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Fragen und Antworten zum Biontech-Kinderimpfstoff

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. | Foto: Gideon Markowicz / Eyevine / picturedesk.com
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  • Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren zugelassen.
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Nach langem Warten hat nun die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die Freigabe für einen eigenen Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren erteilt. Auch das Nationale Impfgremium (NIG) gibt grünes Licht. Viele Eltern fragen sich nun: Soll ich mein Kind impfen?  Wir geben Antworten auf die häufigsten Fragen. 

ÖSTERREICH. Wien startete bereits vor rund zehn Tagen mit der Corona-Schutzimpfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren – als sogenannte "off label"-Anwendung mit dem für Erwachsene bereits zugelassenen Impfstoff. Auch Tirol ist mitgezogen. Manche Eltern haben auch zuvor auf eigene Faust einen Arzt aufgesucht, um ihr Kind impfen zu lassen.. 

Der Andrang auf die Impfungen auch ohne Zulassung ist groß. Die Impfstelle Wien hat laut am Mittwoch veröffentlichten Zahlen bisher insgesamt 9167 Kinder unter zwölf geimpft. Davon stammten 81,7 Prozent aus Wien, der Rest aus anderen Bundesländern, wobei Niederösterreich mit 15,2 Prozent den größten Anteil ausmachte. Von Montag bis Mittwochmittag wurden knapp 9000 Termine neu gebucht.

Wie sinnvoll ist eine Corona-Impfung bei kleinen Kindern?

Wenn es nach dem Kinderarzt Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, geht, führt keine Kinderkrankheit zu so vielen Krankenhaus- und Intensivstationsaufenthalten wie Corona. Als Vergleich nannte der Kinderarzt die Masern, an denen eines von 1.000 infizierten Kindern schwer erkranke. Daten der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) zufolge landeten im April 2021 in der dritten Pandemiewelle pro Woche ein bis drei Kinder und Jugendliche auf Intensivstationen. Es gibt Fälle, wo Kinder am multisystemischen Inflammationssyndrom (MIS-C) oder dem pädiatrischen hyperinflammatorischen Syndrom (PIMS) erkranken. Welches Kind es trifft, "weiß man nicht", auch deshalb wird die Impfung empfohlen, heißt es vom NIG.

Laut der Leiterin des NIG, Ursula Wiedermann-Schmidt gibt es Daten, die bestätigen, wie häufig die Infektionen bei den Kindern vorkommen. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion sei bei ungeimpften Kindern ab 12 Jahren um das 6-fache höher, als bei geimpften Kindern. Generell steigen die Infektionszahlen ab dem Alter von 6 Jahren an, sagt Wiedermann-Schmidt.

Zudem hat kürzlich eine Studie von Med-Uni Graz, ÖGKJ und AGES gezeigt, dass elf Prozent der untersuchten 755 Kinder länger als vier Wochen nach der Infektion Symptome hatten, was als "Long Covid"-Verlauf gewertet werden kann.

In der Zulassungsstudie von Biontech/Pfizer seien keine schwerwiegenden Impfreaktionen oder Nebenwirkungen dokumentiert worden. | Foto: Christian Jobst
  • In der Zulassungsstudie von Biontech/Pfizer seien keine schwerwiegenden Impfreaktionen oder Nebenwirkungen dokumentiert worden.
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Wie wirksam ist die Kinderimpfung?

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Kinderimpfungen bereits zugelassen: 3,3 Millionen Kinder seien bereits einmal in den USA geimpft worden. Dabei sei es zu keinen Meldungen von Nebenwirkungen gekommen. Außerdem sei ein wichtiger Punkt, dass es bei den 5- bis 11-Jährigen eine andere Formulierung geben wird. Es werde der Erwachsenen-Impfstoff verwendet, aber mit geringerer Dosis und einer kleineren Kinderimpfnadel.

In einer klinischen Studie mit 2.000 Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 90,7 Prozent bei der Vorbeugung einer symptomatischen Covid-19-Infektion. Die Immunantwort war nach Angaben der EMA bei einer niedrigeren Dosierung von zehn Mikrogramm in dieser Altersgruppe vergleichbar mit der nach der höheren Dosis von 30 Mikrogramm bei 16- bis 25-Jährigen.

Gibt es Nebenwirkungen?

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle, Muskelschmerzen und Schüttelfrost. Insgesamt kam die EMA zu dem Schluss, dass der Nutzen des Impfstoffs die Risiken überwiegt, insbesondere bei Kindern mit Vorerkrankungen, die das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf erhöhen. Nach der Impfung wird empfohlen, eine Woche keinen Sport zu machen, "um die Nebenwirkungsrate so gering wie möglich zu halten", betont Wiedermann-Schmidt.

Wann kommt der Kinderimpfstoff in Österreich zum Einsatz?

Das Gesundheitsministerium rechnet damit, dass der erste eigene Kinderimpfstoff gegen Corona EU-weit gegen Ende des Jahres 2021 zur Verfügung steht. 258.000 Dosen des eigenen Impfstoffs mit neuer Formulierung sollen bis zum Jahresende nach Österreich geliefert werden. "Das ist die maximale Menge, die wir bekommen haben", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Donnerstag. Hierzulande leben knapp 600.000 Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Bis zum eigenen Vakzine sollen die Kinder weiterhin mit einem Drittel der Erwachsenen-Dosis immunisiert werden.

Vor allem chronisch kranke Kinder haben ein erhöhtes Risiko, im Fall einer Coronainfektion schwer zu erkranken. | Foto: Mareen Fischinger / Westend61 / picturedesk.com
  • Vor allem chronisch kranke Kinder haben ein erhöhtes Risiko, im Fall einer Coronainfektion schwer zu erkranken.
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Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Kinder- und Erwachsenen Vakzin?

Der Kinderimpfstoff von Biontech basiert auf einer neuer Formulierung, die durch entsprechende Verdünnung so angepasst wird, dass eine Dosis von zehn Mikrogramm verabreicht werden kann. Sie ermöglicht zudem eine längere Lagerung des Impfstoffs von bis zu zehn Wochen im Kühlschrank. Die EMA-Zulassung für Kinder gilt für diese Version. In Österreich gibt es bisher nur sogenannte Off-Label-Impfungen für Kinder unter zwölf. Dabei wird die Dosis für Erwachsene gedrittelt und dieser Teil den Kindern verabreicht. Interessierte Eltern müssen dafür einen Arzt suchen, der die Impfung beim Nachwuchs durchführt. In Zukunft soll dann das eigens für Kinder entwickelte Vakzin verabreicht werden, was die Dosierung vereinfacht.

Gibt es auch Zulassungen für andere Covid-Kinderimpfstoffe?

Noch nicht, aber die EMA prüft gerade einen Antrag des US-Herstellers Moderna. 

Werden Kinder auch drei Stiche benötigen für eine Vollimmunisierung?

"Das wissen wir momentan noch nicht genau", sagt Expertin Wiedermann-Schmidt. Man gehe davon aus, dass der Schutz etwa sechs Monate anhalten werde. "Man wird sich genau ansehen müssen, wie viele trotz Impfung angesteckt werden und wo die Verläufe nicht nur mild sind." 

Gibt es auch eine Empfehlung für Kinder von null bis vier Jahren?

In dieser Altersgruppe wird selten getestet, aber man weiß „anhand der Hospitalisierungsrate, dass schwere Erkrankungen relativ selten sind“, sagt Widermann-Schmidt. Daher sei auch eine Impfung höchstwahrscheinlich nicht so bald nötig.

Mehr zum Thema Covid-Kinderimpfung in den Bundesländern findest du hier:

Kinderimpfungen im Burgenland jeden Dienstag
Anmeldungen ab Dienstag möglich
Knapp 2.300 Impfungen in der kommenden Woche
Wien startet mit der Kinder-Impfstraße
Kommen auch in der Steiermark Off-Label-Impfungen?

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