Arbeiterkammer und ÖGB
Arbeitspflicht für Symptomlose "praxisfern"
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian wehrt sich am Wochenende gegen den Vorstoß des ÖVP-Wirtschaftsbundes, dass Mitarbeiter in Quarantäne bei Symptomlosigkeit im Homeoffice arbeiten sollten. Dieser Vorschlag sei "praxisfern und fernab rechtlicher Bedingungen“, stellte Katzian fest. Laut einer Studie wird im Homeoffice trotz Krankheit eher gearbeitet.
ÖSTERREICH. „Der Wirtschaftsbund suggeriert, dass die Menschen Homeoffice und Covid zum Nichtstun ausnützen“, kritisierte beispielsweise Arbeiterkammer-Sozialexpertin Hruska-Frank in mehreren Medien. „Das widerspricht eindeutig unseren Erkenntnissen.“ Viele würden ohnehin arbeiten, auch wenn sie in Quarantäne seien. Bei der kritischen Infrastruktur sei ohnehin vorgesorgt, denn da könne man bei unbedenklichen Werten auch arbeiten gehen.
Außerdem könne ein Arzt gar nicht Mitarbeiter laufend untersuchen, da der Übergang zwischen asymptomatisch und symptomatisch fließend sei. Juristin Körber-Risak glaubt nicht, dass Arbeitgeber direkt Druck auf Arbeitnehmer ausüben würden. Der Druck entstehe automatisch, wenn es einen hohen Ausfall wegen Omikron gebe. Es sei ja auch im Eigeninteresse, da sonst der Berg an Arbeit noch größer werde.
Arbeitgeber erhalten unrechtmäßig Zahlungen?
Auch GPA-Vorsitzende Barbara Teiber und Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl äußerten sich kritisch. Homeoffice sei auch nur für einen Teil der Angestellten möglich, merkte Anderl am Rande einer Pressekonferenz an. Teiber berichtete, ihre Gewerkschaft erhalte sogar Rückmeldungen, dass Arbeitgeber zwar vom Staat Zahlungen bekommen, wenn Beschäftigte in Quarantäne sind, sie von Arbeitnehmern aber einforderten zu arbeiten. „Das ist Betrug“, so die GPA-Gewerkschafterin.
Einseitige Verpflichtung für Homeoffice befürchtet
Die Forderung der Wirtschaft hält Körber-Risak zudem für tendenziell „überschießend“ und vor allem für nicht praktikabel. Wenn es bereits eine Homeoffice-Vereinbarung gebe, könne man sowieso weiterarbeiten. Sie vermutet, der Wirtschaftsbund wolle, dass man Homeoffice – anders als derzeit gesetzlich geregelt – auch einseitig und gegen den Willen des Arbeitnehmers verordnen könne.
Im Home-Office arbeiten trotz Krankheit
Unterdessen bestätigte eine Studie aus Deutschland, dass Beschäftigte im Homeoffice dazu neigen, sich trotz Erkrankung an den Rechner zu setzen. Für die Studie der Hamburger Kühne Logistics University (KLU) und der WHU – Otto Beisheim School of Management wurden den Angaben zufolge drei Untersuchungen im Vorpandemiejahr 2019 sowie im Juli und August 2020 mit insgesamt rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemacht und verglichen.
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