Trans*
Transphobie/Trans*Negativität Teil 3 - Psychische Gewalt in der Familie und im Freundeskreis
„Transphobie“ oder „Trans*Negativität“ meint die manifeste Gewalt oder Feindseligkeit gegenüber Personen, die trans*geschlechtlich (transgender, transident, transsexuell, genderfluid, nichtbinär, Cross-Dresser, polygender …) sind.
Nicht nur fremde Menschen verhalten sich gewaltvoll gegenüber trans*Menschen, auch Freud*innen, Bekannte und Verwandte können negativ und trans*feindlich reagieren. Dabei gilt: Je näher mir eine Person steht, desto verletzlicher bin ich, wenn der andere Mensch mich in meiner Transidentität abwertet oder diskriminiert. Gerade bei Familienangehörigen kann eine Atmosphäre der Abwertung traumatisierend für die trans*Person sein.
Besonders schlimm ist es dann, wenn trans*Kinder und trans*Jugendliche, die in ihrer psychischen Entwicklung noch vulnerabler als Erwachsene sind, in ihren Bedürfnissen und Emotionen nicht validiert werden. Es ist schädlich für einen jungen Menschen, wenn ihm sein soziales Umfeld immer wieder eintrichtert, dass seine Bedürfnisse nach Transidentität nicht stimmen, dass seine Emotionen falsch und nicht richtig seien, dass er etwas falsch spüre und krank sei.
Es stellt eine schwere Grenzüberschreitung und psychische Gewalt dar, wenn etwa Eltern oder Geschwister trans*Kindern falsche Gefühle manipulieren. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine schwere Verletzung der Integrität und Personenwürde, sondern auch um psychischen Missbrauch. Ob und wie sich ein Mensch fühlt, das spürt nur er selbst. Zudem können Gefühle nie richtig oder falsch sein, Gefühle sind wie sie sind.
Jede gegenteilige Behauptung, etwa die Unterstellung, trans* Menschen sollten einfach lernen, zu akzeptieren, dass sie nicht in dem von ihnen erlebten Geschlecht leben können, führt Menschen auf Abwege, zu einem unauthentischen, apersonalen, sinnleeren Leben und zu einem falschen Selbst.
Trans*Menschen befinden sich gerade in der Phase ihrer Selbstfindung und des Coming-Outs in einer belastenden und fordernden Situation und würden hier dringend die Unterstützung ihrer Angehörigen und Freund*innen benötigen. Umso schlimmer ist es für sie, wenn sie dann von ihren Verwandten und Freund*innen ausgestoßen oder zurückgewiesen werden oder sich diese von ihnen abwenden. Immer wieder behindern Verwandte und Familienangehörige auch aktiv den schwierigen Weg, den trans*Menschen zu gehen haben. Es gibt z.B. Eltern, die ihre Kinder zu Wunderheiler*innen oder selbsternannten Gurus führen, die den trans*Kindern die Transidentität austreiben oder sie konvertieren sollen. Dies fügt trans*Menschen schweres unnötiges Leid zu und erschwert ihnen den ohnehin steinigen Weg der Selbstakzeptanz.
In meiner Praxis erlebe ich aber eher, dass Familienangehörige und Freund*innen, nach einer ersten Phase der Konsterniertheit und des Schocks, ihre trans*Angehörigen unterstützen und alles tun, um sie zu fördern.
Als Eltern und Angehörige kann es hilfreich sein, wenn Sie:
- sich Zeit und Raum geben, um ihre ambivalenten Gefühle zu verarbeiten und gut mit Emotionen wie Angst, Unsicherheit, Trauer oder Wut umzugehen.
- geduldig mit sich selber sind.
- sich ihre negativen Emotionen zugestehen und diese akzeptieren, um dann konstruktiv mit diesen Emotionen umzugehen.
- für ihre negativen Emotionen nicht Ihren/Ihre trans* Angehörige*n verantwortlich machen, sondern Ihre belastenden Gefühle zum Anlass nehmen, um sich mit der Transidentät ihres Kindes oder Angehörigen zu befassen.
- für ihr trans*Kind oder Ihre*n trans*Angehörige*n einfach nur da sind und ihm/ihr dadurch inneren Halt geben.
- Interesse an der Transidentität ihres Kindes oder Ihrer/Ihres Angehörigen zeigen.
- immer wieder das Gespräch mit der trans*Person suchen und in guter Beziehung mit ihr bleiben.
- immer in gutem Dialog mit dem trans*Menschen bleiben.
- Sie sich eine Angehörigengruppe oder Selbsthilfegruppe suchen, um nicht so allein mit ihren belastenden Emotionen zu sein.
- sich Hilfe durch Fachleute suchen, die Erfahrung mit trans*Geschlechtlichkeit haben. Hilfreich ist es hier, wenn Sie sich an Fachleute wenden, die kompetent im Umgang mit trans*Identitäten sind und über ein entsprechendes Know-How verfügen. Es gibt nämlich noch immer professionelle Helfer*innen, die eine trans*feindliche Einstellung haben, trans*Identitäten als eine psychische Erkrankung abstempeln und missbräuchlich mit trans*Personen umgehen. Solche Fachleute können trans*Personen und deren Angehörige schwer verletzen.
- sich an eine Beratungsstelle für trans*Menschen und deren Angehörigen wenden (in Österreich ist das etwa der Verein TransX, das Transgender Team Austria oder die Homosexuellen Initiativen Österreichs).
Auch die Familie und der Freundeskreis von trans*Personen macht einen inneren Prozess des Coming Outs durch. Transidente Menschen brauchen selbst oft mehrere Jahre, um in einer trans*negativen Gesellschaft ihre trans*Geschlechtlichkeit zu akzeptieren. Auch als Angehörige*r dürfen sie somit geduldig mit sich selbst sein und sich viel Zeit und inneren Raum geben. Diese Entwicklungsprozesse verlaufen übrigens oft ambivalent und wellenförmig. Sie werden aber bemerken, dass es Ihnen im Laufe der Zeit immer leichter fallen wird, die Transidentität ihres/ihrer Angehörigen zu akzeptieren.
Folgende Vereine und NGOs bieten Hilfe und Beratung für trans*Personen in Österreich an:
TTA – Transgender Team Austria
Trans Beratung
Telefon: +43 676 375 10 21 und +43 677 625 166 13
mail: info@transgender-team.at
Website: http://transgender-team.at/
TransX - Verein für TransGender Personen
Postadresse: 1060 Wien, Linke Wienzeile 102
eMail: transx@transgender.at
Berechtigte Fragen beantworten wir auch gerne per E-Mail.
Telefon-Hotline: 0680 / 24 14 748
Keine Beantwortung von Fragen via SMS!
Gruppentreffen: TransX Villa Abende
Jeden ersten Montag und dritten Mittwoch im Monat (ausgenommen Feiertage) ab 20:00 Uhr
in der Rosa Lila Villa Linke Wienzeile 102, 1060 Wien, Clubraum im 1. Stock
Persönliche Beratung:
Individuelle Beratungstermine nach Voranmeldung: 0680 / 24 14 748
Homepage: https://www.transx.at/
Homosexuelle Initiative Wien
Heumühlgasse 14/1, 1040 Wien
Tel.: +43 1 216 66 04, Tel.: +43 660 2166605
Homepage: https://www.hosiwien.at/
Homosexuelle Initiative Salzburg
Gabelsbergerstraße 26, 5020 Salzburg
Telefonische Beratung und Terminvereinbarung: +43 / (0)676 / 440 60 70
• E-Mail: beratung@hosi.or.at
Homepage: https://www.hosi.or.at/
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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