ÖGK-Forderungen
Huss will mehr Primärversorgung, weniger Privatmedizin

- Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, fordert den Ausbau der kassenfinanzierte Versorgung und die Privatmedizin zurückzudrängen.
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Mit 1. Juli übernimmt der Vertreter der Dienstnehmer und -nehmerinnen Andreas Huss (SPÖ) erneut den Vorsitz des Verwaltungsrats der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Anlässlich des Wechsels präsentierte er am Dienstag seine Forderungen. Die kassenfinanzierte Versorgung soll ausgebaut, die Privatmedizin zurückgedrängt werden.
ÖSTERREICH. Turnusgemäßer Wechsel im Verwaltungsrat der ÖGK: Nachdem Peter McDonald das erste Halbjahr als Vertreter der Dienstgeber und Dienstgeberinnen agiert hatte, übernimmt mit 1. Juli wieder Andreas Huss den Vorsitz. Der Arbeitnehmervertreter möchte bis 2030 die Zahl der Primärversorgungszentren auf 300 erhöhen und eigene Einrichtungen der ÖGK, wie Zahngesundheitszentren und multidisziplinäre Gesundheitszentren ausbauen. Zudem sollen spezialisierte Fachambulatorien, für Gynäkologie, Urologie, Innere Medizin oder Diabetes-Betreuung entstehen.
Psychosoziale Versorgung
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau einer strukturierten psychosozialen Versorgung. Huss möchte hierfür multidisziplinäre Zentren in allen 32 Versorgungsregionen Österreichs einrichten, die für eine landesweite einheitliche Versorgung mit Therapeuten und Therapeutinnen sorgen sollen. Die Ersten davon könnten schon 2026 ausgeschrieben werden.

- Huss möchte multidisziplinäre Zentren in allen 32 Versorgungsregionen Österreichs errichten, um eine flächendeckende Versorgung mit Therapeuten und Therapeutinnen zu erreichen.
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Als einen weiteren Meilenstein sieht Huss die im Regierungsprogramm festgelegten Pflege- und Therapiepraxen an. Ärzte und Ärztinnen außerhalb großer Versorgungseinheiten sollen so leichter auf Gesundheitsberufe wie Therapeuten und Therapeutinnen, Hebammen oder Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen zugreifen können. Termine könnten im Idealfall künftig direkt in der Arztpraxis vereinbart werden. Damit soll die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitsberufen strukturiert und effizient in die solidarische Kassenversorgung integriert und gestärkt werden. Die konkreten Details wie Leistungskataloge und Honorare müssen noch mit den jeweiligen Berufsvertretungen abgestimmt werden.
Privatmedizin besorgt Huss
Der Anstieg der Privatmedizin, die vor allem von der türkis-blauen Bundesregierung gefördert wurde, bereitet Huss wiederum Sorge. Seinen Angaben zufolge zahlen die Österreicher und Österreicherinnen 24 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben aus der eigenen Tasche, die sich auf zwölf Milliarden Euro pro Jahr belaufen. Huss zufolge sei das ein internationaler Rekordwert. Aus der Sorge, sonst nicht rechtzeitig die benötigte Gesundheitsleistung zu erhalten, leisten sich viele Menschen eine private Zusatzversicherung. Doch zu einem guten Teil lande das Geld nicht im Gesundheitssystem, da von den 2,6 Milliarden Euro Prämien nur 1,6 Milliarden Euro als Leistungen ausgeschüttet wurden. Bei Privatversicherungen liege der Anteil der Verwaltungskosten bei 14 Prozent, bei der ÖGK nur bei zwei Prozent.

- Viele Menschen in Österreich haben eine Privatversicherung.
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Mehr öffentliche Finanzierung
Da Österreich ohne private Zuzahlungen im OECD-Vergleich nur im unteren Mittelfeld liegt, fordert Huss mehr öffentliche Finanzierung. Bei Regierungsverhandlungen hätten die Arbeitnehmer dementsprechend verlangt, die Höchstbemessungsgrundlage und Hebesätze zu heben, jedoch sei bisher nur die Beitragserhöhung für die Pensionisten gekommen. Ein weiterer Finanzierungsvorschlag des Obmanns sei eine österreichweite einheitliche Trinkgeldpauschale, die jährlich valorisiert werden soll; dafür seien allerdings noch Verhandlungen mit Wirtschaftskammer nötig. Das Ziel der "schwarze null" sei durch Maßnahmen wie eine höhere E-Card-Gebühr zwar in Reichweite, um die aktuelle Versorgung aufrechtzuerhalten, der Ausbau, den sich die ÖGK für ihre Versicherten wünscht jedoch nicht.
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