Bruck an der Mur
"Die Leute haben sich Veränderung dezidiert gewünscht"

Die neue Brucker Bürgermeisterin Susanne Kaltenegger beim Mein-Bezirk-Interview mit Redakteurin Angelika Kern hoch über den Dächern von Bruck. | Foto: Ekatarina Paller
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  • Die neue Brucker Bürgermeisterin Susanne Kaltenegger beim Mein-Bezirk-Interview mit Redakteurin Angelika Kern hoch über den Dächern von Bruck.
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Die neue Brucker Bürgermeisterin Susanne Kaltenegger spricht im MeinBezirk-Interview über ihre Vorhaben, die größten Baustellen und was sie definitiv anders machen möchte als ihre Vorgängerin.

Sie sind nun seit Kurzem Bürgermeisterin der Stadt Bruck – wie fühlt sich das an?
Das fühlt sich sehr gut an. Es gibt natürlich ausreichend Baustellen, aber die möchte ich angehen bzw. bin ich eigentlich schon mittendrin. Mein Amt macht mir sehr viel Freude.

Haben Sie im Bürgermeisterbüro mit Blick auf den Koloman Wallisch-Platz schon irgendetwas verändert?
Nein, da hab ich noch keine Änderungen vorgenommen. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken, es funktioniert wirklich alles gut, es greift ein Rädchen ins andere, alle sind motiviert und ich konnte mich bislang wirklich gut einleben. Ich erfahre sehr große Wertschätzung und wurde wirklich sehr lieb empfangen.

Die Zusammenarbeit mit allen im Gemeinderat vertretenen Parteien soll auf Augenhöhe stattfinden. | Foto: Ekatarina Paller
  • Die Zusammenarbeit mit allen im Gemeinderat vertretenen Parteien soll auf Augenhöhe stattfinden.
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Was waren Ihre ersten Amtshandlungen?
Soweit ich weiß, war meine erste offizielle Tätigkeit, den Fachbereich Stadtkommunikation kennenzulernen. Dann gab's gleich am ersten Arbeitstag eine Pressekonferenz zur Veranstaltung „Bruck erzählt“, in den nächsten Tagen die ganzen Florianifeiern. Und dann habe ich gleich zu Beginn auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Dienststellenversammlung zum gegenseitigen Kennenlernen im Rathausinnenhof eingeladen.

Haben Sie vor der Wahl schon geahnt, dass es sich dieses Mal für die ÖVP ausgehen wird?
Es war schon das Bewusstsein da, dass die Chance so groß ist, wie sie noch nie war – vielleicht, wie sie auch nie mehr werden könnte. Das war aber auch für mich ein Grund, dass ich noch einmal kandidiert habe. Aber wenn, dann war für mich klar, stelle ich den Anspruch auf den Bürgermeistersessel, weil nur so kann ich wirklich eine Veränderung bewirken.

Wen, glauben Sie, spricht die ÖVP in Bruck am meisten an, welche Wählerklientel?
Ich würde schon sagen, zuallererst einmal meine eigene Klientel. Ich bin nun ja schon seit 25 Jahren in der Kommunalpolitik und war viel in den Ortsteilen unterwegs und habe mich dort um die Leute bemüht, von dort kam deshalb schon sehr viel Zuspruch; vor allem aus Oberaich, wo ich ja auch zu Hause bin. Dort gab's früher eine Zweidrittelmehrheit der SPÖ, jetzt haben wir eine Mehrheit der ÖVP. Also, die Wertschätzung in den Ortsteilen war schon sehr groß. Ich glaube auch, dass mich viele Leute in meinem Alter gewählt haben und auch viele junge Familien.

Susanne Kaltenegger will nicht Dinge verkünden, die dann nie stattfinden und sie möchte die bestehenden Probleme nicht schönreden. | Foto: Ekatarina Paller
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Was hat die ÖVP Bruck im Wahlkampf richtig gemacht?
Der Stadtparteivorstand hat beschlossen, mich als Spitzenkandidatin ins Rennen zu schicken. Und ich habe gesagt, ich mache das, wenn alle davon überzeugt sind, dass ich das mit meinem Bekanntheitsgrad in der Stadt, mit meinem Bemühen um die Bürger, schaffen kann bzw. die größten Chancen habe es zu schaffen. Wir haben zudem, glaube ich, einen sehr ambitionierten Wahlkampf geführt. Wir waren zudem jahrelang am Bürger, und nicht erst kurz vor der Wahl. Wir haben viele Veranstaltungen gemacht, im vorigen Sommer etwa „Susis Sommertour“. Wir haben uns als einzige Partei immer merklich vor Ort um die Menschen bemüht, auf einer niederschwelligen Ebene waren wir immer erreichbar. Wir waren gut vorbereitet, auch bei den Podiumsdiskussionen, und wir haben offensichtlich die richtigen Themen gehabt; wir haben bspw. gesagt, ohne das Budget sanieren zu wollen, brauchen wir erst gar nicht anzufangen. Ein wichtiges Thema waren auch die Schulen, um die man sich ja scheinbar jahrzehntelang nicht wirklich gekümmert hat und jetzt uns dafür die Schuld gibt. Nur weil wir einem Projekt, weil wir es uns einfach nicht leisten können, nicht zugestimmt haben.

Wie geht es jetzt in Bezug auf die Mittelschule weiter?
Es braucht jetzt einmal weitere Gutachten, um zu entscheiden, wie es kurzfristig weitergehen kann. Langfristig werden wir in enger Abstimmung mit der Bildungsdirektion an einer Lösung arbeiten und so schnell wie möglich umsetzen.

In welchen Bereichen warten derzeit die größten Baustellen?
Die größte Baustelle ist jetzt auf jeden Fall einmal das Budget, dann eben die Mittelschule, aber auch andere Schulen; wir brauchen mehr Kinderkrippenplätze, als wir derzeit haben. Wir müssen die Frequenz in der Innenstadt heben und einen Innenstadtkoordinator ins Leben rufen, der sich speziell dieser Thematik annimmt. Wir müssen das Parkraumkonzept noch einmal evaluieren und auch schauen, dass wir mit unseren Marktfieranten und den Unternehmen der Stadt ein gutes Einvernehmen finden. Wir müssen die Stadt insgesamt einfach wieder attraktivieren; die Leute sollen wieder stolzer sein auf ihre Stadt, das ist mir wichtig. Dazu gehören eben auch Kultur und Gastronomie, die Gesundheitsversorgung, und vieles mehr.

Die Brucker Bevölkerung hat sich offenbar Veränderung gewünscht, diesen Wunsch möchte Kaltenegger auch erfüllen. | Foto: Ekatarina Paller
  • Die Brucker Bevölkerung hat sich offenbar Veränderung gewünscht, diesen Wunsch möchte Kaltenegger auch erfüllen.
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Was braucht die Stadt gerade am dringendsten?
Dass wir die Probleme, die die Stadt hat, wirklich angehen und sie nicht schönreden. Wir werden Lösungen für die Probleme suchen und finden, step by step. Wir wollen einen neuen politischen Stil in den Gemeinderat bringen, weil nur miteinander können wir das alles lösen. Wir wollen auch ein Miteinander mit der Bevölkerung, das ist uns auch ganz wichtig. Dazu gehört, dass man die Leute immer gut informiert. Da muss sich definitiv etwas ändern, denn die Leute haben sich Veränderung dezidiert gewünscht.

Wie will man den Leerstand in der Innenstadt in den Griff bekommen, wo doch die meisten Häuser in Privatbesitz sind? Hat man da irgendeinen Einfluss?
Nein, da hat man grundsätzlich keinen Einfluss. Aber ich habe mir jetzt eine Liste geben lassen von allen Hausbesitzern und werde mit ihnen allen step by step den Kontakt suchen und nachfragen, was sie mit ihren Immobilien so vorhaben und ob man den Leerstand irgendwie verändern kann.

Wie sollen die Schulden reduziert werden?
Wir sollten auf jeden Fall das Problem mit unseren Gemeindewohnungen einmal in den Griff bekommen, da haben wir sehr viele Leerstände und das macht uns jährlich ein Minus von mehreren hunderttausend Euro. Wir hoffen aber schon auch, dass uns das Land mit den Bedarfszuweisungen etwas hilft, bei dem ein oder anderen Projekt. Wir müssen jetzt einmal einen Kassasturz machen und drüberschauen, wo kann man überall hingreifen. Aber grundsätzlich sollten wir unser Vermögen besser bewirtschaften. Diesbezüglich wird sich mein Finanzstadtrat Helmut Sommer dahinterklemmen. Unser Ziel ist es, heuer einmal in eine stabile Finanzlage zu kommen.

Kaltenegger wünscht sich, dass sich die Brucker Bevölkerung in der eigenen Stadt wieder mehr wohlfühlt. | Foto: Ekatarina Paller
  • Kaltenegger wünscht sich, dass sich die Brucker Bevölkerung in der eigenen Stadt wieder mehr wohlfühlt.
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Was werden Sie ganz bestimmt anders machen als Ihre Vorgängerin?
Ich möchte nichts verkünden, was nicht passieren wird. Da sind nämlich zuletzt viele Erwartungshaltungen geweckt worden, aber nicht umgesetzt worden. Da wurde viel Frust ausgelöst, vor allem bei der Bevölkerung. Ich möchte auch nicht die vorhandenen Probleme schönreden, sondern sie konkret ansprechen und mich bemühen, sie auch in den Griff zu bekommen. Ich möchte außerdem den Leuten, wenn sie ein Anliegen haben, wirklich eine Antwort geben. Das ist mir ein großes Anliegen.

Wie möchten Sie das Bürgermeisteramt anlegen?
Verbindend, ich möchte Menschen zusammenführen, ich bin ja auch ein kommunikativer Mensch. Ich möchte damit auch Konfliktsituationen lösen, den Menschen Dinge erklären. Also: wertschätzend, verbindend, lösungsorientiert und diplomatisch möchte ich mein Amt anlegen. Und ich möchte Entscheidungen treffen, das wir auch von mir gefordert.

Welche Themen liegen Ihnen ganz besonders am Herzen?
Unsere Innenstadt und das Stadtbild insgesamt liegen mir sehr am Herzen. Ich würde mir wünschen, dass es aus unserer Stadt mehr positive Nachrichten gibt als negative.

Sie haben ein Arbeitsübereinkommen mit der FPÖ unterschrieben. Wie sieht’s mit den anderen im GR vertretenen Parteien aus – wie wird/soll eine solche Zusammenarbeit aussehen?
Auf Augenhöhe, das ist mir ganz wichtig. Unser Fraktionsführer Helmut Sommer pflegt beste Kontakte zu allen anderen Fraktionsführern und wir informieren da auch immer gleich alle über wichtige Themen. Wir wollen, dass der Informationsstand immer für alle gleich ist. Wir brauchen sie ja auch bei großen Entscheidungen. Wir wollen eine gute Zusammenarbeit, ein besseres Klima im Gemeinderat – das wollen die Bürger ja auch. Es soll ein gemeinschaftliches Arbeiten sein; jeder soll sich einbringen können.

Wo soll Bruck in fünf bzw. zehn Jahren dastehen?
Das Beste wäre, wenn wir dann auf solide Finanzen schauen könnten. Schön wäre es auch, wenn wir weniger Leerstände hätten und wenn wir dann aber auch mehr kreative Geschäfte hätten. Ich möchte einfach wieder mehr Leben in der Stadt haben. Toll wäre auch, wenn wir ausreichend Kinderbetreuungsplätze anbieten könnten, damit sich junge Familien wieder gern ansiedeln – weil dann hat diese Stadt Zukunft.

Haben Sie sich selbst ein persönliches Limit gesetzt, wie lange Sie noch in der Politik bleiben möchten?
Nein, das habe ich nicht. Jetzt bin ich Bürgermeisterin, jetzt arbeite ich einmal. Ich habe ein tolles Team und mag jetzt noch nicht darüber nachdenken. Gesundheitlich sollte es halt auch passen.

Schön wäre für Kaltenegger, wenn man in Bruck in fünf Jahren auf solide Finanzen schauen könnte. | Foto: Ekatarina Paller
  • Schön wäre für Kaltenegger, wenn man in Bruck in fünf Jahren auf solide Finanzen schauen könnte.
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Wie stehen Sie persönlich zu einer obersteirischen Großstadt – gemeinsam mit Leoben und Kapfenberg?
Nein, das ist nicht mein Thema, da bin ich nicht dafür. Ich habe die Fusion Oberaich mit Bruck erlebt und sehe schon, dass das keine einfache Sache ist. Das war für mich auch einer der Hauptgründe, mich überhaupt politisch so zu engagieren, weil ich mir gedacht habe, wer vertritt dann die Interessen der Oberaicher? Da geht zu viel an Identität verloren. Ich bin der Meinung, die Einheit ist derzeit groß genug.

Persönliches:

  • Alter: 60
  • Familie: verheiratet seit 37 Jahren, zwei Kinder (der Sohn ist Politikwissenschafter und die Tochter Veterinärmedizinerin), Mutter und Schwiegermutter
  • Wohnhaft: in Oberaich
  • Haustiere: Hund und Katze
  • Geboren in: Wien
  • Berufliche Bildung: Besuch einer Klosterschule, Matura, hat auf der Universität ihren Mann kennengelernt und das Studium aufgrund der ersten Schwangerschaft abgebrochen; hat immer in der Tierarztpraxis ihres Mannes mitgearbeitet; viel ehrenamtliches Engagement 
Susanne Kaltenegger ist mittlerweile seit 25 Jahren in der Kommunalpolitik tätig. | Foto: Ekatarina Paller
  • Susanne Kaltenegger ist mittlerweile seit 25 Jahren in der Kommunalpolitik tätig.
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  • In der Politik seit: 25 Jahren
  • Hobbies: skifahren, Tiere, Kultur (Theater, Konzerte), Städtereisen, Zeit am Meer verbringen
  • Selbstbeschreibung: ausgleichend (aber nicht ausgeglichen), nehme jeden Menschen wie er ist und begegne ihm nicht wertend, harmoniebedürftig
  • Lieblingsplatzerl: wenn ich beim Haus rausgehe und mit meinem Hund auf den Streitberg spazieren kann, mit Blick auf die Stadt Bruck – da denke ich mir immer, mir gehts richtig gut

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