Alte Bräuche
Vom Krampus, Pudelmuata und "Frisch und G‘sund"
Bräuche sind in der Steiermark noch vielerorts erlebbar: Tracht, Mundart, Tanz und Handwerk sind wichtige Bestandteile des steirischen Alltags. Auch das Brauchtum ist bei uns nicht wegzudenken, stark verbunden mit den vier Jahreszeiten und der Natur begleiten Bräuche von Frühling bis Winter die Lebensweise der Menschen.
Bräuche schaffen ein Gemeinschaftsgefühl und zeigen sich oft als Übergangsriten zwischen Jahreszeiten. Seit jeher sind die Jahreszeiten wichtige Abschnitte im Jahresverlauf, die mit Festen und Bräuchen begrüßt oder verabschiedet wurden. Der Brauch, das Neujahr mit lautem Treiben zu begegnen, geht auf alte Wurzeln zurück: Schon die Germanen haben mit Lärmen und Krachen den Jahreswechsel begrüßt, um böse Geister zu vertreiben. Heute wünscht man sich gegenseitig Glück mit Symbolen wie Rauchfangkehrer-Figuren, kleinen Hufeisen oder Münzen und Kleeblättern. Wer etwa ein Hufeisen geschenkt bekommt, muss es richtig hochbinden. Man hängt das Hufeisen nämlich mit den Enden nach oben, damit das Glück nicht herausfallen kann. Das Kleeblatt hingegen gilt allgemein als Glückszeichen aufgrund seiner Seltenheit, spiegelt aber auch die Kreuzsymbolik wider. Ja und dann wünscht man sich natürlich auch noch einen guten Rutsch.
Krampus, Nikolo und Perchten
Im gesamten Bezirk gab es wieder Anfang Dezember die beliebten Krampus–Umzüge. In Weiz war es dieses Jahr der bereits 65. Nikolomarkt. Immer öfters gibt es bei uns im Bezirk auch unzählige Perchtenläufe, teilweise leider schon Anfang November. Die Perchten sind Gestalten aus dem bayerisch-österreichischen alpenländischen Brauchtums. Diese lassen sich in zwei Gruppen zuordnen: den „guten“ Schönperchten und den „bösen“ Schirchperchten, die mit ihren umgehängten Glocken nach einer Sage den Winter – bzw. die bösen Geister des Winters – austreiben sollen.
Die Heilige Barbara
Im Zeichen der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, finden schon Anfang Dezember diverse Feste in den einstigen Bergbauorten der Steiermark statt. Den Höhepunkt bildet die Barbara–Feier mit dem dazu gehörenden Barbara–Tanz, dem feierlichen Barbara-Hochamt, der Bergparade und dem Ledersprung beim Barbara Frühschoppen, abgerundet durch den Geschmack des eigens dafür gebrauten Barbara–Biers.
Auf Herbergsuche
Bei der Herbergssuche wird eine Marienstatue von einer Familie zur nächsten getragen und kurze Andachten gehalten. Vor der Türe erbitten die „Herbergsuchenden“ mit dem Herbergslied um Einlass bei der neuen Familie.
Nach dem Einlass erhält die Marienstatue einen besonderen Platz in der Küche oder in der Stube, meist umrahmt von Blumen und Kerzen.
Turmblasen und Mitternachtsmette
An bestimmten Festtagen, namentlich den Vorabenden der Adventsonntage und besonders am Heiligen Abend vor der Christmette versammeln sich Bläserchöre bis heute auf einem Turm oder Erker einer Kirche und bringen meist Choräle zu Gehör.
Die Christmette ist vom Ursprung her das in der Heiligen Nacht gesungene Stundengebet der Kirche zum Weihnachtsfest. Heute ist damit meist die heilige Messe gemeint, die zu Weihnachten in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember gefeiert wird. Die Christmette gehört mit der Feier der Osternacht zu den beiden großen nächtlichen Feiern im Kirchenjahr.
Stefanie–Ritt
Bis heute ist der Stefanitag in Österreich mit der Pflege traditionellen Brauchtums verbunden. Klassischerweise gilt er als der Tag, an dem die Familie die Großeltern, weitere Verwandte oder Freunde besucht, um mit ihnen Geschenke auszutauschen. Die Wasserweihe und Salzsegnung am Stefanitag erinnert an die Taufe und damit auch an das Bekenntnis zu Christus. Vielerorts gibt es auch den Stefanie–Ritt mit anschließender Reiter–und Pferdesegnung.
Frisch und G‘sund
Schon am 28. Dezember davor ist soweit: Am Unschuldigen Kindertag ziehen die Kinder von Haus zu Haus und wünschen mit ihren Ruten ein gutes, glückliches sowie gesundes neues Jahr. Viele ältere Personen erwarten förmlich die Kinder, um in ein gutes neues Jahr starten zu können.
Aber Achtung: Nur bis 11 Uhr darf man mit seiner Rute den Erwachsenen Schläge mit der "Lebensrute" geben. Wer danach kommt, wird ins Ofenloch gesteckt, heißt es im Volksmund.
Die Pudlmuata
In der letzten Rauhnacht vom 5. auf den 6. Jänner zieht dann die Pudelmuata von Haus zu Haus.
„Griaß enk, mir san die Pudelmuatta. Wir wünschen eich ollen a guats neies Johr und bleibt´s schön G‘sund!“ - mit diesen Worten wird auch wieder in der Nacht zu Heiligen Dreikönig die "Pudelmutter" um die Häuser ziehen. In der letzten der zwölf Rauhnächten ziehen sie stumm umher, um den Leuten Nüsse, Äpfel und Mandarinen wortlos durch die Tür ins Haus "pudeln" lassen.
Mit dem gleichnamigen Hund, dem Pudel, hat dieser Brauch allerdings nichts zu tun. Der Name kommt von der gebückten Haltung, des alten Weibleins, das sehr gebückt oder eben "pudelnd" um die Häuser zieht. Mit einem tief ins Gesicht gezogenem Kopftuch will die "Gestalt der Finsternis" unerkannt bleiben.
Ursprünglich war der Brauch für den Nachwuchs armer Eltern gedacht, um den Kindern Freude zu bereiten. Sie bekamen Naschereien, die sich ihre Eltern nicht leisten konnten.Alles geht schnell von dannen. Erst wenn die Lichter ausgeschaltet sind betritt die Pudelmutter das Haus. In der finsteren Küche oder dem Wohnzimmer lässt sie ihre Gaben auf den Boden „pudeln“ (rollen). Gleich danach macht sie sich wieder auf den Weg, damit sie nicht erkannt wird. Die Naschereien werden von den Kindern aufgesammelt und oft gleich gegessen.Die Pudelmutter wurde in den Haushalten erfreut aufgenommen und Kinder sowie Eltern waren begeistert.
Im Dreiländerbereich erschien die Pudelmutter gelegentlich auch am Christtag, um als weiß gekleidetes Mütterchen (meist mit weißem Tuch) die Funktion des Christkindes zu erfüllen.
Die Heiligen Drei Könige
Als Heilige Drei Könige oder Weise aus dem Morgenland bezeichnet die christliche Tradition die erwähnten „Sterndeuter“, die durch den Stern von Betlehem zu Jesus geführt wurden. Die in der Westkirche verbreiteten Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden erstmals in Legenden des 6. Jahrhunderts erwähnt. Unzählige Kinder ziehen bei uns wieder vom 27.12.19 bis 6.1.2020 durch Stadt und Land.
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