Coronavirus zu Allerheiligen
Bestatter berichtet: "Die wenigsten wollen einen Sarg"

Jörg Bauer kann in seinem Bestattungsunternehmen keine Corona-Pandemie wahrnehmen: "Wir haben wegen des grassierenden Corona-Virus nicht mehr Aufträge, ganz im Gegenteil. Ich meine, es herrscht 2020 eine Untersterblichkeit." | Foto: pixabay/Symbolfoto
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  • Jörg Bauer kann in seinem Bestattungsunternehmen keine Corona-Pandemie wahrnehmen: "Wir haben wegen des grassierenden Corona-Virus nicht mehr Aufträge, ganz im Gegenteil. Ich meine, es herrscht 2020 eine Untersterblichkeit."
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Allerheiligen, jener Tag, an dem wir unseren Toten gedenken, sie am Friedhof besuchen und ihre Gräber schmücken. Doch wie begeht ein Bestatter den Feiertag und wie hat die Corona-Pandemie seinen Alltag geändert? Meinbezirk.at fragte nach.

ÖSTERREICH.  Jörg Bauer ist Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens Lichtblick in Österreich . Der Tod war immer schon sein Begleiter, weil seine erste Begegnung mit dem Tod eine sanfte und positive Erfahrung war. "Meine liebste Großmutter, bei der ich auch einen Teil meiner Kindheit in Obhut war, verstarb sanft und selbst gewollt in meinen Armen", erzählt er über sein Leben: "Nach dem Tod ihres Lebensgefährten sah sie ihre Aufgabe als erfüllt an und entschloss sich auch selbst zu gehen. Nur einige Tage nach diesem Entschluss, an dem sie noch rüstig und gesund schien, stieg ihr Zuckerspiegel trotz Insulin an und nach 10 Tagen entschlief sie sanft in meinen Armen. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es für jeden von uns ein Zeitfenster gibt loszulassen und sanft zu entschlafen."

"Vater starb schmerzhaften Tod"

Ganz anders verlief der Sterbeprozess seines Vaters: "Als ich 24 war, verstarb mein Vater. Er klammerte sich trotz unheilbarer Krankheit und unfassbarer Schmerzen am Leben fest. Durch seine Sonderklasse-Versicherung bestärkt waren die Ärzte bereit, jede auch noch so unerforschte Therapiemethode zu testen. Er starb einen langen und schmerzhaften Tod." Über seine Mutter berichtet er: "Meine Mutter verstarb Jahre später an Brustkrebs. Sie sparte mit Behandlungen und erhielt sich ihre Lebensqualität. Vor allem aber befasste sie sich in den Jahren davor mit der Sterblichkeit des Leibes und verlangte, als sie sah, dass es keine mögliche Behandlung mehr gab, nach der Palliativ Station. Dort wartete ein Team von Engeln, deren einziges Bestreben es war, ihre Schmerzen zu lindern und ihr eine gute Zeit und einen bewussten und damit würdigen Sterbeprozess zu ermöglichen."

"Gesunder Umgang mit Trauer, Tod und Sterben"

All seine Erlebnisse mit dem Tod waren für Bauer der Ausschlag zur  Gründung der Trauerplattform ASPETOS, eine Hilfestellung für Angehörige. "Das Angebot wurde so gut angenommen, dass wir überwältigt waren. Heute wird das Portal von 600 000 ÖsterreicherInnen monatlich aufgesucht um Trauerarbeit zu leisten und sich mit anderen in der selben Situation zu vernetzen. Dort durfte ich hunderte Trauernder kennen lernen und begann die Trauer zu studieren." Dieses Studium führte Bauer zum Konzept seines Bestattungsunternehmens, in dem er Menschen ein gesundes Verhältnis und einen gesunden Umgang mit Trauer, Tod und Sterben ermöglichen will.

Trend geht zur Feuerbestattung

In seinem Unternehmen kann er einen klaren Trend ausmachen. "Feuerbestattungen nehmen massiv zu, denn man ist unabhängig, die Urne kann man überall hinstellen, man muss nciht zwangsweise auf einen Friedhof", so Bauer gegenüber RMA- Redakteurin Anna Richter-Trummer. Und Bauer belegt das mit Zahlen: "In Vorarlberg haben wir sicher gut 90 Prozent an Feuerbestattungen, in Wien etwa 40 Prozent. Der Trend geht ganz klar weg von der Erdbestattung, wir hatten von 200 Bestattungen nur etwa sechs Erdbestattungen. Ich bemerke, die wenigsten wollen einen Sarg."

"Die wenigsten wollen einen Sarg"

Laut Bauer sind Erdbestattungen in Särgen eher rückläufig. Neben Feuerbestattungen sind auch Wasser und Baumbestattungen immer beliebter. "Wasserbestattungen sind seit 2008 in der Donau endlich erlaubt, seitdem erleben Wasserbestattungen einen wahren Boom. und auch Baumbestattungen sind im Trend: die Urne wird dabei unter einem Baum beigesetzt, in einer Naturbestattungsanlage. Kosten: 980 Euro."

Coronavirus kaum merkbar

Jörg Bauer kann in seinem Bestattungsunternehmen keine Corona-Pandemie wahrnehmen: "Wir haben wegen des grassierenden Corona-Virus nicht mehr Aufträge, ganz im Gegenteil. Ich meine, es herrscht 2020 eine Untersterblichkeit."

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Quellen: Trauerplattform Aspetos

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