Neue Regeln für Ost-Österreich
Handel und körpernahe Dienstleister schließen über Ostern

Ost-Österreich geht in Osterruhe | Foto: Markus Spitzauer
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Im Osten Österreichs kommen neue Corona-Verschärfungen. Das ist Ergebnis des Gipfels der Landeshauptleute Michael Ludwig, Hans Peter Doskozil (beide SP) und Johanna Mikl-Leitner (VP) mit Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne).

ÖSTERREICH. Die zunehmende Belastung der Intensivstationen führt nun zu schärferen Maßnahmen in Wien, Niederösterreich und Burgenland. Ab dem Gründonnerstag (1.April) bis Osterdienstag gilt eine strenge und ganztägige Ausgangssperre (wie im harten Lockdown) rund um die Uhr- mit den üblichen Ausnahmen (Hilfeleistungen, Grundbedürfnisse, Versorgung mit Grundgütern, Gesundheitsdienstleistungen, berufliche Zwecke, etc). 

Distance-Learnung nach Osterferien

In den Schulen wird es in der Woche nach Ostern wieder Distance Learning geben. Schrittweise sollen dann Schüler mittels PCR-Tests zurückkehren. 

Die körpernahen Dienstleister müssen wieder schließen und auch der Handel muss seine Geschäfte zwischen 1. April und 6. April zusperren. Ab dem 7. April sollen die Zugangstestungen für den Handel kommen. Lebensmittelhandel für Einkäufe des täglichen Bedarfs, Apotheken und Trafiken bleiben geöffnet.

Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht, verkürzte Testgültigkeit

Eine FFP2-Maskenpflicht gilt bei Menschenansammlungen im Freien und in allen geschlossenen Räumen, wo mehr als eine Person anwesend ist. So soll das Infektionsgeschehen in Büros und Arbeitsstätten in den Griff bekommen werden, wo derzeit vor allem die Sozialräume ein Problem sind. Zudem sind betriebliche Testungen einmal pro Woche oder Home Office vorgesehen.

Außerdem soll die Test-Gültigkeit bei Einpendlern stark verkürzt werden. Künftig sind zwei Mal wöchentlich Pendler-Tests vorgesehen. Hier soll vor allem ein Augenmerk auf jene Staaten gelegt werden, die eine höhere 7-Tage-Inzidenz als Österreich aufweisen. Die Kontrollen an der Ost-Grenze (Slowakei, Ungarn) werden intensiviert.

Ludwig hält eine Ausweitung der Maßnahmen in Wien für möglich. | Foto: Jobst/PID
  • Ludwig hält eine Ausweitung der Maßnahmen in Wien für möglich.
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"Jetzt ist keine Zeit für Öffnungen"

Wie 19 europäische Länder sei auch Österreich von der dritten Welle betroffen. Es sei eine lineare, aber stark und konstant steigende Entwicklung. Sorgen bereiten dabei vor allem die Zahlen in den Intensivstationen. Dort komme es in den nächsten 2 Wochen zu einem starken Anstieg. "Damit es nicht zu einer Triage komme, brauchen wir ein Paket", begründete Anschober die Maßnahmen. "Bin froh, dass wir Öffnungsschritte abgesagt haben". Die drei Ziele seien Kontakte zu verringern, die Testungen massiv weiter auszubauen und eine Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht. 

Wien könnte weitere Verschärfungen verhängen

"Wenn wir nicht zeitnah Ergebnisse sehen, werden wir über dieses Paket hinausgehen müssen", sagt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Die britische Mutation habe gravierende Auswirkungen, vor sechs Wochen habe man noch gute Zahlen in Wien gehabt, nun habe sich schlagartig alles geändert.

Man habe sich "bewusst gegen einen zweiwöchigen Lockdown" und für eine "viertägige Ruhephase, eine kurze Cooldown-Phase" entschieden, so Mikl-Leitner. | Foto: BBNÖ/Androsevic
  • Man habe sich "bewusst gegen einen zweiwöchigen Lockdown" und für eine "viertägige Ruhephase, eine kurze Cooldown-Phase" entschieden, so Mikl-Leitner.
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Auch die Situation in den Schulen habe sich geändert. "Haben bisher geglaubt, Schule sind weniger betroffen. Das sehen wir mittlerweile anders. Es sollten nicht sofort alle wieder zurück in die Schule, die Ansteckungsgefahr dort ist sehr groß", sagt Ludwig. Die Aktion "Wien-Gurgelt" wolle man wenn möglich über die Stadtgrenzen hinaus ausrollen. Die Idee der Schanigarten-Öffnungen käme für die nächsten sechs bis acht Wochen nicht in Frage. Jetzt müsse man "die Leute durchimpfen".

Doskozil: "Müssen der Bevölkerung eine Perspektive geben"

Johanna Mikl-Leitner verteidigte die getroffenen Maßnahmen als "richtig und wichtig". Experten hätten am Dienstag im Rahmen des Ost-Gipfels über die angespannte Situation in den Spitälern informiert. Der Test für Pendler wird nun künftig nur mehr 72 Stunden gültig sein, also müsse künftig zwei Mal die Woche getestet werden. Sie sei immer gegen die Schließung des Handels gewesen, aber es gebe da auch unterschiedliche Expertenmeinungen, gesteht sie ein. 

Doskozil bedankte sich für eine "ganz neue Diskussionskultur" zwischen den Bundesländern und dem Bund sowie den Experten. | Foto: LMS
  • Doskozil bedankte sich für eine "ganz neue Diskussionskultur" zwischen den Bundesländern und dem Bund sowie den Experten.
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Hans Peter Doskozil erinnerte daran, dass die Maßnahmen nicht wirken, wenn die Politik die Sinnhaftigkeit der Regeln der Bevölkerung nicht glaubhaft vermitteln könne. Die Bevölkerung müsse aber mitmachen, um die Trendwende zu schaffen, deswegen brauche es konkrete Ziele und Perspektiven. Er forderte von der Bundesregierung eine bestimmte Inzidenzzahl, ab der es Öffnungen gibt.

Kirche erfreut über öffentliche Messen

Die Bischöfe der Diözesen Eisenstadt, St. Pölten und Wien haben am Mittwoch beschlossen, dass die öffentlichen Gottesdienste nur unter strengsten und mit größter Sorgfalt wahrgenommenen Corona-Präventionsmaßnahmen gefeiert werden dürfen- und zwar so kurz wie möglich und nach Möglichkeit im Freien. Der Entscheidung der Bischöfe vorausgegangen sind Konsultationen mit den politisch Verantwortlichen. Diese hätten ergeben, dass unter den genannten Voraussetzungen "das Übertragungsrisiko beherrschbar und das gemeinsame Feiern in der Kirche vertretbar" sei. "Darüber waren wir sehr froh", betonte Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Mittwochabend in einer Kathpress-Aussendung.

Ernüchterung herrscht bei der Opposition. Für FPÖ-Chef Norbert Hofer seien die präsentierten Maßnahmen ein "Schritt in die falsche Richtung". Denn die Ankündigung der Handels-Schließung werde dazu führen, dass die Geschäfte vor Ostern "regelrecht gestürmt" werden, so Hofer: "Wie das mit dem Grundsatz in der Pandemiebekämpfung - das Vermeiden von Kontakten - zusammenhängt, bleibt mir ein Rätsel." Von den Zutrittstests im Handel würden nur internationale Online-Händler profitieren.

Kritik kam auch vom NÖ SPÖ-Chef Schnabl

Anstatt die Testkapazitäten an den Schulen und das Contact Tracing auszubauen, werde ein Streit mit der EU über die Impfstoffbeschaffung angezettelt und Verantwortung auf einzelne Beamte abgeschoben, kritisierte der stellvertretende NEOS-Klubobmann Nikolaus Scherak, der darin ein "Verantwortungs-Versagen" ortete.

Kritik aus überraschender Richtung kam vom Landesparteiobmann der SPÖ-Niederösterreich, LHStv. Franz Schnabl. Es brauche keine Pandemie-Experten, um zu wissen, dass die Schritte Arbeitnehmer und Unternehmer "näher an den wirtschaftlichen Abgrund bringen". Der Landesvize vermisste außerdem einheitliche Regelungen "in einem kleinen Land wie Österreich". Gehandelt worden sei nunmehr zu spät und zu zögerlich.

Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel, hat sich nach der Pressekonferenz schwer enttäuscht von den geplanten Eintrittstests im nicht lebenswichtigen Handel und den Schließtagen zu Ostern gezeigt. "Das ist ein weiterer Nackenschlag, wir sind ja schon seit 111 Tagen geschlossen. Jeder Tag zusätzlich tut weh", sagte Trefelik zur APA. Er fordert nun einen Eintrittstest für den gesamten Handel, also auch den Lebensmittelsektor.

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