Abfallwirtschaft in Österreich
Forderung nach einem einheitlichen gelben Sack

Gemeinde-, und Wirtschaftsbund und der Verband Entsorgungsbetriebe fordern in einem Schulterschluss erstmals eine einheitliche Abfalltrennung für Österreich. Dadurch könnten auch die EU-Recyclingquoten deutlich gesteigert werden. | Foto:  FATZI.at - stock.adobe.com
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  • Gemeinde-, und Wirtschaftsbund und der Verband Entsorgungsbetriebe fordern in einem Schulterschluss erstmals eine einheitliche Abfalltrennung für Österreich. Dadurch könnten auch die EU-Recyclingquoten deutlich gesteigert werden.
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Zum ersten Mal fordern Gemeindebund, Wirtschaftsbund und der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) die österreichweite Vereinheitlichung aller Sammelsysteme für Leicht- und Metallverpackungen. So könnten alle Bürger beispielsweise Verpackungsabfälle aus Kunststoff und Metall in einen gelben Sack oder Tonne werfen. 

ÖSTERREICH. Wer den Urlaub in einem anderen Bundesland als zu Hause verbringt, kennt das Problem: In jedem Bundesland – und zum Teil auch  in einzelnen Bezirken – gibt es unterschiedliche Sammelsysteme. So sind in Österreich, um beispielsweise Plastikflaschen, Leichtverpackungen oder Dosen zu sammeln, derzeit 131 verschiedene Sammelsysteme registriert. Das ist nicht nur ineffizient, sondern für den Bürger vielfach verwirrend und aufwendig, kritisieren Gemeindebund, Wirtschaftsbund und der VOEB. "Unser Ziel muss sein, so viele Wertstoffe aus dem Restmüll zu filtern wie nur möglich", so Carmen Jeitler-Cincelli, Stv. Generalsekretärin des Wirtschaftsbundes. "Das gelingt am besten durch eine österreichweite, einheitliche gelbe Tonne oder den gelben Sack, in denen von der Milchpackung über die Tomatendose bis zur PET-Flasche alles gemeinsam gesammelt wird.“

Berechnungen der Montanuniversität Leoben würden zeigen, dass seit Jahren in Österreich über 600.000 Tonnen Wertstoffe aus Kunststoff, Papier, Glas oder Metall im Restmüll landen. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch teuer, denn jedes Kilo Wertstoff im Restmüll verursacht zusätzliche Kosten. Ein verständliches und einheitliches System trage viel zu einem effizienten Recycling bei, "schützt die Umwelt und sei im Sinne unserer nachfolgenden Generationen“, meint Jeitler-Cincelli.

Mit einer gelben Tonne oder dem gelben Sack könnten österreichweit alle Verpackungsabfälle aus Kunststoff und Metall gesammelt werden, schlagen Gemeindebund-Präsident Riedl, VOEB-Präsidentin Jüly und WB-Stv. Generalsekretärin Jeitler-Cincelli vor (v.l.n.r.). | Foto: VOEB/Kurt Keinrat
  • Mit einer gelben Tonne oder dem gelben Sack könnten österreichweit alle Verpackungsabfälle aus Kunststoff und Metall gesammelt werden, schlagen Gemeindebund-Präsident Riedl, VOEB-Präsidentin Jüly und WB-Stv. Generalsekretärin Jeitler-Cincelli vor (v.l.n.r.).
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Österreich säumig beim Kunststoffrecycling

Während Österreich die bis 2025 geltenden EU-Ziele beim Recycling von Papier, Metall und Glas bereits heuer erreicht, muss die Recyclingquote bei Kunststoff bis 2025 um das Doppelte auf 50 Prozent erhöht werden. Auch die Sammelquote von PET-Flaschen muss bis 2029 von derzeit 70 Prozent auf 90 Prozent angehoben werden. Um die Sammelquoten und somit das Recyclingpotenzial zu erhöhen, schlagen Gemeindebund, Wirtschaftsbund und VOEB weiters vor, dort wo es möglich ist, die getrennte Sammlung von einem Bring- auf ein Holsystem in ganz Österreich umzustellen. Das würde bedeuten, dass auch der getrennte Abfall direkt abgeholt wird. So hätte jeder Haushalt nicht nur eine Restmülltonne, sondern beispielsweise auch die gelbe Tonne daheim und müsste nicht mit den getrennten Wertstoffen extra zum Müllplatz oder zu einer Sammelinsel fahren. Das funktioniert bereits in einigen Bundesländern sehr gut und erhöht auch den Output an Wertstoffen deutlich.

Für die Abfallwirtschaft stelle eine einheitliche Tonne für alle Leicht – und Metallverpackungen keine Hürde dar, da die meisten Sortieranlagen auf dem modernsten Stand seien und vollautomatisch die sortenreine Trennung der einzelnen Fraktionen übernehmen könnten, erklärte Gaby Jüly, Präsidentin des VOEB und selbst Geschäftsführerin eines Abfallwirtschaftsbetriebs. Zwar müssten einige Anlagen nachgerüstet werden, aber durch Rechtssicherheit und die notwendigen Rahmenbedingungen würde die Abfall- und Ressourcenwirtschaft die Investitionen tätigen. 

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Auch Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl zeigte sich von dem Plan überzeugt. „Die unterschiedlichen Sammelsysteme in ganz Österreich erschweren immer wieder die Kommunikation und sorgen für Verwirrung in der Bevölkerung. Die einheitliche Sammlung würde aus unserer Sicht für noch mehr Akzeptanz sorgen“. Neben den positiven Auswirkungen auf Klima- und Umweltschutz seien auch die wirtschaftlichen Folgen wichtig. "Die Bürger ersparen sich zusätzliche Wege und die Wirtschaft erhält wertvolle Sekundärrohstoffe, die aus gebrauchten Plastikflaschen oder Dosen gewonnen werden", so Riedl.

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