Eltern besorgt
Maskenpflicht führt zu Mobbing unter den Schülern

Schüler, die mittels Attest keine Maske tragen müssen, werden in manchen Schulen ausgegrenzt. Zudem sind Eltern ob der unklaren gesundheitlichen Auswirkungen des ständigen Tragens der Maske für Kinder in Sorge. | Foto: Kelly Sikkema/Unsplash
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  • Schüler, die mittels Attest keine Maske tragen müssen, werden in manchen Schulen ausgegrenzt. Zudem sind Eltern ob der unklaren gesundheitlichen Auswirkungen des ständigen Tragens der Maske für Kinder in Sorge.
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Seit einer Woche dürfen die Schüler und Schülerinnen ab der Unterstufe wieder ins Klassenzimmer zurück. Mit einer Einschränkung: Das Tragen eines permanenten Mund-Nasen-Schutzes ist Pflicht. Seither laufen Eltern auf Social-Media-Plattformen dagegen Sturm und initiierten Petitionen mit tausenden von Unterschriften. Vor allem ist die Sorge groß, dass ihre Kinder gesundheitlichen Schaden nehmen könnten, weil sie stundenlang Maske im Unterricht tragen müssen. Außerdem entstehe ein soziales raues Klima in der Schule, das bis zu Mobbing reicht. Eltern berichteten den Regionalmedien Austria (RMA), wie ihre Kinder die ersten Tage mit Maske erlebten.

ÖSTERREICH. Grundsätzlich müssen alle Kinder ab dem zehnten Lebensjahr einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Mit einem Attest zur Befreiung der Maskenpflicht ist das Kind aber ausgenommen. So auch der 11-jährige Sohn von S. Mittermayr aus dem Bezirk Steyr: "Mein Sohn bekommt sehr schnell Kopfschmerzen, Übelkeit und generell Konzentrationsstörungen." Durch den Attest müsse er laut der Lehrerin zu seiner eigenen Sicherheit alleine an einem Tisch sitzen. Wen er aber in der Pausen mit anderen Kindern zusammen sein will, dann müsse er die Maske aufsetzen, so Mittermayr. "Die anderen Kinder dürfen auf keinen Fall die Maske runter geben, ansonsten sitzen sie vor der Klasse, weil sie als Maskenverweigerer abgestempelt werden." Laut der Mutter werde die Verordnung der Regierung auf dem Rücken der Kinder ausgetragen und keinerlei Rücksicht auf sie genommen.

"Du bist ein Gefährder"

Von ähnlichen Fällen berichtet auch die Kinder und Jugendanwaltschaft Steiermark. "Manche erhalten einen Attest zur Maskenbefreiung, da besteht die Gefahr als Gefährder diffamiert zu werden. Das geht dann in Richtung Mobbing", sagt die Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac. "Es wird suggeriert, wenn du die Maske nicht immer trägst, bist du ein Gefährder, anderseits dürfen sie sich nicht selbstbestimmt Pausen verschaffen, im Gegensatz zu Erwachsenen". Denn in Büros gebe es keine durchgehende Maskenpflicht, wenn es Plexiglasvorichtungen gibt oder Abstandshalten möglich ist. Nur in Schulen werde es hart durchgezogen, kritisiert die Kommunikationsleiterin der Kinder- und Jugendanwältin Steiermark.

Decken und Skianzüge

Die Situation werde laut der Anwältin zudem unterschiedlich gehandhabt. Manche LehrerInnen würden den Spielraum nutzen und verschaffen den Kindern Pausen, andere gar nicht. "Die Kinder müssen sich momentan laut der Lehrerin mehrere Schichten an Kleidung übereinander anziehen, da ständig gelüftet wird. Auch eine Decke müssten wir mitgeben, so S. Mittermayr. Ihre Kinder gehen in die 1. und 3. Klasse eines Gymnasiums im Bezirk Steyr-Land , tragen die Masken von 7:30 bis 13:15 täglich, zumeist ohne Pause, weil die Lehrer einfach nicht dran denken und die Kinder sich nicht trauen, öfter mal darum zu bitten."

Die Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac kritisiert die unsichere Rechtslage bezüglich der Verordnung der Maskenpflicht. Die Masken seien eine massive Belastung – auch gesundheitlich für Körper und Seele. | Foto: Foto Furgler
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Ganz anders läuft es in der Schule im Raum Salzburg der 14-jährigen Tochter von R. Koller ab. Ihre Tochter musste dank eines Attests die Maske nur am Gang tragen. "Die Kinder mit Attest werden normal behandelt und nicht ganz hinten in der Klasse isoliert. Wir haben hier gottseidank extremes Glück im Vergleich zu anderen Schulen!", so Koller. "Es wird alle 20- 30 Minuten nur kurz gelüftet und die Kinder dürfen da die Maske abnehmen." Der Sohn einer Freundin von ihr hingegen nehme die Maske in Kauf, obwohl er dann ab ca. der 3. Stunde Kopfweh bekommt, berichtet sie.

Recht auf körperliche und seelische Gesundheit 

Aufgrund der Erfahrungsberichte ist die Maske für die Jugendanwaltschaft "nicht das gelindeste Mittel“, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) letzte Woche diese Maßnahme verteidigt hat. Besonders in der Kritik steht die unsichere Wissenslage. "Die Studien reichen von furchtbar schädlich bis zu alles kein Problem. Wir haben keine konkrete Expertise, auf die wir uns verlassen können. Daher dürfen wir keine Fehlentscheidungen machen, Kinder haben das Recht nicht nur auf körperliche, sondern auch auf seelische Gesundheit", betonte Schiffrer-Barac. Vor allem im Hinblick auf den Umstand, dass dieser Zustand mehrere Monate andauern könnte, wie Faßmann gestern prognostiziert hat. 

Kinder würden zwar gerne in die Schule kommen, wie immer behauptet wird, jedoch nehme ihnen das Maskentragen die Freude, ihre Freunde wieder zusehen. So erzählt Elternvereinsobfrau C. Rami, dass ihre Tochter nur aus Solidarität gegenüber den Mitschülern hingehe, ihr Sohn deshalb, "weil er nicht als einziger zu Hause bleiben will, obwohl ihm ab der 4. Stunde täglich schlecht wird".

Unbekannte Auswirkungen des Maskentragens 

Laut Jugendanwältin seien auch die Auswirkungen des Maskentragens nicht klar. "Wir wissen noch nicht, was die ständige Verhüllung der Mimik mit den Kindern macht. Den Kindern fehlen Gestik&Mimik im Unterricht. 6-8 Stunden durchgängig Maskentragen ist eine große Herausforderung", stellt Schiffrer-Barac fest. Lehrer sollen der Anwältin auch von Lethargie und Angstzuständen unter den Kindern berichtet haben. 

Bist du für eine Maskenpflicht an Schulen?

Deshalb müssen die Einschränkungen so gering wie möglich gehalten werden. Fix zugewiesene Sitzplätze sowie Ausnahmeregelungen für Pausen im Freien sollen nach Ansicht der Kinder- und Jugendanwaltschaft SchülerInnen unter Einhaltung des nötigen Abstandes auch Erholungsphasen zum „Durchatmen“ ermöglichen. Es gebe im übrigen viele Studien darüber, dass Schüler keine Superspreader sind. Sie habe nichts gegen Masken und in den Gängen sei das in Ordnung, sagte die Anwältin, im Sinn des Kindswohls müsse aber immer das gelindeste Mittel angewendet werden, "die pauschalisierte Maskenpflicht ist das aber nicht." Speziell bei älteren Schülern könne man begründen, warum es diese Maßnahmen gibt, wie wichtig es ist, Abstand zu halten und nicht einfach von oben zu verordnen. "Man kann nicht alle Kinder über den Kamm scheren", warnt die Anwältin.

Was machen jetzt die Eltern? "Ich habe zum Glück sehr gute Schüler zu Hause und einen lieben Direktor, dem das alles selbst äußerst zuwider ist. Er wird uns definitiv unterstützen wollen, das weiß ich. Und sie (ihre Kinder, Anm. d. Red.) werden das wohl auch trotz meiner Zweifel jetzt bis zu den Weihnachtsferien weiter durchziehen, aber nach den Ferien werde ich da als Mutter definitiv einen Riegel vorschieben. Den Weg lass ich meine Kinder so nicht weitergehen", schreibt uns die besorgte aber entschlossene Mutter aus Grieskirchen.

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