Lockerungen an Schulen
"Rücknahme der Schutzmaßnahmen politisch motiviert"
Seit Montag gelten an den österreichischen Schulen neue Corona-Regelungen. Am heutigen Dienstag verkündete Bildungsminister Martin Polaschek via Ö1 weitere Schritte. So gilt ab kommender Woche wieder eine allgemeine Präsenzpflicht. Die Reaktionen auf die Neuerung fielen mehrheitlich kritisch aus.
ÖSTERREICH. Bereits seit dieser Woche müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht keine Masken mehr tragen. Am Dienstag kündigte Bildungsminister Martin Polaschek im Ö1 Morgenjournal weitere Neuerungen an. So gelte ab kommender Woche an den heimischen Schulen die Präsenzpflicht – ab 28.02. müssen also wieder alle in die Schule kommen. Über etwaige Klassenschließungen werden künftig die Gesundheitsbehörden der Länder entscheiden.
AHS-Direktorinnen und Direktoren mehrheitlich für die Präsenzpflicht
Isabella Zins, Sprecherin der AHS Direktorinnen und Direktoren, begrüßte gegenüber Ö1 die erneute Einführung der Präsenzpflicht an den Schulen. Laut Zins habe man aus den Schulen vernommen, dass Schülerinnen und Schüler die Regelung teilweise auch ausgenützt hätten. Dementsprechend hält es Zins für einen wichtigen Schritt, die Pflicht wieder in den Vordergrund zu rücken. Anders sehen das Schüler- und Elternvertreterinnen und-vertreter.
Lockerungen für Risikogruppen zu früh
Für Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger kommt die Rückkehr der Präsenzpflicht noch zu früh. Es gebe viele Familien mit Risikopersonen, weshalb die alte Regelung noch bis zu den Osterferien beibehalten werden sollte, so Öllinger. Auch Christoph Drexler vom Bundeselternverband bereitet die Neuerung im Hinblick auf Angehörige mit Vorerkrankungen Bauchweh. „Angesichts der noch immer hohen Infektionszahlen in der derzeitigen Omikron-Welle wäre es aus Sicht des Elternverbandes doch sinnvoller gewesen, noch etwas zuzuwarten“, erklärte Drexler.
Schulen sollten weiterhin reagieren können
Dass Schulen nicht mehr selbst entscheiden dürfen, wann gegebenenfalls ins Distance-Learning gewechselt wird, kritisiert auch die Sprecherin der AHS Direktorinnen und Direktoren Isabella Zins. Sie verweist auf die Notwendigkeit, rasch auf die jeweilige Situation reagieren zu können. Wenn Behörden nicht nachkommen, ergeben sich womöglich Verzögerungen, so Zins. Auch Susanna Öllinger verweist auf diese Problematik. Es dürfe nicht passieren, dass Schülerinnen und Schüler einer erhöhten Gefahr ausgesetzt werden, nur weil Behörden womöglich nicht schnell genug reagieren.
Rücknahme der Schutzmaßnahmen nicht gerechtfertigt
Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz kritisiert die Ankündigungen des Bildungsministers scharf: "Man kann die Rücknahme der Schutzmaßnahmen nur als politisch motiviert beurteilen." Die Lage der Pandemie würde das jedenfalls nicht rechtfertigen. Laut Pilz würden die notwendigen Vorkehrungen wie beispielsweise CO2-Messgeräte oder Luftreiniger fehlen. Außerdem seien viele der Kinder und Jugendliche noch nicht geimpft und somit der Infektion voll ausgesetzt.
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