monitoring, eine Beratungsstelle für Herdenschutz und Öffentlichkeitsarbeit.
Ein internationales Team setzt sich im Rahmen des Projekts Life Wolfalps mit dem Wolf auseinander. An diesem EU-Projekt sind die Länder Italien, Frankreich, Österreich und Slowenien beteiligt. Bis 1. Juni gab es eine Umfrage zur Einstellung und Meinung zum Wolf.
Besondere Maßnahmen in Tirol
- Für 2020/21 stehen vom Land Tirol eine Millionen Euro für Herdenschutzmaßnahmen zur Verfügung.
- Einführung einer Planstelle zur Koordination von Herdenschutzpilotprojekten
- Zahl der AmtstierärztInnen wird aufgestockt: Sie sind auch für das Monitoring und Rissbegutachtungen zuständig.
Herdenschutzmaßnahmen in Tirol
In Tirol gibt es aktuell mehrere Projekte zum Schutz der Herden auf den Almen:
- Auf dem Sonnenplateau und in der Region Pfunds-Spiss begleitet Tag und Nacht jeweils ein Hirte die Schafherde. Nach dem Almensommer soll dieses Projekt ausgewertet werden: Herdenschutz geht im Oberen Gericht in Pilotphase
- In Tösens wurde ein Kompetenzzentrum für Herdenschutz errichtet. Auch Lamas können zum Schutz von Schafherden eingesetzt werden.: Tiroler Kompetenzzentrum für Herdenschutz im Oberland
- Eine weitere Möglichkeit zum Schutz von Herden ist die Anbringung von elektrischen Schutzzäunen. Diese können auch über das Land Tirol gefördert beziehungsweise ausgeliehen werden.
- Eine Erfindung aus Osttirol das "Wolfvergrämhalsband“, ein Patent der Firma Brainflash aus Lienz soll dabei helfen, die Schafe vor Wolfsangriffen zu schützen: Erfindung aus Osttirol könnte Gefahr für Weidevieh durch Wölfe bannen und hier Das Wolf-Abwehrhalsband von Michael Eder
Aktuelle Umfrage
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Externer Link: Wolfsmanagement Österreich 2012
Externer Link: Die Rückkehr des Wolfs


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