WOCHE Tourentipp
Bergwandern im Nationalpark Gesäuse

Foto: Andreas Steininger
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Verlassen wir die Hochsteiermark im Paltental bei Gaishorn in Richtung Ennstal, so bietet sich rechter Hand ein wunderschöner Anblick. Mächtige, von mehreren Gipfeln (Kaibling, Sparafeld und Reichenstein mit dem kleinen Totenköpfl) dominierte Felswände präsentieren ein echt alpines Panorama.
Wie es scheint, nur zugänglich für Kletterer und Extrembergsteiger. Doch wie so oft trügt der Schein, denn bis auf den Admonter Reichenstein, den rechten der drei Gipfel, sind die anderen Felsberge auch für trittsichere Bergwanderer problemlos ersteigbar.

Die gastliche Klinkehütte als vielfältiger Ausgangspunkt
Zunächst müssen wir, um mit dem Aufstieg zum Admonter Kaibling und zum Sparafeld beginnen zu können, bei Trieben die Autobahn verlassen und über die Kaiserau auf einer Mautstraße zur auf 1.486m Seehöhe gelegenen Klinkehütte fahren.
Die Klinkehütte, auch Stützpunkt für Landeskurse der Bergrettung, ist ein historisch wichtiger Ausgangspunkt für zahlreiche Berg- und Klettertouren in den südlichen Gesäusebergen. Früher gab es hier sogar noch ein kleines Skigebiet und für Genusswanderer ohne Kletterambitionen bietet sich eine gemütliche Panoramatour zur rund 2 Gehstunden entfernten Mödlingerhütte an.

Bergauf ohne Seil und Haken
Doch wir wollen heute eine ordentliche Bergwanderung absolvieren und starten dazu über die alte Skipiste, vorbei an der Admonter Bergrettungshütte, auf einem bestens markierten Steig in Richtung der Felswände des Admonter Kaibling.
Rasch geht es aufwärts und bald wird der Steig felsiger, jedoch nie extrem, ein Weg zum Gipfelglück ohne Seil und Haken.
Unterhalb des Kaibling - Südwände zieht sich der Weg linkshaltend nun etwas flacher dahin (Trittsicherheit nötig), tief unter uns bereits die Klinkehütte. Bei einer kleinen Felsnische mit einer Rastbank empfiehlt sich ein kurzer Halt. Ober uns sind bei schönem Wetter meist zahlreiche Kletterer unterwegs, gehören die Südabstürze des Admonter Kaibling doch zu den beliebtesten Klettergebieten im Gesäuse. Hinsetzen und ein wenig zusehen!

Kurzversion Kaibling,
Langversion Sparafeld

Es geht weiter und bald erreichen wir ein breites Kar. Unser Steig wendet sich jetzt nach Norden. Über rasendurchsetzte Hänge führt der Weg nun wieder etwas steiler bergauf zum hier wieder südlich von unserem Aufstiegsweg befindlichen 2.196m hohen Gipfel des Admonter Kaibling.
Nachdem wir diesen erreicht haben, könnten wir als Kurzversion unserer Tour sofort wieder zur Klinkehütte zurückwandern oder aber, als Langversion, noch zum Sparafeld "hinüberschauen".
Dazu gehen wir ein kurzes Stück vom Kaiblinggipfel auf unserem schon bekannten Aufstieg retour und wenden uns dann nach rechts. Kurz bergab und dann wieder bergauf geht es zum letzten Teil des Anstieges. Dieser wird nochmals etwas felsig und Trittsicherheit ist gefordert. Bald aber stehen wir am prächtigen Aussichtsgipfel des 2.247m hohen Sparafeld und blicken beim Gipfelkreuz stolz auf unseren bereits absolvierten Anstieg hinab.
Retour zum Ausgangspunkt geht es am Aufstiegsweg, wobei hier nochmals Konzentration und Trittsicherheit nötig sind. Doch dann gibt es endlich die verdiente Rast auf der Klinkehütte!

Im Detail: Oberst Klinke und "seine" Hütte

Ein eindrucksvolles und durchaus auch zwiespältiges Bild, wie Militär und Krieg das Dasein eines Menschen kennzeichnen können gibt die Lebensgeschichte des Namensgebers der (Oberst) Klinke Hütte im Gesäuse ab.

Von Mähren über Tirol ins Gesäuse
Zunächst war der 1888 im altösterreichischen Iglau (Mähren) geborene Rudolf Klinke Soldat in einem der Kaiserschützenregimenter der K.u.K. Armee Kaiser Franz Josephs im Dolomitenfeldzug des 1. Weltkrieges.
Ab 1920 diente er im Bundesheer der 1. Republik in Tirol und organisierte dort als Heeresbergführer den Alpinen Rettungsdienst.
Im September 1938, bereits in der Zeit der unsäglichen Nazidiktatur, wurde er als Gebirgsjäger nach Admont versetzt. Dort gründete er den Bergsportverein Gesäuse. In diese Zeit fällt auch der Start für die Bauarbeiten zur Klinkehütte, damals als Ausbildungsstützpunkt für die deutsche Wehrmacht gedacht.
Schon im Polenfeldzug, dem Start des 2. Weltkrieges, war Rudolf Klinke eingesetzt. Doch bereits Ende 1939 starb er plötzlich an einer Lungenerkrankung und musste daher nicht mehr miterleben, wie sein Sohn, ebenfalls Soldat, 1943 in Russland fiel.

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