Kläranlage Traismauer
"Wir machen die Donau besser"
Abwasserverbands-Chef Christian Liendl über das Klären, die Bakterien, den Schlamm und warum er überlegt, eine Klage einzubringen.
ATZENBRUGG / ZWENTENDORF / TRAISMAUER / ZENTRALRAUM NÖ. "Wir führen hier eine der effizientesten Kläranlagen im deutschsprachigen Raum", führt Christian Liendl, seines Zeichens Geschäftsführer des Abwasserverbands an der Traisen aus. Und trotzdem ist er sauer. Stinksauer.
Wie die Bezirksblätter Ende Juli berichtet haben, sollen auf der Donau auf der Höhe des Hafens Traismauer Fäkalien gesichtet worden sein. Im Zuge der Recherchen hieß es auch, dass die Kläranlage in diesem Bereich das ihrige dazu beitragen würde und die Leute zwar immer glauben, dass alles, was vom Haushalt in die Kläranlage reinkommt, am anderen Ende als Trinkwasser rauskommt. Und diesen Vorwurf will Liendl so nicht stehen lassen und überlegt die Einbringung einer Rufschädigungsklage. Doch zuvor gab's für die Bezirksblätter exklusive Einblicke in das zehn Millionen Euro teure Werk an der Traisen.
Weg mit Binden, OB & Co
Theoretisch könnten am Standort Abwasser von 280.000 Einwohnern verarbeitet werden, tatsächlich werden jedoch jene von 200.000 Menschen geklärt. Wie das funktioniert? Die ankommenden Gewässer werden mittels Rechenanlage und anschließendem Sand- und Fettfang gereinigt. Übrig bleiben bis zu 500 Tonnen Material jährlich,
"der Großteil davon sind Damenhygieneartikel, die in die Toilette geworfen werden",
zeigt Liendl. In den drei Vorklärbecken werden die Abwasser von Feststoffen gereinigt, der Schlamm kommt in die Faulanlage. Im Hebewerk wird das vorgereinigte Abwasser mit dem Rücklaufschlamm aus den Nachklärbecken in die biologische Reinigungsstufe gepumpt.
Und dann wird belebt: "Eine Vielzahl an Bakterien wird hinzugefügt", so der Geschäftsführer, dass nach der sogenannten Nachklärung das gereinigte Abwasser in die Donau gepumpt wird. Jedoch befinde sich der Ablauf nicht beim Hafen Traismauer, sondern viel weiter östlich. Und genau aus diesem Grund könne die Aussage, dass die Kläranlage das ihrige dazu beitragen würde, widerlegt werden. Und auch deswegen, weil man hier strengen Richtlinien unterliegt und auch die entsprechenden Benchmarks vorweisen muss.
Dünger fürs Feld
Zuletzt wird dem Schlamm die Luft entzogen, ein Großteil der organischen Stoffe wird zu Methangas umgewandelt, aus welchem wiederum Strom erzeugt wird. Und der verbleibende Rest wird in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt.
1960 wurde der Abwasserverband "An der Traisen" durch die Gemeinden St. Pölten, Herzogenburg, Traismauer und Wilhelmsburg gegründet. Mittlerweile sind ihm weitere elf Gemeinden beigetreten – so auch Atzenbrugg und Zwentendorf.
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