Gegen Mangel vorbeugen
So steht es um die Lieferkette von Medikamenten

Um einem Medikamentenengpass im Winter vorzubeugen, müsse man Quellen diversifizieren und Einkaufsgemeinschaften bilden, so Lieferkettenforscher Peter Klimek. | Foto: Pixabay
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  • Um einem Medikamentenengpass im Winter vorzubeugen, müsse man Quellen diversifizieren und Einkaufsgemeinschaften bilden, so Lieferkettenforscher Peter Klimek.
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Rund 70 bis 80 Prozent der Medikamente oder ihre Inhaltsstoffe kommen aus China oder Indien. Um einen Engpass zu verhindern und Abhängigkeiten von Asien zu reduzieren, fordern Branchenkenner mehr Bemühungen. Im letzten Winter gab es immer wieder Medikamentenengpässe, etwa bei Kinderhustensaft. Peter Klimek, Leiter des Lieferketten-Forschungsinstituts "Supply Chain Intelligence Institute Austria", gab im Ö1-Journal seine Einschätzung für den bevorstehenden Winter ab.

ÖSTERREICH. Eine Reduktion der Produktion und erhöhte Nachfrage machten auf die Schwachstellen globaler Lieferketten aufmerksam. In Frankreich will man bis 2030 50 Medikamente oder ihre Wirkstoffe im Land und somit in Europa herstellen, um an der Quelle zu sitzen. "Was nicht passieren sollte, ist, dass man jetzt wieder überrascht ist von der Nachfrage. Bei Medikamenten gegen Infektionskrankheiten ist wohl bei jedem angekommen, dass die Pandemie vorbei ist und diese Krankheiten wieder normal zirkulieren", so Klimek.

Quellen diversifizieren

Aufgrund der konzentrierten Produktion in Asien kann es aber durchaus dazu kommen, dass während der typischen Erkältungszeit bestimmte Medikamente nur eingeschränkt verfügbar sein werden, so Klimeks Einschätzung. Er ist nicht der Meinung, dass die Produktion nach Europa verlegt werden solle, da das nicht unbedingt wirtschaftlich sinnvoll wäre. Stattdessen müsse man Anreize setzen und diversifizieren, woher man die Medikamente bezieht. 

"Wo wir, glaube ich, auch viel erreichen könnten, ist aufgrund der Beobachtung, dass die Lieferengpässe nicht immer gleichzeitig auftreten, sondern häufig nur in bestimmten Regionen, wenn man in Österreich, aber auch über Europa hinweg, bessere Informationssysteme aufsetzt. Damit man leichter sieht, woran mangelt es, wo ist es vielleicht vorhanden", so Klimek. Dann könne man mögliche Engpässe frühzeitig auf dem EU-Markt abfedern. 

Im Vorjahr waren vor allem Hustensäfte für Kinder Mangelware. | Foto: Unsplash
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Einkaufsgemeinschaften könnten Risiko reduzieren

Immer wieder heißt es, dass Pharmakonzerne nicht gerne an Österreich liefern wollen würden, aufgrund der sehr geringen Gewinnmargen. Bei vielen Medikamenten, die in großen Mengen hergestellt würden, sei das auch der Fall, weiß der Lieferkettenexperte. "Das sollte das Ziel sein, dass man Anreize schafft, dass der Markt die Risiken internalisiert, (...) dass man das am Markt ausgleichen kann. Am Ende des Tages ist klar, wenn man sich gegen Lieferengpässe versichern will, wird eine Versicherung entsprechend kosten und ohne wird es nicht gehen."

Bei Antibiotika und Schmerzmittel könne es durchaus Sinn machen auch Produktionen in Österreich an zu denken, da diese immer wieder knapp werden können. Starke Abhängigkeiten müsse man auch auf EU-Ebene erheben und dementsprechend handeln. Globale Wertschöpfungsketten könne man nicht von heute auf morgen verändern und die Produktion höher oder niedriger drehen, betont Klimek. "Da wird häufig überjährig bestellt. Das heißt da muss man oft Jahre im voraus wissen, welche Nachfrage man hat, um sich umzuschauen, wie man die decken kann. Damit das System nicht ins Wanken kommt, weil es sehr anfällig ist." Einkaufsgemeinschaften könnten etwa das Risiko minimieren.

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