AUT of ORDA
"Sind drei Ehrgeizler, die sich durch Leistung spüren"

1 neues Kollektiv, 3 Schmähbrüder, 100 Stunden Zeit: AUT of ORDA, bestehend aus den Musikern Paul Pizzera (aus der Steiermark) und Christopher Seiler (kommt aus Niederösterreich) sowie Daniel Fellner (ist Wiener) sorgen für frischen Dialektpop und ein noch nie da gewesenes Show-Ereignis am 21. Oktober. Der Talk über Ehrgeiz, Sozialpornos und darüber, was dem Trio den letzten Nerv raubt.

ÖSTERREICH. So ein Glückstreffer! "Mi Amor" heißt der aktuelle Hit, der u.a. von AUT of ORDA am 21. Oktober bei der "Red Bull Show 100" in Wien performt wird. Der schmähreiche Talk des neuen Austro-Kollektivs (Pizzera und Seiler sind sonst mit Pizzera & Jaus bzw. Seiler und Speer höchst erfolgreich) - und der Check, wie gut sie sich untereinander kennen.

MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für euch?
Christopher Seiler:
Da muss ich irgendetwas sagen, was wahrscheinlich jeder 2. Trottel sagt: Gesundheit. Ich meine das wirklich so.
Daniel Fellner: Keine Termine und leicht einen sitzen - Harald Juhnke.
Paul Pizzera: Hoffentlich das, was zwischendurch, was zwischen Anfang und Ende vorkommt.

Seid ihr im Moment glücklich?
Fellner: Jetzt ist gerade ein Termin ... aber sonst ... schon.
Seiler: Leicht einen sitzen, passt schon.
Fellner: Nein wird sind ganz nüchtern. 
Seiler: Ich bin gerade glücklich. 
Pizzera: Ja wir alle sind glücklich! Wir sind voller Vorfreude auf das, was auf uns zukommt und gewillt, diese Hürde zu meistern. Mit Bravour!

Stichwort Hürde: Welche Herausforderung wartet denn auf euch als AUT of ORDA?
Pizzera:
Uns erwartet die "Red Bull Show 100". Wir haben 100 Stunden Zeit, um eine 100-Minuten-Show auf die Beine zu stellen, was physisch wie psychisch sehr herausfordernd wird. Aber wir sind dieser Herausforderung gewachsen. Red Bull weiß, dass wir einiges draufhaben. 

Der lustige Check - so gut kennen sich AUT of ORDA: 

Was habt ihr denn drauf?
Pizzera:
Das wird sich weisen! Wir sind in einem Band-Camp, wo wir die gesamte Produktion als auch Übungsphase machen dürfen. Wir haben nur sehr wenig Vorbereitungszeit, das heißt, wir können zumindest Lieder machen. Wir können uns Sachen überlegen, das Set-up überlegen. Aber wie es dann genau ausschaut, wissen wir erst, wenn wir in der Marx Halle vor Ort sind, wo es dann am 21. Oktober stattfinden wird. Wir freuen uns darauf.
Seiler: Passt, alles gesagt, gehen wir!

Das klingt sehr ambitioniert. Wessen Idee war das?
Fellner:
Die von Red Bull. 
Seiler: Das Konzept passt gut zu uns, weil wir ein frisches Kollektiv sind. Als 1. Show gleich in so einem Rahmen loszulegen - natürlich, wenn das alles gut läuft, können wir mit Clubshows beginnen. Das ist eine sehr gute Feuertaufe. 
Fellner: Durch die Größe des Projekts sind wir natürlich auch dazu gezwungen, die Arbeit, die man normalerweise vielleicht innerhalb eines Jahres macht, jetzt mehr oder weniger komprimiert in 100 Stunden zu machen. Aber dann ist es wenigstens erledigt, haben wir uns gedacht. 

Ihr habt alle sehr erfolgreiche Karrieren und wahrscheinlich wenig Zeit. Muss die Show deswegen so kompakt wie möglich erledigt werden?
Pizzera:
Es ist eine neue, künstlerische Spielwiese, die wir uns da gesucht haben und auf der wir uns austoben können. Wir wissen wie Seiler und Speer, wie Pizzera & Jaus klingen - und wir haben uns gedacht, dass wir eine neue, entstaubte, frische Form der Dialektmusik machen wollen. Künstlerisch, musikalisch, genretechnisch sind uns keine Grenzen gesetzt. Wir können unsere Liebe zur Musik, die Liebe zur Selbstironie in neue Noten gießen und uns einfach freien Herzens nach vorne bewegen, was die Musik betrifft.  

Ist das auch Glück?
Pizzera:
Definitiv.
Fellner: Da schließt sich der Kreis!

"Mi Amor" heißt euer neuer Song, der aus vielerlei Gründen für Furore sorgt. Wer versteht hier Spanisch?
Pizzera: Mein Ururgroßvater war Spanier, aber nein, die Idee war schon länger da, dass man diesem Musikmarkt einen Spiegel vorhält. Dass man alles singen kann, solange es nicht auf Deutsch ist. Das ist eine Nummer, die wie Latino-Pop ausschaut und sich auch so anhört - es ist eh egal. Das ist voll aufgegangen. Eine schöne Realsatire auf den Musikmarkt.

Ihr als Kabarettexperten: Wie charakterisiert sich denn der österreichische Schmäh? 
(alle lachen)
Seiler: Sehr trocken, sehr morbid und immer auf einen anderen hin.
Pizzera: Ich finde schon, dass eine gewisse Selbstironie dabei ist. Oder nicht?
Seiler: Es kommt immer darauf an, wer den Humor macht.
Pizzera: Weil wir schizophren sind, geht's immer auf einen anderen hin, deswegen passt's.
Seiler. Ganz genau. Selbsthassend.

Ihr singt über Fußball, Alkohol - schweben euch schon neue Themen der österreichischen Volksseele vor, über die ihr etwas machen wollt?
Fellner:
Wir haben eine gute Idee, aber die verraten wir nicht. Wir gehen direkt von unserem Interview mit dir ins Studio.
Pizzera: Wir haben eben nur 100 Stunden Zeit und da müssen wir vorher wie ein guter Chefkoch, um die Küchenmetapher zu bedienen, "Mise en Place", vorbereiten, weil wir nicht wissen, was von uns verlangt wird. Um die richtigen Gerichte in unseren Showroom hinauszuschießen, müssen wir einfach mit einem gut bestückten Werkzeugkoffer in die Werkstatt "Red Bull Show 100" hineingehen. 

Erinnert das nicht ein bisschen an Big Brother trifft auf Dschungelcamp? 
Seiler:
Das Hauptaugenmerk liegt auf unserem künstlerischen Schaffen und nicht auf unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Über die ich ja noch nicht allzu viel sagen kann. Außerdem: Es reichen zwei Pressetermine aus und wir beschimpfen uns schon (lacht).
Pizzera: Du bist der einzige von uns, der geschimpft hat!
Fellner: Ich bin da unbeteiligt.
Pizzera: Nein, im Ernst, es geht hauptsächlich darum, dass man den Schaffensprozess sieht und für viele augenöffnend ist, was da eigentlich so dahinter steckt, um eine Bühnenshow auf die Beine zu stellen. Das ist kein Sozialporno, wo irgendwelche Asoziale beim Dahinvegetieren beobachtet werden sollen ... 
Fellner: ... sondern Asoziale, denen man beim Musikmachen zuschaut! 
Pizzera: Danke, jetzt hast du meine Pointe abgestochen! Ich glaube, dass es viele unterschätzen, was dahinter steckt, um so etwas aufzuziehen. Und ich finde es einfach schön,
dass da vielleicht ein bisschen mehr Respekt auch auf Zuschauerinnen- und Zuschauerseite herrschen wird.

Ihr habt mit Seiler und Speer und Pizzera & Jaus höchst erfolgreiche Hauptprojekte. Nervt das, wenn ihr ständig gefragt werdet, was aus diesen nun wird? 
Seiler:
Mittlerweile schon, muss ich sagen, weil das völlig lächerlich und an den Haaren herbeigezogen ist. Man kann es ein bisschen so ummünzen: Wir haben gut funktionierende Unternehmen und danach treffen wir drei uns nach der Arbeit zum Kegeln. Wir sind ein Kegelverein. Deswegen auch Künstlerkollektiv. Und nur, weil wir uns vielleicht nicht auf die faule Haut legen, weil eh alles funktioniert, sondern wir mehr von der künstlerischen Karriere wollen - das verstehen viele Leute vielleicht nicht. Im Normalfall ist es ja so, wenn etwas funktioniert, wird nur mehr das gemacht und alles andere ist wurscht. Dem Michael Jordan hat auch keiner irgendetwas zugetraut, als er mit Basketball aufgehört und mit Baseball angefangen hat ..
Fellner: ... das war auch nicht so erfolgreich!
Seiler: Das ist scheißegal, er hat es gerne gemacht. 
Pizzera: Es geht darum, dass wir drei Ehrgeizler sind, die sich durch Leistung spüren und lieber mehr hackeln als zu wenig. Und bevor uns die künstlerische Lorbeeren unterm Hintern wegfallen, machen wir lieber etwas anderes. Aber für alle, die sich Sorgen machen, dass ein anderes Projekt jetzt das erste Projekt ablöst, habe ich nur folgenden Spruch übrig: Wenn es eine Straße gibt mit zwei guten Schuhgeschäften, kaufen die Leute auch mehr Schuhe. Fertig.

Ist diese Art der Skepsis und des Hinterfragens etwas typisch Österreichisches?
Pizzera:
Ich glaube nicht, dass es etwas Österreichisches ist. Ich kann mir vorstellen, dass es in Rumänien genau gleich ist! Es ist etwas Allgemeines, etwas Menschliches (lacht).
Seiler: Ich finde, das hat schon etwas mit Österreich zu tun. Da bleibt es halt, so wie es ist, Motto: "An der Bundeshymne wird nichts geändert."
Fellner: In Rumänien sitzen vermutlich jetzt genau vier Menschen wie wir und führen das gleiche Interview.

Dann beenden wir das Interview, nicht mit einem Blick nach Rumänien, sondern in die Zukunft: Was erhofft ihr euch vom 21. Oktober?
Pizzera:
Ich möchte mit meinen 2 Haberern nach der Show anstoßen und sagen können: "Hey, für das, was alles passieren hätte können, haben wir das geil gemacht." Wir können stolz auf uns sein, wir haben den Leuten einen geilen Abend beschert - Blut, Schweiß und Tränen haben sich gelohnt. Ein stolzes Gefühl des Erfolges und der Zufriedenheit mit unserer Leistung.
Fellner: Ich erwarte, dass die Leute danach rausgehen, und nicht sagen: "Boah, was für ein Konzert", sondern: "Boah, was für eine coole Show." Es ist mehr Event als nur ein Konzert. Natürlich findest das in einem musikalischen Rahmen statt, aber das muss so dermaßen paschen, dass es über das Konzept Konzert hinweggeht. 
Seiler: Ich schließe mich dir an. 

I bin's: der Wordrap

MeinBezirk.at: Was liebt ihr denn an Österreich?
Seiler: Die Kultur.
Fellner: Die Berge.
Pizzera: Das Salzkammergut.

Was ist eure Lieblingsspeise?
Pizzera: Eierschwammerlgulasch mit Serviettenknödeln.
Fellner: Schnitzel.
Seiler: Geröstete Knödel.

Was ist euer Lieblingsplatz in Österreich?
Pizzera: Das Salzkammergut. 
Seiler: Mein Zuhause.
Fellner: Die Berge. 

Was ist euer Lieblings-Dialektwort?
Seiler: Lavour.
Fellner: Hawara.
Pizzera: Ogölln.

Diese Österreicherin/ dieser Österreicher hat euch inspiriert?
Pizzera: 
Bertha von Suttner.
Fellner: Ernst Jandl.
Seiler: Was weiß ich ... Kreisky.

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AUT of ORDA sind diese drei Herrschaften (von links nach rechts): Daniel Fellner, Christopher Seiler und Paul Pizzera, Kapazunder der heimischen Musikszene. | Foto: Philipp Hirtenlehner
Am 21. Oktober steigt die "Red Bull Show 100", bei der AUT of ORDA am 17. Oktober in ein Bandcamp ziehen - und in 100 Stunden eine 100-Minuten-Sause auf die Beine stellen müssen. | Foto: Philipp Hirtenlehner

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