"Möglich bis 2028"
Grüne wollen Wienfluss zur "Oase der Stadt" machen
Mehr Fische, mehr Grün, ein Radweg bis in die City: Die Wiener Grünen wollen dem Wienfluss ein neues Gesicht verpassen. Nicht zuletzt sei jetzt die beste Gelegenheit, da derzeit bis 2028 der Wientalkanal ausgebaut wird. Im Hans-Moser-Park in Hietzing präsentierte die Partei ihre Vision einer "Wienfluss-Oase mitten in der Stadt".
WIEN. Ein grüner Rückzugsort vom Auhof bis zum Donaukanal – das soll bis 2028 aus dem derzeit eher unscheinbaren Wienfluss werden. Das haben jedenfalls die Wiener Grünen geplant. "Die Klimakrise erfordert neben Maßnahmen zur Abkühlung in der Stadt auch mehr Mut für eine Mobilitätswende. Nutzen wir den Wienfluss für einen durchgängigen Fuß- und Radweg vom Zentrum bis zum Wienerwald", fordert Kilian Stark, Planungs- und Mobilitätssprecher der Grünen Wien.
Eine wichtige Grundvoraussetzung für dieses Vorhaben sei der derzeit stattfindende Ausbau des Wiental-Kanals bis 2028. Im Rahmen dessen soll der Abwasserkanal, der derzeit von der Urania im ersten Bezirk bis nach Margareten verläuft, um insgesamt 8,5 Kilometer verlängert werden.
So würde künftig sichergestellt, dass sich die Wasserqualität des Wienflusses erheblich verbessern würde. Denn bei Hochwasserereignissen könnten dann keine Kanalabwässer mehr in den Wienfluss gelangen.
"Diese Chance muss genutzt werden"
Diese einmalige Chance müsse nun genutzt werden, wie Peter Kraus, Parteivorsitzender der Grünen Wien, betont. "Die Bahn ist jetzt frei für einen Wienfluss als Natur- und Erholungsraum für Menschen, Pflanzen und Tiere. Davon profitieren nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner der acht Anrainerbezirke, sondern das gesamte Stadtklima", zeigt sich Kraus überzeugt.
Die Planung und Gestaltung des "neuen" Wienflusses soll laut der Partei dabei unter vier bestimmten Vorgaben erfolgen:
- Durchgängige Renaturierung von Auhof bis Donaukanal: "Wiederherstellung der Natur durch Strukturierung des Bachlaufs mit unterschiedlichen Elementen (Störsteine, Inseln, Querbauten, etc.), Pflanzung von Strauchweiden sowie Schilfpflanzen und Gräser. Durch die Begrünung und Abkühlung durch stärkere Verdunstung wird die Kaltluftschneise (Freigehaltene Flächen, die zur Versorgung der inneren Stadtbezirke mit zirkulierender Luft dienen, Anm.) bis in den 1. Bezirk unterstützt."
- Schaffung eines Naherholungsraums für die Wienerinnen und Wiener: "Insbesondere für den 1., 3., 4., 5., 6. sowie den 12., 13., 14. und 15. Bezirk. Attraktive Sitz- und Ruhebereiche sollen geschaffen werden. Größere Strauchweiden sollen Schatten bieten."
- Natur- und Artenschutz in der Stadt: "Durch die Strukturierung des Wasserlaufs mit unterschiedlichen Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten entstehen Lebensräume für unterschiedliche Lebewesen. Die Schwellen, die aktuell den Fischaufstieg verunmöglichen, werden durch flachere, überwindbare Rampen ersetzt. Die ursprüngliche Funktion des Wienflusses als natürliche Verbindung zwischen Donau und Wienerwald und seinen Bächen wird wiederhergestellt und Tiere können wieder entlang wandern."
- Fußweg und Radweg von Auhof bis Naschmarkt (bei Platzmangel gegebenenfalls an den Stützmauern): "Über zehn Kilometer kreuzungsfreies, sicheres Radfahren machen das Pendeln mit dem Rad und das Zufußgehen reizvoller."
Bei der Herausarbeitung ihrer Pläne haben sich die Wiener Grünen auch am kurzen, bereits renaturierten Stück des Wienflusses orientiert. So wurde 2013 damit begonnen, den Abschnitt zwischen Nikolaisteg und Halterbachmündung zu revitalisieren.
Seither hat sich hier einiges getan: Insgesamt acht verschiedene Fischarten, etwa die Bachforelle, und mehr als 60 Arten von Insekten, Schnecken und Krebsarten leben hier heute. "Damit möchten wir verdeutlichen, dass es sich nicht um eine Utopie handelt. Unser Vorhaben ist umsetzbar", untermauert Stark.
Erstmals Pläne bereits 1995
Außerdem hat es zur Renaturierung des Wienflusses bereits in den Jahren 1995 und 2001 Vorstöße seitens der für die Wiener Gewässer zuständigen Magistratsabteilung 45 gegeben. In einer 2001 veröffentlichten Broschüre zum Wienfluss der MA 45 heißt es etwa: "Durch die Errichtung eines Fuß- und Radweges direkt am Wienfluss könnte eine hochwertige, bezirksverbindende Route von der Innenstadt bis zum Wienerwald geschaffen werden."
Doch wieviel würde das Projekt kosten? Diese Frage können die Grünen nicht vollends beantworten, aber: "Wir haben uns Referenzprojekte angesehen und der derzeitige Ausbau des Wientalkanals kommt auf ungefähr 200 bis 250 Millionen Euro. Für die Renaturierung des Wienflusses sehen wir die Kosten in einem ähnlichen Segment", so Stark.
Gespräche mit der Stadt hätte es bisher noch nicht gegeben. Aber: "Wien hat mit dem Wienfluss ein ökologisches Geschenk, das mitten durch die Stadt fließt. Die Stadtregierung muss ihn als solches begreifen und rasch handeln", fordert Kraus.
MA 45: "Von einer Umsetzung weit entfernt"
Die MA 45 – Wiener Gewässer erteilt dem Projekt jedoch vorerst eine Absage: "Die aktuell vorgelegten Pläne der Grünen Wien zu einer möglichen Renaturierung des Wienflusses und des Wienflussbeckens auf der gesamten Strecke vom Auhofbecken bis zum Donaukanal sind schön gemachte Visualisierungen, die jedoch von einer möglichen technischen Umsetzung weit entfernt sind."
Denn im innerstädtischen Bereich zwischen den Mauern steigt, im Falle eines größeren Hochwassers, der Wasserstand des Wienflusses in wenigen Minuten auf mehrere Meter. Jegliche Einbauten, so auch Sitzgelegenheiten und Sträucher, würden dann "weggerissen und fortgespült" werden.
Im äußeren Bereich des Wienflusses, wo der Wienfluss nicht durch die historischen Mauern begrenzt ist, sähe die Situation anders aus. So werde "im Rahmen eines nun startenden Pilotprojektes die Wienflussmauer auf einem Teilabschnitt von rund 300 Metern zwischen Nevillebrücke und Wackenroderbrücke begrünt".
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