Wegen neuer Zählweise
Polit-Streit um Corona-Spitalsbelegungen in Wien
Weil sich die Zählweise der CoV-Patienten in Spitalsbehandlung geändert hat, wittert FPÖ Wien-Chef Dominik Nepp "Manipulation". Das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kontert - Wien habe als einziges Bundesland die Vorgaben des Bundes erfüllt.
WIEN. Wer sich dieser Tage das Corona-Dashboard der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährung) angesehen hat, dem ist dürfte eines nicht entgangen sein: Die Zahl der Hospitalisierungen ist seit 2. November stark nach unten gegangen. Wurden am 1. November österreichweit noch 1.789 CoV-Patienten auf den Normalstationen behandelt, waren es am 2. November nur noch 1.349 Patienten - also 440 weniger als am Tag zuvor.
Wirft man einen Blick auf die Zahlen von Wien, zeigt sich ein noch deutlicheres Bild. Binnen eines Tages hat sich die Patientenzahl auf den Wiener Normalstationen mehr als halbiert. Waren es am 1. November noch 496 Patienten, wurden am 2. November nur 232 gezählt.
FPÖ-Nepp ortet Manipulation
Nur, wie kann das sein? Für FPÖ Wien-Chef Dominik Nepp ist die Sache klar. Er warf Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) am Sonntag Manipulation vor. „Damit ist klar, dass Ludwig und Hacker die Zahlen künstlich in die Höhe treiben, um die Wiener zur roten Testmafia zu bringen und den Maskenzwang zu rechtfertigen“, kritisierte Nepp in einer Aussendung.
Mit oder ohne Post-Covid-Patienten?
Ganz so einfach dürfte die Erklärung dann aber nicht sein. Schließlich gibt es eine österreichweit einheitliche Regelung des Bundes, wie die Länder die Patientenzahlen einzumelden haben. Genau diese Vorgabe wurde nun aber geändert.
Bislang galt es, sowohl aktuell infizierte CoV-Patienten in Spitalsbehandlung zu melden, als auch jene, die nach einer überstandenen CoV-Infektion weiterhin hospitalisiert sind. Bei letzteren handelt es sich um Post-Covid-Patienten. Also jene, die zwar nicht mehr aktiv infiziert sind, aber an Folgeschäden nach einer Corona-Infektion leiden und im Spital stationär behandelt werden.
Diese Regelung wurde vergangene Woche jedoch vom Bund geändert. Ab sofort sind nur noch jene Patienten in Hospitalisierung zu melden, wenn sie eine aktive CoV-Infektion haben. Damit erklärt sich auch der starke Rückgang, der beim AGES-Dashboard sichtbar ist.
Wien deutlich unter dem Schnitt
Der Grund für die Änderung: Wien war bislang das einzige Bundesland, dass die Vorgabe des Bundes erfüllte. Deshalb habe die Ampelkommission entschieden, fortan zur Gänze auf die Post-Covid-Zahlen zu verzichten. Die anderen Bundesländer haben diese dem Vernehmen nach entweder gar nicht oder nur unregelmäßig gemeldet, heißt es. So ist auch zu erklären, warum Wien immer überdurchschnittlich viele Corona-Patienten in den Krankenhäusern hatte.
Das Büro von Gesundheitsstadtrat Hacker reagierte prompt. Man habe sich nun die Spitalszahlen pro 100.000 Einwohner einmal nach alter Zählweise und einmal nach neuer Zählweise angesehen. Wie sich zeigt, hat Wien die gesamte Zeit über deutlich weniger Corona-Spitalsbelegungen als der Österreichschnitt.
Auf den Angriff, man habe Zahlen gefälscht, konterte Mario Dujaković, Sprecher von Stadtrat Hacker, auf Twitter, manche mögen meinen, "jetzt damit Schlagzeilen machen zu müssen - offenbar ohne jedes Fachwissen dazu - indem sie COVID-Statistiken bewusst missinterpretieren." Zudem kritisierte Dujaković, dass die Änderung der Zählweise offen und transparent kommuniziert werden hätte müssen.
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