Nahrungsergänzungsmittel
Hilft’s nicht, so schadet’s nicht?

- Es gibt einige Faktoren, welche die Nährstoffaufnahme – ob aus der Kost oder Nahrungsergängzungsmitteln – beeinflussen.
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- Buchtipp: Faktencheck – Gesunde Ernährung, Zauberpillen und Wunderdiäten von Fritz Treiber, erschienen im Carl Ueberreuter Verlag
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Nahrungsergänzungsmittel sind buchstäblich in (fast) aller Munde. So greifen 57 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher mehr oder weniger regelmäßig zu unterschiedlichen Präparaten, um etwa ernährungsbedingte Defizite auszugleichen.
ÖSTERREICH. Nicht selten dürften die Konsumenten bei der Einnahme nach der Devise „Hilft’s nicht, so schadet’s nicht“ vorgehen. Dass diese Vorgehensweise jedoch risikobehaftet ist, zeigt ein Fall aus der Steiermark, der vergangenen November aus verschiedenen Medien bekannt wurde. Um sich vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen, nahm ein mit SARS-CoV-2 infizierter Mann über Wochen ein hoch konzentriertes Vitamin-D-Präparat ein, das er im Internet bestellt hatte. Der Mann landete schließlich wegen akuten Nierenversagens im Spital, wo er intensivmedizinisch behandelt werden musste.
Ein komplexes Zusammenspiel
Eine ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen lässt sich bei gesunden Menschen in der Regel mit einer ausgewogenen Ernährung erzielen. Laut Österreichischem Ernährungsbericht 2017 erreichen jedoch viele Landsleute ihr Soll von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen nicht. Vor allem hapert es demnach an Folsäure, Vitamin D, Kalzium, Omega-3-Fettsäuren, Eisen (vor allem bei Frauen) und Vitamin B12 (bei Veganern).
Um einen Mangelzustand festzustellen, bedarf es einer Laboranalyse. Der Mikro- und Molekularbiologe Fritz Treiber von der Karl-Franzens-Universität in Graz meint: „Ein komplettes Blutbild mit Vitaminanalyse ist der Schlüssel überhaupt. Dies wiederholt man am besten nach drei Monaten.“ So erhalte man einen guten Durchschnittswert und könne erkennen, ob und wo ein Mangel bestehe. Allein anhand der Symptomatik sei dies nicht ermittelbar. „Müdigkeit und Kopfschmerzen etwa können auf vieles hindeuten“, so Treiber.
Beispielsweise kann solchen Beschwerden ein Eisenmangel zugrunde liegen. Wird dem Körper wieder vermehrt Eisen zugeführt – sei es über die Ernährung oder mittels Nahrungsergänzungsmittel –, ist jedoch zu beachten, dass manche „Nährstoffräuber“ dessen Aufnahme über die Dünndarmschleimhaut hemmen. Dazu zählen unter anderem Phytat (bspw. in Getreide, Reis, Soja und Hülsenfrüchten), Tannin (etwa in schwarzem und grünem Tee, Rotwein und Kaffee) oder Oxalsäure (zum Beispiel in Rhabarber und Spinat). Hingegen verbessern Vitamin C oder säurehaltige Lebensmittel wie Zitronen- oder Milchsäure die Eisenaufnahme. Ebenso kann eine Reihe von Medikamenten den Nährstoffstatus in unterschiedlichem Ausmaß verringern und in extremen Fällen somit zu klinischen Mangelerscheinungen führen. Als Beispiel hierfür nennt Treiber Magensäureblocker, die „oft viel zu lange und aus Bequemlichkeit eingenommen werden“. Über derlei Zusammenhänge müssen Patienten Bescheid wissen, damit es nicht zu unerwünschten Wirkungen kommt bzw. die Nährstoffe auch ausreichend verwertet werden können.
„Der Jodmangel kommt wieder“
Auf ein Nährstoff-Thema, das Mediziner künftig vermehrt betreffen dürfte, weist Treiber explizit hin: „Der Jodmangel kommt wieder.“ Auch die WHO gibt zu bedenken, dass Menschen in Europa zusehends wieder von den Folgen eines Jodmangels betroffen seien. Im Rahmen des EU-Projekts EUthyroid wird dies nun untersucht. Österreich gilt als Jodmangelgebiet, weshalb seit 1963 durch jodiertes Speisesalz für eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung Sorge getragen wird. Allerdings stehen bei den Menschen immer öfter Fertiggerichte auf dem Speiseplan. Bei deren Herstellung verwendet die Industrie aus Kostengründen jedoch oftmals unjodiertes Salz. In puncto Jod-Versorgung sind übrigens Allesesser klar im Vorteil, nennenswerte Jodmengen sind nämlich vor allem in tierischen Lebensmitteln, allen voran in Meeresfischen und -früchten, enthalten. Pflanzliche Nahrungsmittel liefern aufgrund der Bodenbeschaffenheit in Mitteleuropa hingegen nur wenig Jod. So müsste ein Erwachsener 1,5 Kilogramm Brokkoli täglich verzehren, um seinen Tagesbedarf von etwa 200 Mikrogramm zu decken.
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