Deutlich mehr Umschlag
Hafen Wien trotzt Rückgang bei Wassertransporten
Der Gütertransport auf der Donau ist aufgrund des Ukraine-Kriegs und seiner Folgeerscheinungen deutlich zurückgegangen. Beim Hafen Wien trotzt man beim Warenumschlag jedoch diesen Effekten. Man erzielt sogar ein deutliches Plus innerhalb eines Jahres. Was die Gründe dafür sind.
WIEN/LEOPOLDSTADT/SIMMERING/DONAUSTADT. Von einem "historischen Tiefstand" sprach man jüngst bei der Statistik Austria, was den Güterverkehr auf der Donau angeht. Bereits 2022 wurden im Vergleich zu 2021 um 22,9 Prozent – oder 1,9 Millionen Tonnen – weniger Waren auf dem Strom transportiert. 2023 ging das Frachtwesen nochmal ordentlich um 5,1 Prozent – oder 0,3 Millionen Tonnen – zurück. Im Detail bedeutet das: Wurden vor dem Ukraine-Krieg noch 8,3 Millionen Tonnen über Österreichs größter Wasserstraße gefahren, waren es 2023 gar nur mehr sechs Millionen Tonnen.
Gründe dafür sieht die Statistik Austria eben im bewaffneten Konflikt in Osteuropa. Denn die größten Abnahmen sieht man im grenzüberschreitenden Empfang von Transportmengen aus östlichen Ländern. Dazu zählen die Slowakei, Kroatien, Ukraine, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Serbien. Um mehr als ein Fünftel ist der grenzübergreifende Transport mit dem Osten alleine 2023 zum Vorjahr zurückgegangen.
Bedeutet im Umkehrschluss also, dass man auch beim Hafen Wien deutlich weniger Waren von/für den Wasserweg umschlägt? Dazu gibt es ein deutliches Nein, wie eine Anfrage von MeinBezirk.at bei der zuständigen Wien Holding zeigt. Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass man im Vorjahr deutlich mehr Waren auf Güterschiffe umgeschlagen hat, als noch ein Jahr zuvor.
Hafen Wien: "Einmaleffekte"
Im Detail bedeutet dies: Zwar wurden 2022 nur rund 713.000 Tonnen im Vergleich zu 2021 (1,12 Millionen Tonnen) über das Wasser umgeschlagen. Doch 2023 scheint sich die Situation wieder stabilisiert zu haben. Rund 900.000Tonnen hat man in den drei Frachthäfen Albern, Freudenau und Lobau ver- bzw. abgeladen, sprich 26,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Beim Hafen Wien spricht man jedoch von Einmaleffekten. So wurde etwa die Raffinerie Schwechat bei einem Brand 2022 schwer beschädigt, was einen deutlichen Rückgang beim Umschlag des Ölhafens Lobau auslöste. 2023 lief die Raffinerie wieder ordnungsgemäß, damit stieg dort auch das Transportaufkommen.
Generell sehe man einen Rückgang des Wassertransportes auf der Donau, aufgrund der verschiedenen Geschäftsfelder des Hafens Wiens habe dieser aber nur bedingt Auswirkungen: "Insgesamt ist tendenziell derzeit ein leichter Rückgang des wasserseitigen Transports auf der Donau für den Hafen Wien wahrnehmbar, der aber keine Auswirkungen auf den gesamt (also inklusive Lkw und Bahn) stabil bleibenden Warenumschlag des Hafens Wien hat", heißt es gegenüber MeinBezirk.at.
Wege kompensieren sich
Aus Erfahrung erkenne man, dass man sich nicht nur auf den Wassertransport konzentrieren dürfe: "Im Modal Split, also der Kenngröße, auf welchem Weg – nämlich Straße, Schiene oder Wasser – Waren von und zum Hafen Wien kommen, gibt es immer wieder Verschiebungen. Gibt es Rückgänge bei einem Verkehrsträger, wird dies erfahrungsgemäß von den anderen Verkehrsträgern kompensiert. Waren, die dann beispielsweise nicht am Wasser kommen, kommen mit der Bahn oder dem Lkw", erklärt Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin des Hafens.
Ein Engpass bei Waren sei ohnehin nicht zu erwarten, so Pulker-Rohrhofer: "Wir kümmern uns um die Versorgung der Stadt Wien sowie ihrer Bevölkerung. Die lebensnotwendigen Warenströme finden auch in Zeiten gestresster Lieferketten immer einen Weg zum Endverbraucher – sofern die Logistik alles richtig macht." Dabei habe man aus der Vergangenheit gelernt: "Das ist auch die Erkenntnis aus der jüngeren Vergangenheit, wo die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder blockierte Wasserstraßen der Logistik harte Nüsse zu knacken bescherte. Der Hafen Wien ist aber breit und divers aufgestellt und daher haben wir alle Herausforderungen gemeistert."
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