Coronavirus
Kriminalität seit dem Lockdown fast halbiert

Innenminister Karl Nehammer (l.) und der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, General Franz Lang präsentierten die aktuellen Zahlen der Kriminalitätsstatistik. | Foto: bka/Wenzel
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Seit dem Beginn des Lockdowns in Österreich am 16. März ist die Kriminalität im Vergleich zum Vorjahr um 46,4 Prozent zurückgegangen. In manchen Bereichen wie etwa bei Einbrüchen, Kfz-Diebstählen ist das Minus noch deutlicher. Steigerungen wurden bei Delikten im Bereich häuslicher Gewalt sowie bei verhängten Betretungs- und Annäherungsverboten registriert.

ÖSTERREICH. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden noch 52.618 Straftaten angezeigt, dieses Jahr waren es nur mehr 28.208 Delikte. Das entspricht einem Rückgang von 46,4 Prozent, gaben Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gerhard Lang, Direktor des Bundeskriminalamts, am Dienstag bekannt. "Es gab Tage, wo wir überhaupt keinen einzigen Wohnungseinbruch verzeichnet haben", erklärte Lang. Das sei seit Beginn der elektronischen Aufzeichnungen im Jahr 2000 einzigartig. Auch Laden-, Kfz- und Taschendiebstähle gingen enorm zurück. Insgesamt war bei strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen ein Rückgang von 49,3 Prozent zu verzeichnen – von mehr als 30.000 Anzeigen im Vorjahr auf 15.514 in diesem Jahr. Im Bereich der strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben gab es in der gleichen Zeit einen Rückgang von 37,3 Prozent auf insgesamt 2.838 Delikte.

Einen Anstieg gab es bei Betretungs- und Annäherungsverboten wegen häuslicher Gewalt - jedoch erst gegen Ende der Covid-Beschränkungen, sagte Lang. 4.410 Betretungs- und Annäherungsverbote wurden 2020 bis 17. Mai verhängt. Im Schnitt sind es in Österreich 30 pro Tag, im April und Mai waren es knapp 35 täglich. Das Bundeskriminalamt fasst unter Gewalt in der Privatsphäre Delikte wie gefährliche Drohung, (schwere) Körperverletzung und (schwere) Nötigung zusammen. Hier gab es seit 16. März bis Anfang Mai eine Steigerung von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten Anzeigen gab es mit 1.031 wegen Körperverletzung, 487 waren es wegen gefährlicher Drohung, 89 wegen schwerer Körperverletzung, so die Zahlen des Bundeskriminalamtes (BK).

Verlagerung ins Internet

"Die Kriminalität während dem Coronavirus hat sich verändert, noch drastischer als die Ausgangsbeschränkungen Wirkung erlangt haben", sagte Nehammer. Er erinnerte an die Fakeshops mit Schutzmasken und Medikamenten. In dieser Zeit habe sich die klassische Kriminalität wie Straßenraub und Einbruch stark in den Bereich Internetkriminalität verlagert. Auch der Suchtmittelhandel verlagerte sich zunehmend weg von der Straße in den Onlinebereich. Noch deutlicher war der Anstieg bei Cyberkriminaldelikten wie widerrechtlichem Zugriff auf ein Computersystem mit einem plus von 72 Prozent, Missbrauch von Computerprogrammen oder Zugangsdaten mit einer Steigerung von 207 Prozent auf insgesamt 43 Anzeigen oder wegen betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauch, wo die Delikte auf 560 zunahmen, was eine Steigerung von 97 Prozent bedeutet, geht aus den BK-Zahlen hervor.

Die präsentierten Zahlen sind aber eine Momentaufnahme und noch Rohdaten. Jedoch wird man die heurige Statistik nicht mit "normalen Jahren davor oder danach" vergleichen können, betonte Lang. 
Insgesamt stiegen Betrugsdelikte im Internet um 27,4 Prozent.

Laut Lang sei der Grund für den Rückgang die geschlossenen Grenzen. So werden Einbruchsdiebstähle oft von kriminellen Banden aus dem Ausland verübt, die nun aber nicht nach Österreich einreisen konnten. Und da die Menschen zuhause blieben, boten sich auch deutlich weniger Gelegenheiten für Diebstähle und Einbrüche. Zudem führe das Darniederliegen des gesellschaftlichen Lebens wie etwa geschlossene Bars dazu, dass Männer weniger trinken und damit  auch weniger gewalttätig sein oder Dummheiten begehen können.

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