Wiki, Wiki!
Haben Sie schon einmal bei Wikipedia nachgeschaut, um einen Sachverhalt zu klären? Vermutlich haben Sie. Es ist ein faszinierendes Werk kollektiver Wissenskonstruktion.
Ich hab seinerzeit mehrere zehntausend Schilling ausgegeben, um mir den Großen Brockhaus zu kaufen. Mein Arbeitsalltag verlangt nach einer gut sortierten Handbibliothek, die immer greifbar ist.
Damals hatte ich mit Buchhändlerin Helga Plautz noch diskutiert, ob ich die traditionelle Buchform nehmen soll, oder die schon verfügbar CD-Version. Ich habe mich natürlich für die Bücher entschieden. Wie Canettis Peter Kien („Die Blendung“) könnte man mich dereinst in Büchern begraben. Ein Stapel CD ist absolut unsinnlich.
Der Brockhaus ist das Werk von Experten. Wikipedia ist dagegen eine kollektive Anstrengung, an der sich alle interessierten Menschen beteiligen können. Ich halte das für eine faszinierende Erfahrung. Es erinnert uns an den Umstand, daß Wissen zu den wunderbaren Dingen gehört, die nicht weniger werden, wenn man sie teilt.
Es geht aber auch um die Frage, ob ich mich anderen Leuten, fremden Deutungseliten, anvertraue, oder ob ich mich selbst als Wissender ermächtige. Verkürzt: Muß ich mir dauernd etwas sagen lassen oder weiß ich selbst etwas?
Freilich stellt sich im Internet mehr als sonstwo die Frage, was eine Information taugt. Wie gesichert ist das Wissen? Eine Frage der Zertifizierung. So haben sich bei Wikipedia inzwischen Regelsysteme und Prüfverfahren herauskristallisiert.
Das heißt praktisch, Sie können jederzeit etwas dazu tun, etwas einschreiben. Aber es sehen Ihnen dabei Menschen über die Schulter und greifen Ihnen gegebenenfalls dazwischen. Ob es bloß um Tippfehler geht, ob sachliche Fragen anfallen, es kann aber auch sein, daß sich ein kleiner Krieg der Eitelkeiten entspinnt.
Doch im Falle eines „Edit War“, eines Redaktionskrieges, gibt es nächst höhere Instanzen, die so etwas abstellen können. Außerdem gibt es zu jedem Beitrag eine Diskussionsleiste, wo man seine Argumente vorbringen kann. Ferner macht eine detaillierte Versionsgeschichte nachvollziehbar, wer was an einem Beitrag geändert hat.
Wikipedia ist natürlich nicht nur Informationsquelle und Wissens-Pool, dieses Docuverse ist auch Bühne und Schaufenster. Man sorgt für Sichtbarkeit, wenn man für ein Thema, Projekt, Vorhaben auf Wikipedia Evidenz hergestellt hat.
Außerdem macht kaum eine Anwendung besser deutlich, was Hypertext bedeutet. Jeder interessante Begriff in einem Text kann eine Link beinhalten, eine Verknüpfung, die zu einer anderen Stelle im Wiki oder generell im Web führt.
Übrigens, Wiki ist das hawaiianische Wort für „schnell“ und hat sich – auch in der Version „Wikiwiki“ -- bei uns als Fachbegriff für so ein Hypertext-System eingeführt, an dem beliebig viele Menschen teilnehmen können. Internetadressen beginnen meist mit dem Kürzel „http“. Das steht für Hypertext Transfer Protocol, meint also ein Übertragungsprotokoll (Regelwerk) für Hypertext. Der Teil www steht für World Wide Web. Das ist einer von mehreren Diensten im Internet.
So bieten sich uns allerhand Möglichkeiten zu Teleworking und Telepräsenz, also zum Überbrücken räumlicher Distanzen bei kollektiver Arbeit, wie sie etwa die aktuelle „Kulturspange“ darstellt. Mit diesem Teilprojekt führt Kunst Ost die Kulturarbeit weiter, verbindet mehrere Ereignisorte im Dialog von Österreich, Bosnien und Serbien.
+) Kunst Ost auf Wikipedia [link]
+) Die Kulturspange [link]
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