Maßnahmenplan
Ärztekammer will mit zehn Punkten Wiener Spitäler retten
Die Wiener Ärztekammer fordert mehrere Maßnahmen für die Verbesserung der derzeitigen Lage in Wiener Spitälern. Die Punkte liegen der BezirksZeitung vor, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fand keine positiven Worte über den Zehn-Punkte-Plan.
WIEN. Vor einigen Tagen diskutierten zum ersten Mal live im Fernsehen Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Ärztekammer Wien-Vize Stefan Ferenci über die derzeitige Lage in Wiener Spitälern. In der Sendung "Newsroom LIVE" bei "Puls 24" überreichte Ferenci Hacker seinen Zehn-Punkte-Plan, in dem Ideen und Vorschläge enthalten seien, wie man "Spitäler wieder zu einem attraktiven Arbeitsplatz machen kann".
Tage später wurden die Details einigen Medien zugespielt - der Plan liegt auch der BezirksZeitung vor. Eine Maßnahme, die bereits im Mai präsentiert wurde, ist eine Rückkehr- und Bleibeprämie in Höhe von jeweils 24.000 Euro:
Ferenci schreibt im Plan, dass Wien die lebenswerteste Stadt der Welt ist und zu Recht erwarten Wienerinnen und Wiener ein Gesundheitssystem, das diesem Ruf gerecht wird. "Leider zeichnet sich in den letzten Jahren eine gegenläufige Entwicklung ab", so Ferenci. Der Zehn-Punkte-Plan stammt aus der großen Umfrage unter angestellten Ärztinnen und Ärzten.
Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden
Eine weitere Maßnahme sind bessere Arbeitsbedingungen für Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Die Ärztekammer Wien fordert dabei eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich, wobei sich die Ausbildungsdauer dadurch nicht verlängern darf.
Weitere Punkte sind:
- Transparente Personalbedarfsplanung
- Organisationsreform des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGev)
- Ausbildungsoffensive
- Bürokratieabbau und Digitalisierung
- Ausbau der Sonderklasse
- Klare Strukturen für die Zukunft des AKH Wien
- Modernes Management für moderne Spitäler
- Neuaufstellung der Gesundheitsplanung in Wien
"Die Kurie angestellte Ärzte sieht sich deshalb dazu gezwungen, den öffentlichen Druck wieder aufzubauen, mit dem Ziel ein öffentliches Problembewusstsein zu erzeugen und eine rasche Aufnahme der Verhandlungen zu erwirken", heißt es auf der Website der Ärztekammer Wien.
Hacker: Wochenstundenreduktion kein Thema
In einem ersten Statement gegenüber "Krone.at" fand Gesundheitsstadtrat Hacker nur wenige positive Worte. "Der Wiener Gesundheitsverbund hat rund 30.000 Mitarbeiter. Wenn wir jetzt nur die Bleibeprämie bezahlen, dann kommen wir auf über 700 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr. Österreichweit könnten es sogar knapp vier Milliarden Euro werden. Das ist im Gesundheitsbudget derzeit einfach nicht drin. Aber ich habe es dem Finanzminister auf jeden Fall einmal ausgerichtet. Die Forderung liegt bei ihm bereits auf dem Tisch", so Hacker.
Die 32-Stunden-Woche sieht Hacker auch skeptisch: "Das ist eine Angelegenheit der Gewerkschaften", die jedoch diese Forderung noch nicht gestellt hätten. Und die Wochenstundenreduktion sei derzeit kein Thema: "Wenn wir ohnehin zu wenig Personal haben, dann bedeutet eine Arbeitszeitreduktion einen höheren Personalbedarf. Da ist es auch mit einer Rückkehrprämie nicht getan. Wen sollen wir denn zurückholen? Wir haben keine unerschöpflichen Quellen an Menschen, die in diesem Beruf schon ausgebildet sind. Diese Forderung ist rein populistisch und eine Verkennung der Realität", so Hacker im Zeitungsinterview.
Die Debatte könnte noch weiter für Aufregung sorgen, denn: Während der Wiener Gesundheitsstadtrat gegen die Arbeitszeitverkürzung ist, propagiert die Bundes-SPÖ unter dem neuen Vorsitzenden Andreas Babler genau diese. Einigkeit dürfte in der SPÖ derzeit nicht die oberste Priorität sein.
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