Spritpreise 2.0 (€)
Spritpreise steigen, trotzdem gibt es Hamsterkäufe

Inhaber Josef R. Marcher und Sohn Paul Marcher | Foto: Marlies Eichelberger
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Seit vergangener Woche sollte den Autofahrerinnen und Autofahrer die Motivation zu Tanken vergangen sein. Oder wurde sie durch den Blick auf die Preistafeln eher verstärkt? Wir haben nachgefragt: bei der Tankstelle Marcher in Bruck und bei der Jet-Tankstelle in Bruck.

BRUCK AN DER MUR. Mit dem Beginn der Fastenzeit könnte man sich angesichts der unablässig steigenden Spritpreise durchaus überlegen, diesmal „Auto-Fasten“ auszuprobieren.

In den vergangenen Tagen knackten sie erstmals die empfindliche 2-Euro-Grenze pro Liter. Während sich der Tank des Wagens mäßig füllt, rauscht der Preis an der Zapfsäule nach oben. Dies ist bei Diesel-Treibstoff sogar noch ein wenig stärker der Fall, als bei Benzin. Je nach Größe des Wagens kann man so schon ab der Hälfte der Tankfüllung einen dreistelligen Eurobetrag erreichen.

Paul Marcher in Bedienung an der Zapfsäule | Foto: Marlies Eichelberger
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Ursächlich spielen die Ukraine-Krise aber auch Böse-Spekulanten eine tragende Rolle. Liefermengen werden bereits kontingentiert, was eine Verknappung im Einkauf erzeugt und somit Lieferengpässe zur Folge hat.

Verängstigte Kunden

Kunden sind durch die weltpolitischen Entwicklungen verängstigt und fürchten, keinen Treibstoff mehr zu bekommen. Statt die Benzinnadel nur um wenige Millimeter mit Kleinstbeträgen wandern zu lassen, hauen Hamsterkäufer auf den Putz, lassen volltanken und füllen auch gleich den mitgebrachten Vorrats-Kanister an. Dadurch explodieren die Umsätze im Euro und Literbereich, berichtet Geschäftsführer Josef R. Marcher vom Autohaus Marcher & Sohn.

Paul Marcher serviciert Kunden an der Zapfsäule | Foto: Marlies Eichelberger
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Familie Marcher betreibt die einzige Bedientankstelle im Bezirk, was durch das komplette Tank-Service besonders für mobil eingeschränkte Personen von großem Vorteil ist, ebenso aber fürs Börserl, wie sich herausstellt. Durch den direkten Einkauf und die Unabhängigkeit von den Konzernriesen, hat man hier zumindest noch ein wenig Spielraum. Die Preise werden dann erhöht, wenn nötig aber weniger oft als beim Mitbewerb, was die Kunden freut.

Tägliche Preisanpassung möglich

Gemäß der Spritpreisverordnung darf generell nur einmal täglich nach oben korrigiert werden, so der Fachmann. Oftmals passen sich die Ketten dann im Tagesverlauf auch wieder an die privat geführte Tankstelle an. Josef R. Marcher und Sohn Paul Marcher sind auch persönlich an der Zapfsäule aktiv und können die Stimmungslage der Kunden direkt wahrnehmen. Man spürt eine Tendenz im Wochen und Monatsverlauf. Zu Monatsende wird etwa ein Drittel weniger Umsatz generiert als zu Monatsbeginn.

Beobachtungen zeigen, dass es derzeit sogar unter Kunden Vergleiche während des Tankvorgangs gibt. Es wird abgewartet, wie viel zuvor getankt wurde. Manche ahmen direkt nach, andere kritisieren das individuelle Konsumverhalten. Jedenfalls spürt man eine gewisse Dankbarkeit der Kunden, sich bei den Betreibern mitteilen zu können. Geteiltes Leid ist ja angeblich halbes Leid, auch wenn der Markt es doppelt so teuer werden lässt.

Da bleibt mir der Mund offen.
Es ist zum Weinen.
74,50 Euro bei 39,23 Liter!
Monika Zeilbauer

Und das sagen die Autofahrer

Eine Umfrage an der Jet-Tankstelle in Bruck. Das sagen Autofahrer zu den exorbitant hohen Spritpreisen:

Liviu Muntian | Foto: Marlies Eichelberger
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Liviu Muntian: „Benzin ist sehr teuer geworden, die Arbeit dagegen weniger, was soll ich machen. Früher habe ich jedes Mal vollgetankt, jetzt nur so viel wie nötig.“

Leslie P.C. Zech | Foto: Marlies Eichelberger
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Leslie P.C. Zech: „Es ist total übertrieben seitens Mineralölfirmen. Außerdem könnten europäische Regierungen Maßnahmen setzen um hier auch Maß zu halten.“

Maike Singer | Foto: Marlies Eichelberger
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Maike Singer ist als Beifahrerin dabei: „Ich habe mein Auto verkauft und bin nun auch in Graz wohnhaft. Davor sind mein Freund und ich aus Kindberg nach Graz gependelt. Gestern hat er ausgerechnet, dass wir nun als Pendler 390 Euro Spritkosten im Monat benötigt hätten, nur um nach Graz in die Arbeit zu fahren. Wenn man zur Zapfsäule geht, überlegt man es sich jetzt zweimal ob man viel tankt oder sparsamer wird, vor allem wenn man nicht so der große Verdiener ist.“

Brigitte Prem | Foto: Marlies Eichelberger
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Brigitte Prem ist ebenso als Beifahrerin dabei: „Ich halte gar nichts von dieser Erhöhung. Mit einer Pension von 1.040 Euro fahre ich nun nur noch einmal pro Woche einkaufen. Der Strom ist ebenso zu teuer geworden, ich heize nun auch nur mehr ein Zimmer und sonst kommt die gute alte Wärmeflasche in Einsatz, wenn 18 Grad zu kalt werden.“

Ahmedin Ramic | Foto: Marlies Eichelberger
  • Ahmedin Ramic
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Ahmedin Ramic: „Wenn ich Diesel brauche, dann brauche ich ihn. Es ist teuer, ja, aber sonst müsste das Auto zuhause stehen bleiben. Ich fahre einmal pro Woche von Bruck nach Klagenfurt, also tanke ich jede Woche voll. Das sind mittlerweile 100 Euro. Ich stamme aus Bosnien, dort liegt der Preis derzeit bei etwa 1,5 für Diesel, aber der monatliche Verdienst bei etwa 700 Euro. Für manche ist trotzdem tanken wichtiger als Lebensmittel zu kaufen. In Summe habe ich jedenfalls deutlich gesteigerte Ausgaben pro Monat, da auch die Firmen die Produkte verteuern.“

Monika Zeilbauer | Foto: Marlies Eichelberger
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Monika Zeilbauer: „Die Preise schrecken mich. Ich habe nun eine neue Strategie entwickelt. Ich tanke weder bis zum Anschlag noch fahre ich den Tank völlig leer. Heute tanke ich einmal auf und dann fülle ich immer um etwa zwei bis drei Striche wieder auf. Es wäre mir lieber, wenn es wieder billiger wäre. Ich kann mich erinnern, als ich 2001 mein damaliges Auto übernommen habe, war der Preis auf 0,89.“

Das ist zum Weinen! 74,50 Euro bei 39,23 Liter!  | Foto: Marlies Eichelberger
  • Das ist zum Weinen! 74,50 Euro bei 39,23 Liter!
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Als der Tankvorgang beendet ist ergänzt Monika Zeilbauer: „Da muss ich ja direkt ein Foto von der Zapfsäule machen, da bleibt mir der Mund offen, das ist zum Weinen. 74,50 Euro bei 39,23 Liter! Zum Glück habe ich bei meiner Tätigkeit im Krankenhaus 12er Schichten und muss nicht täglich zur Arbeit fahren.“

Diese Zitate sind auch noch gefallen:
• „Volltanken müssen wir eh nicht, bei den Preisen, oder?“
• „Ist eine Katastrophe, mehr sag ich nicht dazu.“

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