Heute ist Equal Pay Day
Knapp zwei von zehn Frauen in Österreich habe kein eigenes Geld

Heute, am 22. Oktober, ist "Equal Pay Day": Das ist jener Tag, ab dem – rein statistisch gesehen – die Frauen in Österreich quasi gratis arbeiten.
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Heute, am 22. Oktober, ist "Equal Pay Day": Das ist jener Tag, ab dem – rein statistisch gesehen – die Frauen in Österreich quasi gratis arbeiten. Das bedeutet: Ab heute haben Männer bereits jenes Einkommen erreicht, wofür Frauen noch 71 Tage bis Jahresende weiterarbeiten müssen. Der Vergleich der vollzeitbeschäftigten Männer und Frauen weist aktuell eine Lohnschere von 19,3 Prozent auf.

ÖSTERREICH. Das beweist einmal mehr: Armut ist weiblich, alt und weiblich, um genau zu sein. Wie eine aktuelle Studie belegt haben knapp zwei von 10 Frauen kein eigenes Konto, verdienen Frauen im Schnitt weniger als den Mindestlohn und entscheiden ganze 8 von 10 Frauen nicht alleine, was mit ihrem eigenen Geld passiert, sondern sie entscheiden nur gemeinsam mit ihrem Partner über ihr Einkommen. Fazit: Frauen sind beim Thema Finanzen oft heute noch,  im Jahr 2020, von veralteten, traditionellen Rollenbildern geprägt und haben beim Geld und Vorsorge sehr, sehr viel Nachholbedarf.

Corona macht Frauen ärmer

Corona hat leider auch die Armutsgefährdung von Frauen noch beschleunigt: Die Krise zeigte, wie schnell Frauen noch stärker mit Haus- und Sorgearbeit befasst sind, sobald nicht mehr alles läuft wie gewohnt. Bis heute sind es großteils Frauen, die für die unbezahlte Arbeit zuständig sind. Die Männer kümmern sich hingegen um die bezahlte Lohnarbeit. Die Folgen: Frauen werden schlechter bezahlt, ihre Erwerbsbiografien weist Löcher auf, etwa durch Sorgfaltspflichten, Karriere ist damit keine möglich. was dagegen helfen könnte, wäre volle Lohntransparenz, damit Frauen wissen, was die Kollegen verdienen und ihnen womöglich vorenthalten wird. Weiters wäre es sinnvoll, starke finanzielle Anreize für jene Eltern zu setzen, die sich die Karenzzeiten fair teilen. Drittens ist eine bundesweite Kinderbetreuung sicherzustellen, damit Frau auch arbeiten gehen kann. 

Veraltete Rollen-Clichés machen Frauen arm und abhängig

Von traditionellen Rollenbildern geprägt überlässt Frau laut des Financial Future Report für Frauen (Quelle: ‚Hello Financial Future Report | Women‘: repräsentative Umfrage der Hello bank!, durchgeführt von Ipsos Austria im September 2020 unter 1.000 Österreicherinnen zwischen 18 und 55 Jahren) ihre Geld noch immer oftmals ihrem Partner, Ehemann, Onkel, Vater - einem Mann eben, alle ihre Reichtümer, ihr Einkommen und alle Geldangelegenheiten liegen bei ihm; Teils weil das "immer schon so war", teils weil "sie davon nichts versteht" oder "verstehen will". Ihr eigenes Geld, nicht ihre eigene Sache, wenn sie überhaupt ein eigenes Geld hat: Nur 84 Prozent  der befragten Frauen haben überhaupt ihr eigenes Konto. Und der Rest?

16 Prozent der Frauen haben kein eigenes Konto und damit auch kein eigenes Geld.  | Foto: Quelle: ‚Hello Financial Future Report | Women‘: repräsentative Umfrage der Hello bank!, durchgeführt von Ipsos Austria im September 2020 unter 1.000 Österreicherinnen zwischen 18 und 55 JahrenN
  • 16 Prozent der Frauen haben kein eigenes Konto und damit auch kein eigenes Geld.
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Über Geld spricht Frau nicht

„Beim Thema Finanzen und Investment herrscht in Österreich noch immer eine große Ungleichheit zwischen den Geschlechtern", bestätigt Robert Ulm, CEO der Hello bank!: "Denn im Vergleich mit Männern setzen sich Frauen leider viel zu wenig mit diesen wichtigen Themen auseinander. Je mehr Frauen über Geld und Investments wissen, desto besser ist es für ihr aktuelles Leben und ebenso für ihre finanzielle Zukunft.“

Finanzielle Gleichberechtigung, bitte warten

Die finanzielle Situation der Österreicherinnen – Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Investment – ist mit jener der Männer nicht vergleichbar: Denn 20 Prozent haben ein monatliches Netto-Einkommen von 1.000 Euro und darunter, leben also am Existenzminimum. Anderseits heißt das aber auch: 62 Prozent haben aktuell oder künftig Geld für Investments, zum Beispiel durch Ersparnisse. Denn: Rund einem Drittel der Frauen bleibt jeden Monat etwas von ihrem Einkommen übrig. Und 14 Prozent würden bei einer kleinen Einschränkung Reserven haben. 14 Prozent brauchen ihre gesamten Ersparnisse auf bzw. müssen sich verschulden. Der finanzielle Status Quo der Österreicherinnen sieht damit so aus: 6 von 10 Frauen können regelmäßig Geld zur Seite legen – 10 Prozent sogar höhere Geldbeträge. 4 von 10 haben jedoch zu wenig zum Sparen bzw. Investieren.

Traditionelle Rollenbilder rangieren noch immer auf Platz 1 bei den Gründen, warum Frauen zu wenig über Finanzen wissen. | Foto: Quelle: ‚Hello Financial Future Report | Women‘: repräsentative Umfrage der Hello bank!, durchgeführt von Ipsos Austria im September 2020 unter 1.000 Österreicherinnen zwischen 18 und 55 Jahren
  • Traditionelle Rollenbilder rangieren noch immer auf Platz 1 bei den Gründen, warum Frauen zu wenig über Finanzen wissen.
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16 Prozent haben kein eigenes Konto

Im Hinblick aufs Konto zeigen sich die Österreicherinnen emanzipiert: Immerhin haben 84 Prozent der befragten Frauen ihr eigenes Konto, auch wenn sie in einer Partnerschaft leben. 16 Prozent haben hingegen keines. Einer der Gründe könnte der altgediente Satz sein: "Über Geld spricht man (nicht)" Über Geld sprechen Frauen wenn überhaupt nur im engeren Familien- und Freundeskreis. Je älter Frau ist, desto eher spricht sie mit niemandem darüber. Jüngere sind hier offener und ungezwungener. 66 Prozent der Österreicherinnen, die in einer Partnerschaft leben, treffen finanzielle Entscheidungen gemeinsam mit dem Partner/der Partnerin. 37 Prozent entscheiden alleine über ihre Finanzen. Und 29 Prozent sogar ganz ohne Beratung.

Nur 86 Prozent aller Frauen wollen selbst über Geld entscheiden 

Nur 86 Prozent sind der Meinung, dass sie über ihre Finanzen selbst bestimmen sollten.  Für 80 Prozent  der jungen Frauen (Generation Z) bedeutet Geld Freiheit und Unabhängigkeit. Und 38 Prozent würden ihr Geld anders investieren, wenn sie mehr Wissen zu Finanzthemen hätten. Es zeigt sich: Der Umgang mit Geld ist auch eine Frage des Alters: Die Generation Z (Jahrgänge zwischen 1997 und 2012) würde ihr Geld anders investieren, wenn sie mehr Wissen hätten. Jüngere Frauen sind risikofreudiger als andere Generationen, setzen aber trotzdem auf Sicherheit. Auch Frauen mit höheren regelmäßigen Investitionsmöglichkeiten setzen bei der Geldanlage eher auf Risiko. Ebenso Frauen mit solidem Finanzwissen.

Reich dank Finanz-Wissen

Generell gilt: Österreichs Frauen sind mit ihren Aktivitäten hinsichtlich einer Zukunfts-gerichteten Geldanlage mittelmäßig zufrieden. Zufriedener sind hier Berufstätige, jene, die sich etwas zur Seite legen können, und Frauen mit mehr Finanzwissen.  Bei Investments vertrauen die Österreicherinnen noch immer auf Klassiker, auch wenn diese keine Rendite mehr bringen. Denn sie setzen nach wie vor auf Sparbücher, Girokonten, Bausparverträge und Lebensversicherungen. Auch Frauen, die sich kaum etwas zurücklegen können, haben oft Bausparer und Lebensversicherungen. Weiters auf ihrem Radar sind Investments in Immobilien/Grundstücke und Gold.

Aktien und ETFs: Nix für Frauen

Kaum in Erwägung ziehen die Österreicherinnen einen Sparplan, Anleihen/Aktien oder Fonds. Überraschend: Von ETFs (Exchange Traded Funds, Börsen-gehandelte Fonds), einer medial vielbesprochenen Anlageform, haben nur 17 Prozent etwas gehört. Jene Frauen, die zufrieden mit ihren Geldanlagen sind, haben zusätzlich zu den Klassikern oft Immobilien/Grundstücke, Edelmetalle, Sparpläne oder Investmentfonds. Im Hinblick auf die Zukunft können sich Frauen vermehrt vorstellen, in Sparbücher, Bausparer, Immobilien/Grundstücke, Edelmetalle und Lebensversicherungen zu investieren. Hauptgrund für Nicht-Nutzung von Anlageformen wie Wertpapieren ist in erster Linie mangelndes Wissens in punkto Geld und Finanzen.

Ideales Alter für finanzielle Vorsorge ist 23,8 Jahre

6 von 10 Frauen möchten sich finanziell etwas aufbauen, um fürs Alter vorzusorgen. Für jede Zweite ist Vermögen auch ein Notgroschen. 44 Prozent wollen sich damit finanzielle Unabhängigkeit ‚erkaufen‘. Und 4 von 10 denken über ein Investition in Immobilien/das Eigenheim nach. Jede zweite Frau mit Kind(ern) will Geld an die Nachkommen weitergeben. Das ideale Einstiegsalter in die Vorsorge wäre laut Umfrage 24 Jahren (genau: 23,8 Jahre). Aber natürlich ist es auch später sinnvoll, sich mit diesem Thema zu befassen. Der Einstieg ist in jedem Alter möglich. Die Generation Z (Jahrgänge zwischen 1997 und 2012) sieht sich selbst im idealen Alter, um mit der Vorsorge zu beginnen. Frauen mit besserem Finanzwissen schätzen dies etwas niedriger ein.

21 Prozent der Frauen verdienen weniger als das Existenzminimum. Frauen verdienen im Durchschnitt noch immer 300 Euro weniger. | Foto: Quelle: ‚Hello Financial Future Report | Women‘: repräsentative Umfrage der Hello bank!, durchgeführt von Ipsos Austria im September 2020 unter 1.000 Österreicherinnen zwischen 18 und 55 Jahren
  • 21 Prozent der Frauen verdienen weniger als das Existenzminimum. Frauen verdienen im Durchschnitt noch immer 300 Euro weniger.
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Corona-Krise macht Frauen ärmer

Die Pandemie und Covid-19 wirkten sich auch aufs Budget der Österreicherinnen aus: 3 von 10 sagen, dass sich ihre finanzielle Lage in den letzten 12 Monaten verschlechtert hat. Dennoch herrscht Zuversicht, was die finanzielle Zukunft betrifft. Denn für 48 Prozent der Österreicherinnen ist es wahrscheinlich, dass sie in den kommenden 12 Monaten Geld investieren/sparen/anlegen werden.

Blogger und Podcaster lehren Frauen Finanzthemen

L´ängst haben internationale Blogger, Podcaster und Influencer entdeckt, dass Frauen Nachholbedarf in Sahen Geld und Finanzen haben. Wurde am Küchentisch zuhause von der Mutter nie über das Thema Reichtum beraten, macht sich nun eine neue Frauengeneration daran, Rollenklischees aufzubrechen und richtet ihren Fokus auf das Thema Investment. Zum Beispiel Investorella Larissa Kravitz, (Social) Media Star mit vielen Followern, oder Miss Moneypenny. Sie beweisen, dass Geld sehr wohl Frauensache ist. Und dass Frau sogar die besseren Anleger sind.

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