Social distancing
Psychische Probleme bei Jugendlichen nehmen zu

Foto: panthermedia net - Miljan
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Jungen Menschen fehlt der Kontakt zu Gleichaltrigen. Schlafstörungen und Angstsymptome werden mehr.

URFAHR-UMGEBUNG. Das Corona-Virus hat viele hart getroffen. Auch die Jugendlichen leiden sehr unter den Auswirkungen der Pandemie. "Am meisten fehlt mir eigentlich die Schule – also der Präsenzunterricht. In der Klasse sitzen und in den Pausen mit meinen Mitschülern reden und scherzen", sagt Selina Reiter aus Feldkirchen. Die 17-Jährige hat wie viele Gleichaltrige das Gefühl, auf ihre Jugend verzichten zu müssen. "Neue Leute kennenlernen beim Fortgehen fällt beispielsweise momentan gänzlich weg", sagt sie. Eine Lösung, um heuer im Sommer trotzdem wieder Feste zu veranstalten, wäre ein Eintritt nur mit negativem Corona-Test. Die Feldkirchnerin würde sich jedenfalls testen lassen.

Kreative Projekte bei der Landjugend

Hanna Burgstaller, Bezirks-Leiterin der Landjugend Urfahr-Umgebung, merkt, dass die jungen Leute coronamüde werden. "Nach einem Jahr stehen wir wieder am selben Punkt: keine Veranstaltungen und möglichst keine Sozialkontakte. Man erkennt, dass die Menschen frustriert sind. Denn es wird immer schwieriger vorauszusagen, ab wann wir unser Jahresprogramm wieder normal umsetzen können", so Burgstaller. In vielen Ortsgruppen gebe es einen absoluten Veranstaltungsstopp. "Da ist es dann natürlich schwierig, wieder in Schwung zu kommen", sagt die Bezirksleiterin. Viele Ortsgruppen seien aber zum Glück sehr einfallsreich in Bezug auf Veranstaltungen. "Das sehe ich auch als die größte Chance oder den größten Vorteil: Die Landjugendlichen stellten zahlreiche kreative Projekte auf die Beine. Dazu ist auch die Wertschätzung gestiegen, dass in der Normalsituation überhaupt so viele Veranstaltungen für Jugendliche gemacht werden", sagt die Gramastettnerin. 

Mehr psychische Probleme

"Jugendliche gehen unterschiedlich mit social distancing um und verkraften dies auch auf unterschiedliche Weise. Der reduzierte persönliche Austausch mit Freunden, Zukunftsängste sowie fehlende Tagesstrukturen führen zu einem Anstieg von psychischen Problemen bei zahlreichen Kindern und Jugendlichen", erklärt Kathrin Mayr, Psychologin beim Jugendservice Oberösterreich. Vor allem Schlafstörungen, depressive Symptome und Angstsymptome würden aufgrund der Pandemie stark zunehmen. Fehlende Aktivitäten wie das Training im Sportverein, der Schulbesuch und der beschränkte Austausch mit Gleichaltrigen führe bei vielen zu einem Gefühl der Einsamkeit. "Miteinander reden und lachen geht zwar auch online, allerdings ist es für den Großteil der Jugendlichen kein Ersatz. Auch das Distance-Learning ist eine Herausforderung, die viel Energie kostet und Druck verursacht", so Mayr.

Offen über Ängste und Sorgen sprechen

Für Jugendliche ist der Kontakt laut Mayr besonders wichtig, da sie mitten in der Identitätsentwicklung stecken und den Vergleich benötigen. Zudem stellt in der Phase des Erwachsenwerdens die Loslösung vom Elternhaus eine wichtige Entwicklungsaufgabe dar, bei der ein soziales Netz außerhalb der Herkunftsfamilie bedeutend sei.
Damit Jugendlichen nicht die Decke auf den Kopf fällt, sollten sie an Strukturen festhalten. "Definierte Ziele und Zeitfenster für Schule und Freizeit schaffen Normalität und machen den Tagesablauf klar. In Konfliktsituationen sollte man den Kopf 'auslüften' bei einem Spaziergang oder einem Work-out", sagt die Psychologin. Wichtig sei auch, über Sorgen und Ängste zu reden: Den besten Freund anrufen, sich den Geschwistern anvertrauen oder ein offenes Gespräch mit den Eltern führen verschaffe oftmals Erleichterung. "Gemeinsam können die Sorgen und Probleme schnell ganz klein werden. Natürlich können sich Jugendliche auch an das JugendService wenden oder Fragen anonym in der Onlineberatung stellen", so Mayr.

Sich auf etwas freuen

Die Psychologin verweist auch auf die virtuellen Angebote: "Es gibt eine Vielzahl an Online-Angeboten zu den unterschiedlichsten Themen. Auf unserer Homepage unter jugendservice.at/stayhome finden Jugendliche zudem zahlreiche Ideen, wie man diese Zeit vielleicht auch positiv für sich nutzen kann", so Mayr. In dieser schwierigen Zeit kann es auch hilfreich sein, jeden Tag etwas einzubauen, worauf man sich freut. Das kann beispielsweise ein Stück Kuchen sein, ein spannender Film oder eine Back-Session.

Professionelle Unterstützung bei Suizidgedanken

Manchmal seien die Anzeichen für psychische Belastungen nicht auffällig oder eindeutig. Wenn Jugendliche ruhiger sind als sonst, traurig wirken, sich zurückziehen, ständig gereizt sind oder morgens nicht aus dem Bett kommen, können das Auswirkungen der belastenden Situation sein. Auch verändertes Essverhalten kann eine emotionale Krise anzeigen. Das JugendService des Landes OÖ ist mit der vertraulichen und anonymen Onlineberatung aber auch via Videocall für Jugendliche da. Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen können junge Menschen auch in das nächste JugendService in ihrer Nähe kommen. Wenn es dem Kind oder einem Freund sehr schlecht geht, ist es wichtig, da zu sein und zu unterstützen. "Besteht der dringende Verdacht auf Suizidgedanken sollte man das Kind oder den Jugendlichen nicht alleine lassen und sich umgehend professionelle Unterstützung holen", sagt Mayr.

Folgende Notrufnummern sind rund um die Uhr erreichbar:
Krisenhilfe OÖ - Hotline: 0732/2177 (auch Online-Beratung möglich)
Rat auf Draht - Hotline: 147 (auch Online- oder Chatberatung möglich)
Telefonseelsorge - Hotline: 142 (auch Mail- oder Chat-Beratung möglich)

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