Covid-Patienten im Spital sterben einsam

5Bilder

Ärzte  sowie eine Pflegerin über das enorme Leid, das das Covid-Virus bei den Menschen und in unseren Spitälern verursacht.

ÖSTERREICH. Der Tiroler Intensivmediziner Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin, bringt es im Gespräch mit den RegionalMedien Austria auf den Punkt: Aufgrund mangelnder Intensivkapazitäten müssen Operationen verschoben werden, in Oberösterreich und Salzburg stelle man sich auf Triagen ein. Die Qualität der medizinischen Betreuung habe sich generell verschlechtert. Die Politik sei früh genug gewarnt worden und habe zu spät gehandelt, so der Arzt, der auch mangelnde Solidarität in der Gesellschaft beklagt.

Dramatische Lage in Salzburg

Am Uniklinikum Salzburg (Salk), wo elf ungeimpfte Intensivpatienten tagsüber von bis zu acht Pflegern betreut werden, leitet Sabine Moosleitner das stark geforderte Team. "Körperlich besonders anstrengend ist das Einschleusen", sagt sie, und meint damit das Maskieren mit Brille, Mundschutz, Gesichtsvisier, zwei Paar dicken Handschuhen. "Sobald man in der Vollmontur ist, kann man weder essen noch trinken." Kürzlich ist eine junge Patientin an Covid verstorben. "Das hat uns sehr mitgenommen." Die Pfleger betreuen die Patienten auch psychisch, soweit diese ansprechbar sind. Die Familie darf meist nicht zu ihnen. Was ihr Hoffnung gibt? "Das Team, der Zusammenhalt", so Moosleitner. Unterstützung komme auch von der Spitalsleitung. Manche Ungeimpfte behaupten nach der Entlassung, sie hätten eine Lungenentzündung gehabt, erzählt Moosleitner.

Die Lage in der Intensivstation im Salk bezeichnet der dortige Oberarzt auf der Intensivstation der Sallk, Clemens Seelmaier, als "dramatisch". Die Patienten seien in der vierten Welle jünger als zuvor, im Schnitt zwischen 50 und 65 Jahre. Müssten Triagen vorgenommen werden, könnte die Verzweiflung beim Personal "überdimensional" werden, die Motivation knicken, warnt er. Werden auch noch Teams auseinandergerissen, dann, so Seelmaier, könnte es im Extremfall zu „Kriegsmedizin“ kommen.

"Schreckliche Angst"

Auch an der Covid-Station in Wien Ottakring waren zuletzt neun von zehn Corona-Patienten ungeimpft, erzählt Leiter Georg-Christian Funk. Er schildert ein furchtbares Szenario aus der Intensivstation: "Die Patienten atmen doppelt so schnell und dreimal so tief wie gewöhnlich. Jede Bewegung ist extrem anstrengend, kostet viel Kraft. Das Ganze geht über mehrere Tage und Wochen. Man befindet sich mit anderen Covid-Erkrankten im Zimmer und sieht, wie diese leiden. Man sieht auch, wie andere Patienten auf die Intensivstation verlegt werden und nicht mehr wiederkommen. Da kommt schreckliche Angst auf – dass sie das nicht überleben oder eine schwere Beeinträchtigung davontragen könnten." Und Funk weiter: "Jene, die nicht geimpft sind, zeigen fast durchgehend große Reue. Dass sie sich nicht rechtzeitig darum gekümmert und den schrecklichen Zustand vermieden haben." Die meisten Schwerkranken seien "sehr dankbar", wenn sie die Krankheit überstanden haben. "Viele junge, schwer erkrankte Patientinnen und Patienten schreiben Freunden oder Arbeitskollegen über WhatsApp: ‚Lasst euch impfen!’

"Das ist alles sehr traurig!"

Wer es nicht schafft und im Spital an Covid stirbt, stirbt alleine, nicht im Kreise der Familie, kann sich nicht von den Lieben verabschieden. Das ist alles sehr traurig und belastend für die Betroffenen, ihre Angehörigen und das Personal der Spitäler."

Impfung als Ausweg

Für Christoph Hörmann, Leiter der Klinischen Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Uniklinikum St. Pölten, ist der einzige Ausweg ein hoher Immunisierungsgrad in der Bevölkerung: "Wir haben das bei anderen Viruserkrankungen auch gesehen: Pocken und Masern sind verschwunden, weil mehr oder minder alle Kinder geimpft sind."

Kommentar:

Dass Menschen sich für Freiheit, Gerechtigkeit und alle Grundrechte einsetzen, ist wichtig. Besonders redlich ist das Engagement, wenn es um den Schutz der Grundrechte Anderer geht. Themen gibt es zur Genüge. Signale zu setzen gegen die Zerstörung unseres Lebensraums zum Beispiel. Weil eine kaputte Umwelt das Leben und die Freiheit unserer Nachfahren massiv beeinträchtigen würde. Auch ein Thema, für das man sich engagieren kann, ist die ungleiche Behandlung von Frauen im Berufsleben und die Diskriminierung einzelner Bevölkerungsgruppen in der Gesellschaft. Sich gegen eine Impfung zu wehren, ist hingegen das falsche Betätigungsfeld, um für Freiheit einzutreten.

Hier geht es nämlich gar nicht um Freiheit, sondern um das eigene Wohl sowie das der Mitmenschen, der Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Hier geht es um Solidarität. Eine gesunde Gesellschaft erst kann die höchst mögliche Freiheit garantieren. Man denke etwa an Einschränkungen der Mobilität, die durch eine nicht immunisierte Bevölkerung nicht mehr im gewohnten Ausmaß gegeben ist. Oder den Verlust des Arbeitsplatzes, wenn die Wirtschaft zugrunde geht. Recht auf Leben übrigens zählt auch zu den Grundrechten. Mit flächendeckenden Impfungen schützen wir Leben. Besinnen wir uns doch der Zeit, als wir alle im ersten Lockdown einen Weg aus der Pandemie herbeigesehnt haben. Die Wissenschaft hat uns diesen Weg gegeben. Vertrauen wir doch jetzt darauf!

"Manche behaupten, sie hätten Lungenentzündung gehabt"
Intensivarzt: Steuern im Extremfall auf "Kriegsmedizin" zu
"Sterben Menschen an Covid, dann sterben sie alleine"
Intensivmediziner: "Triage-Teams in zwei Bundesländern notwendig"

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.