Heftiger Regen - aber nur im Westen
Die trockensten Regionen in Österreich
Ganz Österreich leidet unter der Hitze. Vor allem die Landwirtschaft und die Natur im Allgemeinen sind besonders exponiert. Die Folgen: Ernteausfälle. Aber nicht alle Regionen sind gleichermaßen von der Trockenheit betroffen. Ein Überblick über die trockensten Regionen, und eine Vorschau, wie sich die nächsten Tage entwickeln.
ÖSTERREICH. Die heimischen Böden sind staubtrocken, wie eine Karte des Wetterdienstes Ubimet schwarz auf Weiß zeigt. Demnach sind vor allem die östlichen Bundesländer Wien, Teile Nieder- und Oberösterreichs, das Burgenland und die Südoststeiermark im Monat August von Regenfällen verschont geblieben. Aber auch westlich von Klagenfurt und in Teilen Tirols (siehe Karte) hat es viel zu wenig geregnet. Und es dürfte ein Rekordsommer werden, wie die Zentralanstalt für Meteorolgie und Geodynamik (ZAMG) erklärt.
Der meteorologische Sommer (Juni, Juli, August) dauert noch zwei Wochen. Aber schon jetzt steht fest, er reiht sich in der Liste der heißesten Sommer der Messgeschichte weit vorne ein, heißt es in einer Aussendung der ZAMG: „Berücksichtigt man den Prognosetrend bis Monatsende liegt der Sommer 2022 im Tiefland und auf den Bergen Österreichs im Bereich des Sommers 2015, dem drittwärmsten Sommer der Messgeschichte“, sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Ob es Platz 3 oder 4 wird, entscheidet sich in den letzten Augusttagen. Auf Platz 1 liegen im Tiefland Österreichs weiterhin gleichauf 2003 und 2019 und auf den Bergen war der wärmste Sommer 2003 und auf Platz 2 liegt 2019“.
Zahl der Hitzetage häufen sich
Die Zahl der Hitzetage (mindestens 30 Grad) liegt 2022 bereits deutlich über dem ohnehin hohen Durchschnitt der Klimaperiode 1991-2020. In den meisten Landeshauptstädten gab es heuer schon rund 40 Prozent mehr Hitzetage als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Bis inklusive 17. August gab es heuer in Bregenz 18, in Linz und Salzburg 19, in St. Pölten 24, in Grad 25, in Klagenfurt und Innsbruck 31, in Eisenstadt 33 und in der Wiener Innenstadt 36 Hitzetage.
„Die Zahl der Hitzetage hat in den letzten 30 Jahren massiv zugenommen. Vor 1990 wären so viele Hitzetage wie heuer ein Rekord gewesen“, sagt Klimatologe Orlik, „mittlerweile liegen die Rekord bei 40 Hitzetagen, erreicht in den Jahren 2003 oder 2015.“
Experten schlagen Alarm
Nicht nur Meteorologen, sondern auch Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur, warnen: "Eine ständige Zunahme von Hitzetagen, also Tage mit über 30 Grad, und ausbleibender Regen haben massive Auswirkungen. Diese extreme Wettersituation führt zu einem sinkenden Grundwasserspiegel und gefährdet damit Österreichs Seen und Flüsse, aber insbesondere die Ernten der Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel", so Habersack in einer Aussendung.
Verbauung und globale Klimakrise als Ursachen
So erreicht etwa der Neusiedler See seinen niedrigsten Wasserstand seit fast 60 Jahren. Der benachbarte Zicksee ist fast vollständig ausgetrocknet und die Landwirtschaft insbesondere im Osten und Süden Österreichs ist auch heuer wieder von massiven Dürreschäden betroffen. Die Ursachen dafür liegen für Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, auf der Hand: "Die Erderwärmung verbunden mit ausbleibenden Niederschlägen, aber auch die Verbauung unserer Äcker und Wiesen, die als Wasserspeicher zunehmend verloren gehen“.
Starkregen mit Überschwemmungen – vor allem im Westen
Die heißesten Orte am Donnerstag in der Früh waren Graz und Umgebung mit über 27 Grad und das Wiener Becken, also Gänserndorf und Mistelbach in Niederösterreich, wie die Hotspot-Karte zeigt.
Im Westen, also Tirol, Vorarlberg, Salzburg und dem Innviertel, kündigten sich bereits am Donnerstagfrüh große Regenmengen an, teils zu viel, da es zu Überschwemmungen kommen werde, warnt Konstantin Brandes im Gespräch mit den RegionalMedien Austria.
Hingegen werde es etwa im Weinviertel bis Südsteiermark, wo die Trockenheit am markantesten ist, in den nächsten Tagen, also bis zum nächsten Wochenende, weiter schlecht bestellt sein: "Da fallen nur zehn bis 15 Liter pro Quadratmeter - hier werden auch die Schauer drüberziehen", kündigt der Meteorologe an. Das werde aber etwa im Burgenland und in der Südoststeiermark zu wenig sein. Da bräuchte es ergebnisreichere Güsse, sagt Brandes.
Wasserspiegel sinken - Rekordwerte stehen bevor
Klimawandel und Verbauung verursachen sinkenden Fluss- und Grundwasserspiegel: „Der Klimawandel mit starken Niederschlagsdefiziten, die Versiegelung der Böden und die Regulierung der Flüsse mit daraus folgenden Erosionen des Flussbettes wirken sich nachhaltig negativ auf den Grundwasserspiegel aus. Eine Folge davon sind See- und Flusswasserstände, die so niedrig sind wie selten zuvor. So ist etwa der Wasserstand des Bodensees nur mehr elf Zentimeter von seinem historischen Minimalwert entfernt. Aber auch der Neusiedler See erreicht heuer seinen tiefsten Wasserstand seit 1965. Mit ein Grund dafür ist der niedrige Grundwasserstand.
Ernteausfälle erwartet
Insbesondere im Osten und Süden Österreichs rechnen die Experten mit erheblichen Ernteausfällen wegen der extremen Niederschlagsdefizite der vergangenen zwei Monate. "Wir erwarten aus heutiger Sicht einen Dürreschaden in der Landwirtschaft von rund 100 Millionen Euro. Das Phänomen von Dürreschäden nimmt in der Landwirtschaft stark zu. Während in den 80iger Jahren alle zehn Jahre eine Dürre aufgetreten ist, treten große Dürreereignisse in Österreich nun durchschnittlich jedes zweite Jahr auf. So entstand in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Dürre ein Gesamtschaden von mehr als einer Milliarde Euro“, so Weinberger in einer ersten Zwischenbilanz zu den Dürreschäden in der Landwirtschaft.
Auch Flüsse sind betroffen
Aber auch die Abflüsse der Flüsse, also das durchfließende Wasservolumen, leiden durch den Klimawandel. Der Abfluss an der Donau liegt derzeit unter dem langjährigen Mittel, wovon vor allem die Schifffahrt und die Wasserkraft stark betroffen sind. Generell lässt sich festhalten, dass an der Donau in den vergangenen 75 Jahren die sommerliche mittlere saisonale Durchflussmenge zwischen fünf und 13 Prozent sank. Der Po weist heuer extreme Niedrigwasserstände auf und im Zuge eines Projekts am Rhein wurde heuer festgestellt, dass bei Fehlen der Gletscher bis zu 25 Prozent weniger Abfluss bei Niederwasser auftritt. Und zuletzt stellt die Versiegelung von Flächen ein massives Problem dar, denn diese führt zu einer Reduktion der Grundwasserneubildung.
"Was dies schlussendlich bedeutet, sehen wir nun am Beispiel von Österreichs Seen und Flüssen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie die Reduktion des Bodenverbrauchs notwendig. Wasser könnte so länger in der Landschaft gehalten werden, was wiederum auch der Reduktion des Hochwasserrisikos dient, da Überflutungsflächen erhalten bleiben beziehungsweise zurückgewonnen werden“, so der Experte Habersack.
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