Am Karmelitermarkt bei den "echten" Bauern
Hinter den Kulissen der Wiener Bauernmärkte
Willy Geiger und Bianca Blasl von BauertothePeople haben die Wiener Gemüsegärtnerin Petra Jelinek am Karmelitermarkt besucht.
WIEN/LEOPOLDSTADT/SIMMERING. Die Wiener Bauernmärkte: Der Platz, wo wir regional Lebensmittel kaufen können. Direkt vom Bauern. Oder doch nicht? Was passiert hinter den Kulissen der Wiener Märkte? Wo kann man wirklich regionales Gemüse direkt aus Wien kaufen? Wer sind die Marktstandler? Was ist billiger: Bauernmarkt oder Supermarkt? Was dürfen die Bauern am Markt und was nicht? Woran erkennt man einen echten Bauern am Markt und wie regional ist das Wiener Gemüse tatsächlich?
Ihr interessiert euch für regionale Landwirtschaft und seid aus Wien? Wollt die Bäuerinnen und Bauern kennenlernen, die unser Wiener Gemüse produzieren? Dann kommt am 13. Juni ab 16 Uhr zum ersten BauertothePeople-Live-Podcast ins Heuer am Karlsplatz:
Eine echte Wiener Marktstandlerin
Petra Jelinek ist am Karmelitermarkt groß geworden. Ihre Mama steht seit 1957 hier und verkauft Gemüse. Heute ist sie über 80 und lässt es sich nicht nehmen, immer noch Gemüse feilzubieten. Petra kann sich nicht vorstellen, ihre Ware woanders zu verkaufen als am Markt. Sie ist im direkten Kontakt mit vielen Menschen und deren Geschichten. Sie hört sich alle an, kennt ihre Kunden persönlich, teilweise schon über Jahrzehnte.
Während des Interviews wird die Menschentraube, die die rasenden Reporter von "BauertothePeople" mit neugierigen Augen beobachten, immer größer. Das Mikrophon mit dem „BauertothePeople“-Logo macht neugierig. „Der Name ist Programm“, zwinkert Petra einer Stammkundin zu und zeigt auf Bianca. Stammkunden sind es, zu 99 Prozent, sagt Petra. „Im Supermarkt gibt’s das nicht“, ergänzt sie. „Bei mir kommen sich die Menschen ausreden, ausheulen und bekommen gleichzeitig Gemüse aus Wien“.
Zusammen mit ihrem Mann führt sie eine Gemüsegärtnerei am Rande der Stadt, in Simmering. Dort reihen sich Glashäuser, Folientunnel und Äcker aneinander, an der Grenze zu Schwechat. Das meiste Gemüse wächst dort im Glashaus: Paradeisern, Paprika, Salaten, Radieschen, Erdbeeren, frischer Spargel und Erdäpfel. Der Stand der Gärtnerei Jelinek am Karmelitermarkt sieht zum Anbeißen aus. Doch ist wirklich alles hier von Petra aus Wien?
Hinter den Kulissen der Märkte
20 Prozent aller Produkte auf ihrem Marktstand darf Petra zukaufen, erklärt sie im Interview. „Alles können wir nicht selbst produzieren, wollen unseren Kunden aber etwas bieten“, sagt sie ehrlich. Das bestätigt auf Anfrage auch das Marktamt. So seien zum Beispiel die Erdäpfel, der Spargel und die Äpfel auf Petras Marktstand von befreundeten Bauern zugekauft. Das Gemüse, das zu viel produziert wird, verkauft die Gärtnerei an Großhändler weiter.
Wo sind die Bauern am Markt?
Wir schlendern über den Markt und fragen uns: Woher weiß ich jetzt, welche die „echten Bauern“ sind? Woran erkennt man die? Das Marktamt teilt uns mit: „Die Stände müssen ganz klar gekennzeichnet sein. Neben dem Namen ist auch die Gewerbeart, z. B. MarktfahrerIn, ProduzentIn, GärtnerIn, Gastronomie usw. anzuführen“. Petra bestätigt diese Regel und zeigt auf ein Schild hinter sich.
Spaziert man über Wiens Märkte, muss man allerdings oft genau schauen, um diese Schilder zu finden und die Händler von Produzenten, also Bauern, und Gärtnern zu unterscheiden. Oft fehlen diese Hinweise komplett. Darauf angesprochen, grinst Petra: „Dann frag einfach.“ Ganz nach dem "BauertothePeople"-Motto „Durch´s reden kommen die Leut´zamm“, lernt die rasende Reporterin so den halbem Markt kennen. Fazit: ein bunter Misch aus allem.
Der Paprika-Preis-Check
Bauernmärkte haben gerade in Wien mittlerweile den Ruf teurer zu sein als Supermärkte. Das "BauertothePeople"-Team macht den direkten Check: Petras gelbe Paprika kostet 1,50 Euro das Stück. Im nächstgelegenen Supermarkt kostet eine vergleichbare Paprika aus Österreich 1,69 Euro. Der Preis ist beim Lebensmitteleinkauf in Österlich nach wie vor der Hauptentscheidungsgrund, ob wir etwas kaufen oder nicht. 1950 haben wir rund die Hälfte unseres Einkommens für Essen ausgegeben. Heute sind es rund 17 Prozent. Ob uns das zu denken geben sollte, was uns wirklich wichtig im Leben ist?
Den ganzen Blick hinter die Kulissen gibt’s im BauertothePeople-Interview.
Am 13. Juni könnt ihr Petra und weitere Wiener Bauern beim ersten BauertothePeople-Live-Podcast kennenlernen und sie alles fragen.
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