Großer Murabgang 1969 in Inzing
Gedenken an die Murkatastrophe vor 50 Jahren
INZING. Am 26. Juli 2019 gedachten die Bürger/innen aus Inzing bei einer Messe der Naturkatastrophe, die vor 50 Jahren drei Menschenleben kostete und große Teile Inzings unter sich begrub. Viele Teilnehmer der Messe waren damals dabei, als das damals neue Schwimmbad sowie 120 Hektar Land, Obstgärten und vieles mehr von der reißenden Mure in Schutt und Asche gelegt wurden – und drei Menschen den Tod fanden.
Unbarmherzige Natur
Am Tag vor dem Unglück hatten heftige Regenfälle Gestein und Erde oberhalb von Inzing gelockert. Als am nächsten Tag, es war der Samstag, 26. Juli 1969 - der "Annatag", wieder starke Regenfälle eingesetzt haben, lösten sich große Teile des Erdreichs und bewegten sich mit großer Geschwindigkeit Richtung Dorf. Da es untertags schön war und das Unwetter sehr plötzlich kam, waren noch viele Badegäste im neu errichteten Schwimmbad. Dank der Geistesgegenwart von Bademeister und Kassierin konnten sich die meisten Badegäste noch retten.
Die Spuren der Verwüstung
Für Josef Öfner und seinen Sohn kam die Mure allerdings zu schnell und sie wurden, wie auch Radladerfahrer Klaus Kofler, der versuchte, die Mure mit seinem Gerät aufzuhalten, unter den Erdmassen begraben.
Ein Zitat aus dem "Kirchenblatt für Tirol" beschrieb die Lage: "Das frische Heu, vorhin noch auf den Wiesen, strömte nass und verschlammt einen unvergesslichen Geruch aus. Die Füße versanken wieder und wieder knietief im Morast. Das Fehlen des elektrischen Lichtes, ließ das Dorf gespensterhaft erscheinen. In manchen Häusern brannten Kerzen, in einigen Gassen dröhnten die Bagger und Catterpillar. Die Scheinwerfer der Einsatzfahrzeuge griffen hart und grausam das Elend aus dem verhüllenden Dunkel."
Mut und Zuversicht für die Zukunft
Anlässlich des 50. Jahrestags wurde am Freitag, 26.7.2019, eine Gedenkfeier mit anschließendem Zeitzeugengespräch in der Pfarrkirche abgehalten. Die von den Zeitzeugen berichtete große Welle an Hilfsbereitschaft hinterließ einen besonderen Eindruck und sorgte für Mut und Zuversicht bei den langjährigen Aufräum- und Sicherungsarbeiten.
Zahlreiche Feuerwehren, Mitarbeiter der verschiedensten Baufirmen, Freiwillige und viele mehr kamen aus dem ganzen Land, um beim Wiederaufbau in Inzing zu helfen. Schnell waren Strom- und Wasserversorgungsnetz wieder hergestellt und mit unzähligen Stunden Arbeit und Zusammenhalt konnte Inzing von der Mure befreit werden. Nicht zuletzt auch wegen zahlreicher Spenden aus In- und Ausland, sogar aus der USA, konnte die Gemeinde Inzing das Unglück überstehen.
Wiederaufbau und Schutz
Der Schaden wurde damals auf ca.19 Millionen Schilling (ca.1.380.800 €) geschätzt und war mit Arbeiten verbunden, die insgesamt drei Jahre dauerten. Damit so etwas nicht mehr passieren kann, wurde im Zeitraum von 15 Jahren ein Schutzdamm errichtet, der bis zum Alpl reicht und Kosten von 135 Millionen Schilling (ca.9.811.000 €) verursachte.
Trotzdem schauen viele InzingerInnen noch heute besorgt zum Himmel, wenn sich ein Unwetter anbahnt, denn ein solches Ereignis bleibt unvergessen. Bei der Gedenkmesse wurde gemeinsam ein altes Gebet gesprochen, dass unter die Haut ging und Inzing in Zukunft vor solchem Unheil bewahren soll.
Nicht nur in Inzing, auch die Nachbargemeinden waren am 26. Juli 1969 von Murenabgängen betroffen, so auch in Flaurling - Bericht und Fotos hier:
Erinnerung an die Mure 1969 in Flaurling
Folgende Bilder von der © Bildchronik Inzing veranschaulichen nochmals die Murkatastrophe vor 50 Jahren.
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