Diakonie Österreich
Bessere Integration in der Arbeitswelt gefordert

Laut Statistik Austria wird die Erwerbsbevölkerung in Österreich ab 2024 zurückgehen. Während das zu einer Lücke an Beschäftigten führen wird, wird Menschen der Weg in die Arbeitswelt erschwert oder sogar verweigert. | Foto: Pexels/KindelMedia
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  • Laut Statistik Austria wird die Erwerbsbevölkerung in Österreich ab 2024 zurückgehen. Während das zu einer Lücke an Beschäftigten führen wird, wird Menschen der Weg in die Arbeitswelt erschwert oder sogar verweigert.
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Die Zahl der offenen Arbeitsstellen in Österreich war 2022 so hoch wie nie zuvor. Trotzdem wird der Einstieg in die Arbeitswelt Flüchtigen weitgehend erschwert, wie zwei spezielle Beispiele zeigen. Die Diakonie fordert daher bessere Integration in die Arbeitswelt. 

ÖSTERREICH. Laut Statistik Austria wird die Erwerbsbevölkerung in Österreich ab 2024 zurückgehen. Während das zu einer Lücke an Beschäftigten führen wird, wird Menschen der Weg in die Arbeitswelt erschwert oder sogar verweigert. Vor allem mit den vielen Vertriebenen aus der Ukraine ist das Thema hochaktuell. 60.000 Ukrainerinnen und Ukrainer leben in Österreich momentan in der Grundversorgung, nur 15.000 haben oder hatten eine Beschäftigungsbewilligung, so die Diakonie Österreich. 

Ukrainer:innen-Gesetz gefordert

Die Diakonie fordert ein "Ukrainer:innen-Gesetz", dass die nötigen Intergrationsvoraussetzungen sichert, nämlich einen sicheren Aufenthaltsstatus und Existenzsicherung. Ukrainer-Vertriebene sind immer noch in der so genannten Grundversorgung, die für die Zeit des Abwartens auf ein Asylverfahren gedacht ist – also bis zur Schutzentscheidung. Diakonie-Direktorin Maria K. Moser meint: 

"Sie haben schon Schutz. Und Grundversorgung bedeutet weniger als 500 Euro für eine erwachsene Person. Davon kann niemand leben. Zudem gibt es eine Zuverdienstgrenze. Das Grundversorgungssystem ist der große Hemmschuh für die Arbeitsmarktintegration der Ukraine-Vertriebenen."

Zudem fordert die Diakonie ausreichende Sprachkurse, eine Entbürokratisierung der Anerkennung von Ausbildungen und eine Offensive für Arbeitsmarktberatung und Begleitung in den ersten Monaten im Job.

Moser wünscht sich ein "Zusammenarbeiten für eine gute Zukunft". Sie kritisiert außerdem, dass Einwanderer von vielen als Bedrohung dargestellt werden, sie sieht darin eine "ideologische Verblendung". 

Moser wünscht sich ein "Zusammenarbeiten für eine gute Zukunft". Sie kritisiert außerdem, dass Einwanderer von vielen als Bedrohung dargestellt werden, sie sieht darin eine "ideologische Verblendung".  | Foto: APA/Hans Punz
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"Ich möchte ein Nutzen sein"

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer wollen sehr gerne arbeiten. Ein Beispiel ist Katerina Denisova. Im Frühjahr 2022 ist sie mit ihren zwei Kindern nach Österreich gekommen, um Schutz zu suchen. Sie hat eine abgeschlossene Hochschulausbildung in Psychologie, hat in der Ukraine mit Kindern gearbeitet und später in der Personalabteilung. Sie würde gerne als Kindergartenassistentin oder Administratorin in einem Büro arbeiten, ihr Diplom aus der Ukraine wird in Österreich jedoch nicht anerkannt. Sie sagt:

"Für Österreich habe ich anscheinend keine Ausbildung."

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer wollen sehr gerne arbeiten, es wird ihnen aber nicht leicht gemacht. | Foto: Daniele Franchi/Unsplash
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Eine weitere Hürde für Katerina und viele andere Vertriebenen ist das Deutschlernen. Seit August 2022 lernt sie täglich vier bis sechs Stunden Deutsch. Eigentlich wollte sie einen Kurs des Österreichischen Integration Fonds (ÖIF) besuchen. Nachdem sie fünf Monate auf den Aufnahmetest gewartet hat, wurde der Kurs jedoch abgesagt. Um in einer österreichischen Schule lernen zu können, musste es Katerinas 14-jährige Tochter innerhalb eines Sommers von Deutschniveau A1 auf Niveau B2 schaffen. Für unter 15-Jährige gibt es aber keine kostenlosen Angebote, also mussten sie 1.000 Euro für ihre Deutschkurse zahlen. 

Katerina wünscht sich:

"Ich möchte Geld verdienen und Steuern zahlen. Ich möchte gleich sein wie die anderen und ein Nutzen sein."

Hürden für anerkannte Flüchtlinge

Auch für schon anerkannte Flüchtlinge gibt es Hürden in Österreichs Arbeitswelt. Ein besonderes Problem ist die De-Qualifikation. Masooma Nori zum Beispiel musste 2013 aus Afghanistan flüchten und hat seit 2014 den Status eines anerkannten Flüchtlings. Als sie endlich eine Arbeitserlaubnis hatte, wollte sie eine Ausbildung oder Lehre machen, stattdessen wurde sie in die Gastronomie "abgedrängt". Vier Jahre lang hat sie in Vorarlberg und Tirol gekellnert, obwohl sie eigentlich schon immer im Sozialbereich arbeiten wollte. Nach einem Unfall war es ihr nicht mehr möglich, in der Gastronomie weiterzuarbeiten und sie begann eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz. Jedoch hat sie keinen Praktikumsplatz bekommen, was sie bis heute nicht versteht:

"Ich lese immer, Österreich braucht Pflegekräfte aus Rumänien, aber mich haben sie nicht genommen."

Seit kurzem darf Masooma nun endlich als Kindergartenassistentin arbeiten. Nebenbei geht sie zur Schule, weil sie die Matura schaffen will, um studieren zu können. Sie ist glücklich mit ihrer jetzigen Anstellung: 

"Ich freue mich, dass ich einen Job habe, in dem ich nützlich bin."

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