Drei Autostunden von Österreich
Menschen erfrieren obdachlos im Schnee

Ein Blizzard hüllte Bosnien in dicken Schneefall, mit fatalen Folgen für die geflüchtete Menschen. Ihnen droht der Kältetod. Laut Caritas müssen aktuell knapp 2.500 Menschen bei Temperaturen unter null Grad teils im Freien oder in unzureichend ausgestatteten Camps, in Wäldern, auf der Straße oder in leerstehenden Häusern campieren. | Foto: Caritas, Amer Kajmovic
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  • Ein Blizzard hüllte Bosnien in dicken Schneefall, mit fatalen Folgen für die geflüchtete Menschen. Ihnen droht der Kältetod. Laut Caritas müssen aktuell knapp 2.500 Menschen bei Temperaturen unter null Grad teils im Freien oder in unzureichend ausgestatteten Camps, in Wäldern, auf der Straße oder in leerstehenden Häusern campieren.
  • Foto: Caritas, Amer Kajmovic
  • hochgeladen von Mag. Anna Trummer

Ein Blizzard hüllte Bosnien in dicken Schneefall, mit fatalen Folgen für die geflüchtete Menschen. Ihnen droht der Kältetod. Laut Caritas müssen aktuell knapp 2.500 Menschen bei Temperaturen unter null Grad teils im Freien oder in unzureichend ausgestatteten Camps, in Wäldern, auf der Straße oder in leerstehenden Häusern campieren. Etwa in Una Sana, dem nordwestlichsten Kanton des Landes, kaum drei Autostunden von Österreich entfernt. "Ein zum himmelschreiendes Drama" nennt Klaus Schwertner, Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, die Lage und fragt, wie lange Europa noch dem Elend der Geflüchteten zusehen wird.

ÖSTERREICH. Drei Autostunden von Österreich entfernt nächtigen geflüchtete Menschen obdachlos im Schnee, können ihren Wohnraum nicht beheizen oder haben nicht genug zu essen. Es ist nicht der erste Winter, sondern bereits der dritte Winter, in dem sich die Situation in Bosnien-Herzegowina dramatisch zuspitzt. Ein Schneesturm in der Region hat die Lage noch gefährlicher gemacht. Klaus Schwertner, Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien: „Es ist der dritte Winter, in dem in Bosnien, nur wenige Kilometer von Österreich entfernt, Menschen zu erfrieren drohen. Es ist ein zum himmelschreiendes Drama, wie lange hier schon zugesehen wird. Danke an alle, die schon gespendet haben. Jede Spende hilft und wärmt. Und ist ein Zeichen, dass wir diese Zustände in Europa nicht einfach hinnehmen.“

Barfuß im Schnee

Menschen, eingehüllt in dünne Baumwolldecken, ohne Winterjacke und barfuß in Sandalen im Schnee und bei eisigen Temperaturen: Bilder wie diese gingen in den vergangenen Tagen erneut um die Welt. Sie zeigen Geflüchtete, die in Bosnien-Herzegowina gestrandet sind, einem Land, in dem ein Fünftel der Bevölkerung selbst in Armut lebt. Allein in Una Sana, dem nordwestlichsten Kanton des Landes, kaum drei Autostunden von Österreich entfernt, sollen sich aktuell ca. 6.000 Geflüchtete aus Pakistan, Afghanistan, Syrien und anderen Krisengebieten aufhalten. Viele von ihnen haben kein Dach über dem Kopf, leben in Wäldern leben und schlafen selbst bei Schnee im Freien.

„Die Situation geflüchteter Menschen in Bosnien-Herzegowina ist nach wie vor dramatisch", sagt Klaus Schwertner, Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien: "Knapp 2.500 müssen bei Temperaturen unter null Grad teils im Freien oder in unzureichend ausgestatteten Camps ohne Wasser, Strom, Toiletten, Duschen und Heizung ausharren. Rasche Hilfe ist jetzt erforderlich, sonst drohen Menschen zu erfrieren.“

Große Hilfsbereitschaft in Österreich

„Seit Jahren helfen wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in der Region. Viele Menschen haben in den vergangenen Tagen gespendet. Dank der großen Hilfsbereitschaft in Österreich können wir unsere Nothilfe jetzt stark ausbauen und noch mehr Menschen mit warmer Kleidung, Winterschuhen und Schlafsäcken helfen. Weitere Spenden werden dringend benötigt. Jede Spende kann in der aktuellen Situation Leben retten“, so Klaus Schwertner, Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien.

Laut Schwertner habe die  Europäische Union viel zu lange nichts bzw. viel zu wenig unternommen. Auch Österreich habe einen Beitrag geleistet. Aber auf den griechischen Ägäisinseln werde sichtbar, wie ungelöst der Umgang mit Geflüchteten in Europa nach wie vor ist. Jeden Tag komme es in Europa zu schweren Menschenrechtsverletzungen. „Unsere Hilfe geht weiter: In Zusammenarbeit mit unseren Partnern, der lokalen Caritas und kleineren Initiativen vor Ort werden wir über unmittelbare Nothilfe hinaus unterstützen", so Schwertner. Und er schließt: "Aber: Unsere Hilfe kann eine politische Lösung nicht ersetzen. Bosnien und die Europäische Union – und damit auch Österreich - müssen endlich handeln.“

"Wir erleben alles andere als eine Sternstunde der Europäischen Union. Kleine Kinder, die auf Samos von Ratten gebissen werden. Familien, die auf Lesbos im Dreck leben müssen. Menschen, denen in den Wäldern Bosniens der Kältetod droht. Die Situation ist dramatisch und die internationale Staatengemeinschaft sowie die EU sind hier gefordert, denn es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass hier Menschen unversorgt bleiben", so Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich:

Hilfe vor Ort

Aktuell werden Notverteilungen von der Caritas organisiert. Wer keinen Platz in den Aufnahmezentren findet und bei Schnee und eisig kaltem Wind im Freien übernachten muss, erhält warme Bekleidung, Winterschuhe und einen Schlafsack, der vor Kälte schützt.  Die Caritas Banja Luka betreibt eine Wäscherei im alten Camp in Biahć. Dank Spenden aus Österreich kann hier die völlig durchnässte und verschmutzte Kleidung der Menschen gewaschen werden. Die Wäscherei arbeitet derzeit auf Hochtouren und versorgt die Menschen mit sauberer Bekleidung und Bettwäsche. Seitdem das Lager geräumt wurde, muss die Wäsche aus Lipa oder wo die Flüchtlinge sich sonst aufhalten hingebracht werden (das sind 17 km). Wärmende, saubere Kleidung ist wichtig, und in Zeiten von Kälte und Pandemie ganz besonders. Fast eine halbe Tonne Wäsche wird täglich in der Caritas-Wäscherei gereinigt und getrocknet. Drei Kolleginnen in der Waschküche und ein Fahrer sorgen dafür, dass täglich mehr als 100 Menschen an sechs Tagen in der Woche mit frischer Wäsche versorgt werden.

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