30 Prozent Musik aus Österreich
Petition für Musikquote in allen Radios

Musiker haben Angst davor, dass sie nicht gespielt werden, wenn sie ihre Meinung äußern. | Foto: Eric Nopanen/unsplash
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  • Musiker haben Angst davor, dass sie nicht gespielt werden, wenn sie ihre Meinung äußern.
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Im Juni startete das Musikernetzwerk Wiener Neustadt eine Petition für eine gesetzlich verbindliche Musikquote von mindestens 30 Prozent österreichischer Musik in allen in Österreich zugelassenen Radiosendern. Ihr Ziel: Mehr Wertschöpfung nach Österreich bringen und auch unbekannten heimischen Künstlern und Künstlerinnen eine Plattform bieten. MeinBezirk sprach mit dem Ersteller Rainer Wagner (41) über die Hintergründe der Petition.

ÖSTERREICH/WIENER NEUSTADT. „Fairness im Radio: Musikquote JETZT!!!“ lautet der Name der Petition, über die eine Reform der österreichischen Radiogesetze gefordert wird. Konkret möchten die Initiatoren Änderungen im ORF- und Privatradiogesetz bewirken, die alle in Österreich zugelassenen Radiosender verpflichten soll, mindestens 30 Prozent österreichischen Musikanteil zu senden. Von diesem Prozentanteil sollen mindestens 60 Prozent zur Tageszeit zwischen 6 und 18 Uhr gespielt werden.

Die Petition "Fairness im Radio:Musikquote JETZT!!! setzt sich für eine verpflichtende Musikquote bei Östereichs Radiosendern ein.  | Foto: Screenshot openPetition
  • Die Petition "Fairness im Radio:Musikquote JETZT!!! setzt sich für eine verpflichtende Musikquote bei Östereichs Radiosendern ein.
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Junge Talente fördern

Insgesamt zehn Prozent der Quote, also ein Drittel, soll hierbei neuen und jungen Acts vorbehalten sein, die ihre ersten ein bis drei Alben veröffentlicht haben und in den letzten drei Jahren keinen Ö3-Rotation-Hit hatten. Dies gilt auch für Musiker und Musikerinnen, die ihre Lieder über österreichische Indie-Labels oder unabhängig releasen und eine Berichtspflicht und Kontrolle durch die KommAustria oder RTR haben. Ausnahmen sollen für reine Klassik-, Religions- oder Spartenradios möglich sein.

Rainer Wagner sprach mit MeinBezirk über seine Petition und die Musikbranche in Österreich. | Foto: Helmut Rasinger
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"Passt nicht ins Programm"

Initiator Rainer Wagner ist selbst Musiker und weiß, wie schwer es ist, österreichische Radiosender von seiner Musik zu überzeugen. Laut eigenen Angaben hat er es bei unzähligen Sendern versucht und dabei Standardsätze wie "Die Musik ist eh gut, aber passt nicht in unser Programm" zu hören bekommen. Unverständnis zeigt er vor allem dafür, dass "jede Nummer, die in den UK veröffentlicht, automatisch gespielt wird", während österreichische Künstler Erklärungen erhalten, warum ihre Musik nicht gut genug sei. „Man kommt sich vor wie ein Aussätziger, wenn man mit seiner Musik in seinem Land wo hingeht und hört: Nein, wir spielen dich nicht.“

Die Erträge, die Musiker und Musikerinnen bei Streamingplattformen erhalten, sind Minimalbeträge. | Foto: mahdi chaghari/unsplash
  • Die Erträge, die Musiker und Musikerinnen bei Streamingplattformen erhalten, sind Minimalbeträge.
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"Wenn du deppert bist, spielen wir dich nicht"

Die Petition hat er gestartet, da er darauf aufmerksam machen wollte, dass "da was im Argen ist." Er sei kein junger Künstler mehr, der Angst hat, dass man seine Musik nicht mehr im Radio spielen würde - das würde die Radiosender ohnehin nicht machen. Irgendwer müsse "halt den Stein lostreten und als Projektionsfläche herhalten", meint Wagner.

Auf berühmte Unterstützung kann der Musiker noch nicht setzen. „Ich bin mir bewusst, dass sich viele Musiker nicht trauen, weil der ORF sagen könnte, 'wenn du deppert bist, spielen wir dich nicht'. Er ortet in der Szene eher das Problem, dass es heißt: „Halt lieber den Mund, dann spielen wir dich vielleicht".

Schlechte Bezahlung


Wagner hat analysiert, zu welcher Uhrzeit im Radio die meiste österreichische Musik gespielt wird. Das Ergebnis: zwischen 3 und 4 Uhr in der Nacht. Er ärgert sich, dass "die zehn Prozent mitten in der Nacht halt auch eine Frotzelei sind", da man so viel weniger Menschen erreiche und dadurch auch weniger Tantiemen verdient. Eine Aussage, die sich in der Forderung der Petition widerspiegelt, die lautet wie folgt: "Tantiemen, die in Österreich durch Musiknutzung entstehen, sollen bevorzugt an Künstler*innen ausgeschüttet werden, die ihren Lebensmittelpunkt in Österreich haben. Das bedeutet: Wer hier lebt, arbeitet, auftritt und Musik veröffentlicht, soll auch gerecht an den Erträgen beteiligt werden."

Tantiemen für Musiker sind Zahlungen, die Urheber (Musiker, Komponisten, Texter) für die Nutzung ihrer Werke erhalten, z.B. bei Verkäufen oder Streams ihrer Musik, sowie bei öffentlicher Wiedergabe. Diese Tantiemen sind eine Vergütung für die Verwertung ihrer geistigen Eigentumsrechte.  | Foto: MEV Verlag Gmbh
  • Tantiemen für Musiker sind Zahlungen, die Urheber (Musiker, Komponisten, Texter) für die Nutzung ihrer Werke erhalten, z.B. bei Verkäufen oder Streams ihrer Musik, sowie bei öffentlicher Wiedergabe. Diese Tantiemen sind eine Vergütung für die Verwertung ihrer geistigen Eigentumsrechte.
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Die Erträge, die Musiker und Musikerinnen bei Streamingplattformen erhalten, sind Minimalbeträge. Laut Angaben aus dem Internet bewegt sich der Wert eines einzelnen Streams auf Spotify zwischen 0,0026 und 0,0044 Euro. „Wenn man nicht mal national vom eigenen Land unterstützt wird, hören viele Bands auf, weil sie es sich nicht mehr leisten können - oder sie probieren es nicht mal.“, sagt Wagner.

Vorbild Frankreich und Kanada

In Frankreich oder Kanada hingegen werde Popularmusik gefördert, indem nationale Acts unterstützt werden. Zum Vergleich: Frankreich hat eine gesetzliche Musikquote, die besagt, dass 40 Prozent der Radiomusik von französischsprachigen Künstlern und Künstlerinnen stammen muss, in Kanada liegt die Quote bei 35 Prozent für die kommerziellen Sender und 50 Prozent für die öffentlich-rechtlichen.

Die heimische Musikwirtschaft ist wichtig für Österreichs ökonomische Lage. | Foto:  blocks/unsplash
  • Die heimische Musikwirtschaft ist wichtig für Österreichs ökonomische Lage.
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Wertschöpfung der österreichischen Musikwirtschaft

Eine AKM-Studie beweist, wie wichtig die heimische Musikwirtschaft für die österreichische Ökonomie ist. Mit 7,5 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung ist sie die drittstärkste Branche und erwirtschaftete zuletzt 2,8 Prozent des BIP. Jede und jeder Musikschaffende generiert 16 weitere Jobs, insgesamt werden durch die Musikwirtschaft rund 117.000 Arbeitsplätze geschaffen. Nach Wagners Berechnungen fließen jährlich rund 80 Millionen Euro an Musik-Tantiemen ins Ausland, da der Großteil der im Radio gespielten Lieder international ist. Mit der Quote würden laut seinen Angaben jährlich mindestens 20 Millionen Euro im Inland bleiben. Wagner betont, dass seine Forderung nicht nur einen Effekt auf die Musikindustrie hätte, sondern auch auf das ganze Land. "Das ist nicht nur von den Musikern ein Wunsch sich im Radio zu hören, sondern gerade in Zeiten der Budgetkrise ein guter Weg Geld ins Land zu bringen."

Die Petition hat aktuell erst einmal etwas über 400 der 19.000 benötigten Stimmen. Wenn du unterschreiben willst, kannst du es hier tun.


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