Kriminalstatistik 2022
Kriminalität stieg wieder auf Vor-Corona-Niveau

Nach einem zwischenzeitlichen Pandemie-bedingten Rückgang stieg die Kriminalität in Österreich im Jahr 2022 wieder auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie (2019) an. | Foto: LPD Wien
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Nach einem zwischenzeitlichen Pandemie-bedingten Rückgang stieg die Kriminalität in Österreich im Jahr 2022 wieder auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie. Als größte Herausforderungen bezeichnete Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) Rechtsextremismus, Schlepperwesen und Internetkriminalität.

ÖSTERREICH. Die Gesamtkriminalität ist wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen. Das erklärte der Innenminister bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2022 am Montag in Wien. "Während der Lockdown-Phasen war das öffentliche Leben stark eingeschränkt, mit Arbeiten im Homeoffice und geschlossener Nachtgastronomie, das hat die klassische Kriminalität zurückgedrängt. Jetzt sind wir wieder bei 2019 angekommen", so Karner. Insgesamt gab es 2022 knapp 489.000 polizeilich angezeigte Straftaten in Österreich – ein Anstieg um rund 19 Prozent gegenüber 2021 (410.957). Verglichen mit dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie (2019) ergab sich ein minimaler Zuwachs (488.912). Als derzeit besonders herausfordernd strich der Innenminister drei Kriminalitätsbereiche hervor. 

Entwicklung der polizeilichen Anzeigen
2013 bis 2022 | Foto: BMI
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Extremismus, Schlepperwesen und Cyber-Kriminalität

Der erste Bereich betreffe das Thema Extremismus in allen Erscheinungsformen, etwa Rechtsextremismus, staatsfeindliche Verbindungen, Staatsverweigerer oder Reichsbürger, erklärte Karner. Die Zahl sei hier höher als vor der Pandemie. Insgesamt wurden 2022 dahingehend mehr als 660 Personen angezeigt, über als 100 Hausdurchsuchungen und 37 Festnahmen durchgeführt. "Das zeigt das entschlossene Vorgehen der Bediensteten des Verfassungsschutzes gegen Rechtsextremismus", betonte der Innenminister.

Als zweiten Punkt führte Karner den Kampf gegen das Schlepperwesen an. "Es wurde 687 Schlepper festgenommen, eine Steigerung um 56 Prozent, weshalb auch Anfang 2023 im Bundeskriminalamt eine spezialisierte Abteilung eingerichtet wurde, um die Schleppermafia noch effektiver bekämpfen zu können", so der Minister.

Der dritte Bereich betrifft laut Karner die Cyber-Kriminalität. "Diese hat in den vergangenen zehn Jahren stetig zugenommen, jetzt um über 30 Prozent." Das sei eine Auswirkung der Digitalisierung, aber auch der zunehmenden Bereitschaft, Straftaten anzuzeigen. Das betreffe Bereiche wie Hass im Netz, Betrugsdelikte, Fake News, Cyber-Angriffe auf Behörden oder den Missbrauch von Kindern, der oftmals online erfolge. 2022 erreichte die Internetkriminalität in Österreich einen neuen Höchstwert mit über 60.000 angezeigten Delikten.

Entwicklung der Internetkriminalität | Foto: BMI
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Eigentums-, Suchtmittel- und Gewaltkriminalität

Auch in den Bereichen der Eigentums- und Gewaltkriminalität verzeichnet das Innenministerium steigende Zahlen gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt wurden 2022 78.836 Gewaltdelikte (2021: 67.441; 2019: 73.079) sowie 139.018 Eigentumsdelikte (2021: 108.613; 2019: 164.080) polizeilich zur Anzeige gebracht. Die Suchtmittelkriminalität blieb mit 34.928 Delikten annähernd gleich (2021: 34.837) – gegenüber 2019 ergibt sich hier allerdings ein deutlicher Rückgang (2019: 43.329).

Verfassungsschutz wird neu ausgerichtet

"Die Herausforderungen im Bereich des Extremismus brauchen auch in den Bundesländern einen schlagkräftigen Verfassungsschutz, weshalb die Landesämter für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung in den Bundesländern völlig neu ausgerichtet werden", sagte der Innenminister und ergänzte, dass das neue Organisationsmodell in den kommenden Wochen präsentiert werde.

Indes habe die gegenwärtig laufende Reform des Kriminaldienstes den Kampf gegen die Cyberkriminalität und die dafür notwendigen Präventionsmaßnahmen im Fokus. Durch Schwerpunktdienststellen würden Spezialistinnen und Spezialisten näher bei den Menschen sein, wodurch Ermittlungen beschleunigt und Präventionsveranstaltungen zielgenauer durchgeführt werden könnten. "Hier sind wir in der Umsetzung", sagte Karner.

"Schlagkräftige Polizei braucht Befugnisse"

Der Innenminister betonte zudem: "Eine schlagkräftige Polizei braucht auch zeitgemäße Befugnisse, deshalb müssen rechtliche Bedingungen angepasst werden: Eine Strafverschärfung beim sexuellen Missbrauch von Kindern ist bereits von Susanne Raab und Alma Zadic vorgestellt worden – es werden dadurch zusätzliche Befugnisse für die Ermittlerinnen und Ermittler zur Verfügung stehen."

Wichtig sei auch eine Strafverschärfung bei Hackerangriffen, um Hacker strenger bestrafen zu können, ergänzte Karner. Daneben werde an einer Weiterentwicklung der polizeilichen Befugnisse für Ermittlungen bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität gearbeitet, entsprechend dem Regierungsprogramm, betonte der Innenminister. "Es gibt viel zu tun, wir arbeiten mit voller Kraft daran", so Karner abschließend.

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