Nahversorgung ist unersetzlich
Naheliegend (III): Pölzer Spezialitäten
Derzeit geistert der Slogan „Support your local scene!“ durch die Medien. Im engeren Kreis finde ich Appelle, wenigstens laufend das Mittel der Erwähnung zu nutzen und so Aufmerksamkeit für jene zu verdichten, die ihre Arbeit in nächster Nähe tun, so beitragen, jenen Lebensraum lebendig zu gestalten, in dem ich zu Hause bin.
Nun könnte ich via Social Media regelmäßig kleine Slogans raushauen. „Kauft bei Tino!“ ginge ja, auch wenn der Betrieb eigentlich „Pölzer Spezialitäten“ heißt. Okay, das hinkt jetzt noch, würde als Pölzer-PR wohl nicht klappen und manchen eher als Werbung für eine Pizzeria erscheinen. Aber ich will es sowieso anders angehen. Mit G’schichterln!
Meine Motive, möglichst viele der nötigen Einkäufe regional zu tätigen, sind nämlich nicht vernünftig begründet, auch wenn ich weiß, was Begriffe wie Wertschöpfung, Kreislaufwirtschaft etc. bedeuten. Meine Motive liegen in den persönlichen Begegnungen; in einem Klima des vertrauten Umgangs, selbst wenn ich bei etlichen Leuten bloß das Gesicht einem konkreten Betrieb vor Ort zuordnen kann.
Gut, mit Tino Pölzer liegt die Sache ganz anders. Den kannte ich schon, da war er noch kein Produzent von Essig. Und Senf. Und Bier. Aber das kam dann schillernd dazu.
Zugegeben, ich bin ein Essig-Junkie. Ich schlucke davon quer durchs Jahr erhebliche Mengen. In meiner Küche ist stets ein großes Zweiliter-Gebinde mit konventionellem Hesperidenessig vorrätig, umgeben von kleineren Flaschen und Fläschchen, die in sehr verschiedene Ecken von Geschmackswelten verzweigen.
Geschmäcker! Darum geht es mir. In der Verwendung von Essig bin ich aber nicht immer dezent. Da gehe ich manchmal bis an die Schmerzgrenze. Kürzlich kam es via Facebook zu einer launigen Essig-Debatte. Den Auftakt ergab folgende Notiz:
wolf the wizard hat eben meine salat-praxis revidiert. (ich hab das thema eßkultur viel zu lange vernachlässigt.)
1. Salz ["sparsam", aber ausreichend...] ...durchrühren
2. Essig ["weise"] ...durchrühren
3. Öl ["verschwenderisch"] [denn merke: wenn erst öl dann rutscht der essig ab!] ...finales rühren
Dazu merkte die Bäuerin Carmen D. Dreier-Zwetti an: „Um einen guten Salat anzurichten braucht man vier Charaktere: einen Verschwender für das Öl, einen Geizhals für den Essig, einen Weisen für das Salz, einen Narren für den Pfeffer (Francois Coppee).“
Tino Pölzers Replik (zur Erheiterung von Carmen): „einen Temperamentvollen zum Umrühren“. Dazu kam Publizist Martin Novak: „Wenn Du die Bestandteile der Marinade nicht nacheinander einzeln über den Salat verteilst, sondern sie vorher in der Schüssel oder gesondert vermengst, stellt sich das Abrutsch-Problem nicht. Diese Zubereitungsmethode ist m. E. die einzige echte Schwäche der italienischen Küche.“
Schließlich ergänzte Carmen noch: „was auch gut ist, ist wenn man sich ein bissl mehr zusammenschüttet in einer kleinen flasche (da sind die sonst komplett idiotischen saucenflaschen gut zum hernehmen) und im kühlschrank hat. so zum - hokus-pokus - herauszaubern. lässt sich auch gut durchschütteln und wird irgendwie sämiger, die salatsauce.“
Ahnen Sie nun, warum mir an einem eher vertrauten bis vertraulichen Umgang mit den Menschen liegt, wenn ich über Einkäufe nachdenke? Es ist sehr gesellig! Nun kaufe ich nicht direkt bei Tino, denn uns trennen ein paar Kilometer, die mir als Fußweg zu anstrengend erscheinen. Aber im Stadtzentrum finde ich eh allerhand beim Gregor Mörath, den ich gerne von seiner Arbeit abhalte, wenn ich ins Geschäft komme. Doch davon später.
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