Experten sind sich uneinig
So wahrscheinlich ist ein Blackout

Das österreichische Parlament gab eine Studie zur Blackout-Vorsorge in Auftrag – die Wahrscheinlichkeit eines längeren Totalausfalls schätzen die Experten unterschiedlich ein.   | Foto: analogicus / Pixabay
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  • Das österreichische Parlament gab eine Studie zur Blackout-Vorsorge in Auftrag – die Wahrscheinlichkeit eines längeren Totalausfalls schätzen die Experten unterschiedlich ein.
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Durch die Energiekrise ist die Frage nach der Versorgungssicherheit wieder omnipräsent geworden. Das österreichische Parlament gab daher zuletzt auch eine Studie zur Blackout-Vorsorge in Auftrag. Die Ergebnisse wurden am Mittwochabend präsentiert. Die Wahrscheinlichkeit eines längeren Stromausfalls schätzen die Experten aber unterschiedlich ein.  

ÖSTERREICH. Ein sogenannter Blackout ist ein unerwarteter, unvorhersehbarer und totaler Ausfall der Energieversorgung über einen längeren Zeitraum. In einem solchen Fall funktionieren die von der Stromversorgung abhängigen Infrastrukturen vorübergehend nicht mehr, etwa das Telefonnetz, Geld- und Zahlungssysteme oder auch der öffentliche Verkehr und Tankstellen. 

Die Vorsorge für einen solchen Ausfall rückte am Dienstagabend im Parlament in der Hofburg in den Mittelpunkt. Expertinnen und Experten aus Energiewirtschaft und Krisenvorsorge erörterten die Situation der österreichischen Stromnetze und die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts. Außerdem ging es um Szenarien und Pläne, falls es zu einem solchen kommen sollte.

Anhäufung von Krisen

Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid, rechnet derzeit nicht mit einem Blackout. Auf der anderen Seite sei die Versorgungssicherheit im Moment "sicher eine Herausforderung, weil wir einfach eine Kumulation von Krisen haben", sagte Christiner im Anschluss an das Blackout-Symposium gegenüber Ö1.

In der Studie werden diese Krisen auch eingehender beschrieben. Da ist etwa die Klimakrise: Durch die Trockenheit fehlt Wasser für Kraftwerke und auch Unwetter belasten die Stromnetze zunehmend. Gleichzeitig werden die Netze auf Erneuerbare Energien umgebaut, aber die Infrastruktur, etwa Speicher, fehlen. Zusätzlich steigt der allgemeine Verbrauch. Und zu alldem kommt noch der Krieg in der Ukraine, der bekanntermaßen für große Unsicherheiten bei der Energieversorgung sorgt. 

Strommangel möglich

Strommangel und -Rationierungen seien daher durchaus möglich. Wie wahrscheinlich das im Winter wird, werde derzeit auf europäischer Ebene geprüft. "Dann müssen wir schauen, wie geht sich das über Europa aus mit der Stromversorgung. Und dann kann es schon sein, das zeigt auch die Analyse, dass es in gewissen Zeiten eine Unterdeckung geben kann." Man könne das nicht ausschließen, so der Power Grid-Vorstand.

Risiko eines Blackouts 

Laut Brigadier Philip Eder, Leiter der Abteilung Militärstrategie im Verteidigungsministerium, müsse man immer auf den Blackout vorbereitet sein. "Es gibt Experten, die sagen, dass generell das Risiko eines Blackouts relativ hoch ist." Beim Bundesheer sei man jedenfalls vorbereitet, versicherte Eder gegenüber Ö1: "Wir als österreichisches Bundesheer sind ungern überrascht, wenn dann etwas eintritt. Deshalb haben wir Kampagnen gestartet oder auch interne Abläufe."

Im Ernstfall braucht es laut Eder vor allem eine klare Führungsstruktur. "Da darf man dann nicht mehr lange diskutieren oder herumfragen, sondern es muss Pläne geben, die vorbereitet sind und eine klare Führungsstruktur, wo jeder weiß, was er zu tun hat." Das beginne beim Bundeskanzler und Ende bei der Gemeinde sowie bei den Bürgerinnen und Bürgern selbst, betonte der Brigadier. 

Vorbereitung für den Ernstfall

In der Theorie gebe es eine solche Führungsstruktur bereits, erklärte Eder. In der Praxis erkennt der Experte allerdings noch Versäumnisse. Die Pläne "wären da, sie sind nur verstaubt", so Eder. Sollte es wirklich zum totalen Stromausfall kommen, würde dieser maximal 30 Stunden dauern, schätzt indessen Christener. Für den Ernstfall sollen sich Haushalte mit Wasser und Lebensmittelreserven, Kerzen und Kurbeltaschenlampen sowie batteriebetriebenen Radios ausstatten, rät wiederum der Militärstratege Eder.

Stromsparen als "Gebot der Stunde"

Damit es gar nicht erst zum Ernstfall kommt, appelliert der Power Grid-Vorstand: "Mit Strom sorgsam umzugehen und zu sparen – das ist sicherlich das Gebot der Stunde." Mittelfristig fordert er mehr Mut von der Politik: "Wir müssen wesentlich schneller werden beim Ausbau der Erneuerbaren, etwa Wind und Photovoltaik, und gleichzeitig müssen wir die Netzinfrastruktur umgehend ausbauen", so Christener. 

Hast du bereits Vorbereitungen für einen etwaigen Ausfall getroffen?

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