Leserbrief
"Schulabmeldungen = Kindeswohlgefährdung?"
Veronika Sappl hat uns einen Brief zum Thema "Schulabmeldungen" geschrieben.
der Artikel „Rekordzahlen bei den Abmeldungen“, verfasst von Frau Daniela Haindl, welcher in der Ausgabe vom 9./10. September 2021 erschienen ist, stimmt mich als Mutter von drei Kindern nachdenklich. Die Autorin befasst sich in ihrem Bericht mit den stark ansteigenden Schulabmeldungen von Schüler im Bezirk Braunau. Den Aussagen im Bericht stimme ich vollinhaltlich zu. Der rechtliche Rahmen des häuslichen Unterrichtes wird gut erörtert. Vermisst habe ich jedoch, welche soziale und psychische Auswirkungen der häusliche Unterricht auf die Kinder und Jugendlichen haben könnte. Hierauf möchte ich in meinem Leserbrief ergänzend hinweisen.
Die Schule ist mehr als ein Ort zur Aneignung von Wissen. Die Schule ist auch ein Ort des sozialen Lernens, welches auf den Aufbau positiver Beziehungen abzielt. Die Fähigkeit, das eigene Tun zu reflektieren und sich selbst und andere wahr- und anzunehmen, wird aufgebaut. Unterschiede untereinander werden zu respektieren gelernt. Daraus folgt ein wertschätzender und rücksichtsvoller Umgang miteinander. Da zuhause höchstens mit Geschwistern oder maximal in einer Kleingruppe unterrichtet wird, lässt der häusliche Unterricht diesen Aspekt des Lernens vermissen.
Dass der Kontakt zu Gleichaltrigen für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen unabdingbar ist, ist spätestens seit der Zeit des ersten Corona-Lockdowns nicht mehr zu leugnen. Indikator dafür ist die stark gestiegene Zahl jener jungen Menschen, die unter Stress, Ängsten, Unlust, Traurigkeit und extremer Introvertiertheit leiden. Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlaf- und Essstörungen. Eine Studie der „Med-Uni Innsbruck“ vom 23. März 2021 belegt diese traurige Entwicklung.
Ich kann gut nachempfinden, dass Eltern aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen in Sorge um ihren Nachwuchs sind. Trotzdem ist es mir ein großes Anliegen, Erziehungsberechtigten, die ihre Kinder von der Schule abgemeldet haben, nahezulegen, ihren Entschluss aufgrund oben genannter Tatsachen zu überdenken. Den Eltern ist anzuraten abzuwägen, ob die Corona-Schutzmaßnahmen oder die Auswirkungen der Distanz zu Freunden, Schulkollegen und Lehrern größere negative Folgen für die Sprösslinge haben werden!
Mit zuversichtlichen Grüßen
Veronika Sappl, 42 Jahre aus Eggelsberg
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