Lehrermangel
Corona hatte kaum Auswirkungen auf Zahl der Sonderverträge
Die Zahl der Sonderverträge von Lehrern hat sich bis jetzt kaum verändert, jene der Überstunden ist immerhin zurückgegangen, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS durch Bildungsminister Faßmann.
ÖSTERREICH. Der Lehrermangel war vor der Corona-Krise ein großes Thema, das jetzt wieder unmittelbar vor Schulstart an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Studenten, Pensionisten und Personen müssten aus anderen Berufen in den heimischen Schulen eingesetzt werden, um den Unterricht sicherzustellen.
Im vergangenen Schuljahr gab es demnach an den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschule) laut vorläufigen Zahlen fast 5.700 Sonderverträge und damit nur wenige mehr als in den beiden Jahren davor, die meisten sind es mit knapp 3.300 an den Berufsschulen mit ihrem fachpraktischen Unterricht. Bei den Bundeslehrern ist die Anzahl mit rund 2.400 quasi unverändert. Vergeben werden Sonderverträge vor allem an Lehramtsstudierende im letzten Studienjahr, an sogenannte "Quereinsteiger" - also Absolventinnen und Absolventen eines ähnlichen Studiums (z.B. Sportwissenschafter für Turnen, Germanisten für Deutsch) - und in geringer Zahl an eigentlich bereits pensionierte Pädagoginnen und Pädagogen.
Bei den Überstunden meldete Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) coronabedingt einen Rückgang auf 3,6 Millionen (vorläufige Daten), im Jahr davor waren es noch 4,8 Millionen. Dazu kommen noch unentgeltliche Supplierungen, die die Lehrer laut Dienstrecht in einem bestimmten Ausmaß leisten müssen. In diesen Zahlen sind allerdings sowohl die etwa krankheitsbedingten kurzfristigen Ausfälle enthalten wie Dauer-Mehrdienstleistungen, wenn an der Schule dauerhaft nicht ausreichend Fachlehrer zu finden sind. Gleichzeitig arbeitet weiterhin ein Drittel des Lehrpersonals in Teilzeit. Insgesamt gibt es den höchsten Personalbedarf bis 2025 laut der Personalprognose des Ministeriums in den Fächern Bewegung und Sport, Deutsch, Englisch, Mathematik und Werken.
Schülern fehlen Grundkompetenzen
NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre spricht sich für nachhaltige Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel aus, vor allem im Pflichtschulbereich. Denn bei einem Teil der Schüler mangle es an Grundkompetenzen, um eine weiterführende Schule oder eine Lehre absolvieren zu können. "Gerade hier braucht es also schon jetzt dringend noch mehr gut ausgebildete Lehrkräfte. Die Stoßrichtung muss ja eher in Richtung individualisierter Unterricht gehen und nicht ins totale Gegenteil, weil zu wenig Personal vorhanden ist", wird Künsberg Sarre von der APA zitiert.
Das Bildungsministerium müsse einen Schwerpunkt auf den Mittelschulen setzen. "Und auch auf die Volksschulen wurde vergessen, es fehlen bessere Anrechnungsmöglichkeiten bei der Gehaltseinstufung, eine Anpassung des Lehrer_innendienstrechts und ein Lehramt-Masterstudium für berufserfahrene Absolvent_innen aller Fachrichtungen, wie wir es gefordert haben", so Künsberg Sarre.
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