100 Jahre Adolf Haas
Wurzeln reichen 100 Jahre zurück
Das Geschäft von Adolf Haas in Weiz birgt eine lange Geschichte mit vielen Weggabelungen.
Schon beim Betreten des Geschäftslokales in der Weizer Dr. Karl-Renner-Gasse riecht man die verschiedenen Düfte von Kaffee und Tee und wird in die lange Geschichte des Gebäudes und des Familienunternehmens entführt. Das Geschäft von Adolf Haas könnte man fast als Kuriositätenladen bezeichnen, wären da nicht die vielen modernen Dekoartikel, Kaffee- und Teesorten, Schokolade, Essig, Kerzen und Destillate – und vor allem das nette Personal.
Eine Geschichte der Lebzelter und Wachszieher
Bereits in dritter Generation führen Adolf und Eva Haas das Familiengeschäft in Weiz. Begonnen hat die Geschichte des Familienbetriebes vor genau 100 Jahren am Weizer Hauptplatz, als Adolf Haas Senior-Senior – der Großvater des heutigen Besitzers Adolf Haas – im Jahr 1920 das Gasthaus sowie die Lebzelterei und Wachszieherei übernommen hat. Das Gasthaus mit der Aufschrift „Adolf Haas vormals Probst“ gibt es heute so nicht mehr, inzwischen hat sich eine Pizzeria darin eingemietet. Doch der Verkauf von Waren aller Art hat schon damals begonnen, denn: "Am Haus am Hauptplatz gab es noch die sogenannte „Maria-Theresien-Konzession“, die meinem Schwiegervater übertragen wurde", weiß Melitta Haas, die 90-jährige Schwiegertochter des ehemaligen Grüners. Sie erzählt von der uralten Konzession, die es erlaubt hat neben dem Gastbetrieb auch alle Sorten von Waren zu verkaufen – so entstand die Leidenschaft für das Handels- und Dienstleistungsgeschäft der Familie Haas.
Seite 1921 werden außerdem in der hauseigenen Obstbrennerei in der Bismarckgasse steirische Äpfel, Birnen, Zwetschken, Marillen, Vogelbeeren, Himbeeren usw. destilliert. Ein weiteres Gewerbe der Familie Haas ist das Ölpressen, dass bereits Adolf Haas Großvater im 1. Weltkrieg in Italien gelernt und in Weiz weitergeführt hat – damals noch mit dem sogenannten Ripsöl (heute Rapsöl).
Weg vom Gasthaus hin zum Handelsgut
Nach dem Tod des Großvaters hat Adolf Haas Senior, der Sohn des Gründers, schon in jungen Jahren die Geschäfte übernommen, mit der Hilfe seiner Mutter Sophia und später seiner Frau Melitta, die 1952 die Buchhaltung, Verrechnung und Einkauf gemanaged hat. "Als wir im Jänner 1953 mit dem neuen Geschäft in der Herrengasse begonnen haben, verkauften wir hauptsächlich Produkte, die wir selbst produzierten, wie z.B. Kerzen, Lebzelt, Essig, Schnaps und Most. In Graz gab es einen Kolonialimport. Für die Eröffnung wollten wir etwas Besonderes anbieten und baten den Vertreter um eine Lieferung von zwei Schachteln Manner Wafferln. Sonst gab es eigentlich nicht viel", erzählt die rüstige Rentnerin, die ihrem Sohn heute noch beratend zur Seite steht. Daneben besucht sie noch leidenschaftlich gern Malkurse. "Fit hält mich das Malen und die Arbeit. Nur ja nicht aufhören, sonst sitzt man den ganzen Tag nur herum", so die 90-Jährige.
Heutige Situation
Von der ehemaligen Lebzelterei und Wachszieherei ist heute nur noch der Handel und Verkauf von maßgefertigten Kerzen aller Art, sowie individuell verzierte Tauf-, Hochzeits- und Trauerkerzen, geblieben. Was die Familie Haas bis heute selbst herstellt, ist der selbst gebrannte Schnaps.
Trotzdem finden sich im geschichtsträchtigen Laden von Adolf Haas Junior bis heute Raritäten und handgemachte Spezialitäten. "Wir legen viel Wert darauf, dass wir uns von anderen, großen Ketten unterscheiden und wollen etwas Persönliches und Besonderes anbieten", so Eva Haas, über ihre bunte Mischung aus regionalen Produkten und internationalen Spezialitäten, die man nicht überall findet. Neben der großen Auswahl zählen für Familie Haas vor allem auch persönliche Beratung und Dienstleistung bis hin zur Geschenks-Verpackung. Von Bonbonsträußen, individuellen Kerzenverzierungen (Taufe, Hochzeit, Trauer), selbstgemachten Schultüten oder Oster- und Krampussackerkerl – ist hier für jeden Geschmack etwas dabei. "Wird sind sehr froh, Mitarbeiter zu haben, die sich selbst mit dem Betrieb identifizieren und auch immer wieder mit neuen Ideen einbringen", so Adolf Haas.
"Wichtig ist es auch immer mit der Zeit zu gehen", ergänzt Adolf Haas Junior. Vor drei Jahren wurden daher die Fassade modernisiert – mit dem Aspekt den alten Charme zu bewahren und ihr einen modernen Touch zu geben. Auch die Schaufenster sind neu, bis auf die Holz-Waben: "Die sind noch immer vom alten Wachszieher-Handwerk geblieben." Heuer kann corona-bedingt leider keine Jubiäumsfeier stattfinden, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
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