Homeschooling
Was der Lockdown für Teenager bedeutet

"Es gibt blöderweise ein paar Kinder in unserer Klasse, die keinen gut funktionierenden Laptop besitzen und somit nicht so gut am Unterricht teilhaben können. Damit sind wir auch schon bei den Nachteilen des Onlineschooling. Da die Betroffenen keine Möglichkeit haben richtig mitzuarbeiten, haben sie einen großen Nachteil gegenüber anderen." Eine Schülerin aus Wien beschreibt die Nachteile des Homeschoolings. | Foto: privat
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  • "Es gibt blöderweise ein paar Kinder in unserer Klasse, die keinen gut funktionierenden Laptop besitzen und somit nicht so gut am Unterricht teilhaben können. Damit sind wir auch schon bei den Nachteilen des Onlineschooling. Da die Betroffenen keine Möglichkeit haben richtig mitzuarbeiten, haben sie einen großen Nachteil gegenüber anderen." Eine Schülerin aus Wien beschreibt die Nachteile des Homeschoolings.
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Klara aus Wien ist eine jener Schülerinnen, die am längsten im Distance-Learning sitzen. Seit den Herbstferien muss sie zuhause lernen und mittels Video-Meetings am Unterricht teilnehmen. Doch was bedeutet das für einen Jugendlichen? Unter"Lockdownauswirkungen auf Teenager" schildert die Schülerin RMA- Redakteurin Anna Richter-Trummer ihren Corona-Alltag im Schul-Lockdown.

ÖSTERREICH.  Schülerinnen und Schüler waren seit März 2020 nur 78 von 167 Tagen in der Schule, und laut einer Studie „Lernen unter Covid-19-Bedingungen“, die unter 13.000 Schülerinnen und Schüler durchgeführt wurde, empfinden sie das als belastend. Vor allem ältere Schülerinnen und Schüler gaben eine Verschlechterung ihrer Lernfreude an. Gründe dafür sind gestiegener Leistungsdruck, zu viele Stunden vor dem PC und die Ungewissheit, wann es zurück in den Präsenzunterricht geht.

Spare mir den Schulweg

Klara (Name der Redaktion geändert), 14-jährige Gymnasiastin aus Wien, schreibt über die Vor- und Nachteile der gesetzlichen Beschränkungen für Teenager, und wie sich der Lockdown auf ihre Leben auswirkt.  "Dazu erstmal von mir selbst einen kleinen Einblick in das Leben im Lockdown, wobei ich mit etwas Positivem anfange. Ich genieße es sehr, länger schlafen zu können. Da ich mir den Schulweg erspare, verschafft mir das mindestens 30 Minuten mehr Zeit um länger zu schlafen, was schon ein ziemlich großer Vorteil ist. Auch der pandemiebedingte Corona-Gammel-Look entspricht mir sehr. Ich mache das Homeschooling meistens im Pyjama mit einem Pulli drüber. Anziehen, als auch das Styling fällt auch weg. Noch mal Zeitgespart, die man mit schlafen verbringen kann."

Keine Zeit sich auszuruhen

Die Schülerin schildert auch den Alltag im Distance-Learning, und was Homeschooling konkret für eine Oberstufenschülerin bedeutet. "Um acht Uhr geht es dann schon los mit der ersten Stunde. Ist es eine Video- Stunde, so ist es manchmal etwas mühsam, da schon so früh am Morgen die Beschallung los geht und es für die Augen sehr anstrengend ist, dauernd direkt am Computer sitzen zu müssen. Ist es allerdings ein Arbeitsauftrag, so ist es meistens ziemlich ruhig, dann mache ich mir einen Tee, wickle mich in eine Flauschdecke ein und erledige meine Aufgaben. Bin ich damit fertig bevor die Stunde zu Ende ist kann ich mich noch eine kurze Zeit ausruhen und zum Beispiel eine Runde Luftschnappen gehen. Blöd ist es dann nur wenn mir die Lehrer viel zu viel aufgeben und ich dann nicht zeitgerecht alles schaffe, weil eine Video-Stunde danach folgt. Fahrern wir gleich mit den Video-Stunden fort. Manche Fächer wie zum Beispiel Biologie sind jetzt viel interessanter, dort haben wir jetzt nämlich neue Praktikanten. Fächer wie Mathematik sind mittlerweile auch eigentlich ziemlich gut verständlich, wenn man aufpasst versteht sich."

Keine Möglichkeit, mitzuarbeiten

Dass Homeschooling auch Nachteile hat, ist ebenso Alltag in Klaras Leben. Denn in ihrer Klasse sind Schüler, die über weniger leistungsstarke Endgeräte verfügen, und mangels Technik auch im Unterricht nicht mitarbeiten können.  Sie berichtet: "Es gibt blöderweise ein paar Kinder in unserer Klasse, die keinen gut funktionierenden Laptop besitzen und somit nicht so gut am Unterricht teilhaben können. Damit sind wir auch schon bei den Nachteilen des Onlineschooling. Da die Betroffenen keine Möglichkeit haben richtig mitzuarbeiten, haben sie einen großen Nachteil gegenüber anderen."

"Kann meine Freunde nicht sehen"

In Sachen Wohlbefinden und Lernfreude schnitten Oberstufenschüler deutlich schlechter ab als ihre jüngeren Kollegen. Rund 70 Prozent der Pflichtschüler stimmten der Aussage „Ich fühle mich gut“ ganz oder ziemlich zu, an den Oberstufen waren es dagegen nur 46 Prozent. Auch Klara berichtet über ihre Gefühle wie Einsamkeit und des Alleinseins. "Ein weiterer großer Punkt ist, dass ich kann meine Freunde nicht sehen kann und bin manchmal einsam, wenn meine Eltern nicht zuhause sind. Ich bin mehr oder weniger froh darüber, dass ich ein Einzelkind bin, so können mich keine Geschwister nerven wie bei einer sehr guten Freundin von mir. Sie leidet sehr unter der ganzen Pandemie und möchte endlich wieder ihre Freunde sehen."

"Sie sieht ihre Freunde zwar über einen Bildschirm aber die Menschliche Nähe fehlt ihr schon sehr, da sie ein sehr großer Menschenfreund ist. Ihr fehlt es vor allem wieder mit Gleichaltrigen richtigen Kontakt zu haben und nicht nur über ein elektrisches Gerät mit ihnen reden zu können. Und den meisten in meiner Klasse geht es genauso, mich eingeschlossen. Ich glaube, ich darf für alle Teenager sprechen, dass wir einfach unseren normalen Alltag wieder haben wollen."

Oberstufenschüler mehr belastet

Schülerinnen und Schülern der Oberstufe geht es schlechter, obwohl sie laut Studie wesentlich mehr arbeiten. Über 60 Prozent gaben an, dass sie über acht Stunden pro Tag für die Schule aufwenden. Zu schaffen macht den Älteren, dass sie nicht wissen, wie es weitergeht, wie sie es schaffen sollen, schlechte Noten auszubessern, und dass sie zu wenig Freizeit haben.

"Das Beste ist aber, wir dürfen im Prinzip in der Schule weder Essen noch Trinken, da wir bei diesen Tätigkeiten unsere Masken abnehmen müssten. Wir Essen und Trinken somit heimlich, da wir sonst alle umkippen würden." Eine Schülerin über ihren Schulalltag mit Maske.
  • "Das Beste ist aber, wir dürfen im Prinzip in der Schule weder Essen noch Trinken, da wir bei diesen Tätigkeiten unsere Masken abnehmen müssten. Wir Essen und Trinken somit heimlich, da wir sonst alle umkippen würden." Eine Schülerin über ihren Schulalltag mit Maske.
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"FFP2-Masken wie Folterinstrument"

Auch über die Maskenpflicht macht sich Klara Gedanken. Aktuell müssen alle ab 14-Jahren eine FFP2-Maske tragen. Ob dies auch für Schülern im Unterricht gilt, ist noch nicht endgültig entschieden. "Doch nach den neuen Auflagen zufolge müssen wir uns wahrscheinlich alle mit so einem Teil schmücken (Anm. der Redaktion: gemeint ist eine FFP2-Maske). Ja es schaut aus wie ein Folterinstrument", schreibt die Schülerin in Klammer dazu. Und dann: "Diese Masken müssen wir ca. sechs bis acht Stunden tragen."

Nachmittagsunterricht bedeutet Warten in Kälte

Klara bringt auch ein oft vernachlässigtes Thema an, nämlich jenes, wie Oberstufenschüler im Lockdown die Zeit bis zur nächsten Stunde etwa im Nachmittagsunterricht überbrücken können. Faktisch sind alle Lokale geschlossen und Räumlichkeiten in der Schule stehen nicht zur Verfügung. "Toll ist es auch, wenn wir Nachmittagsunterricht haben, da wir dann so um die zwei Stunden in der Kälte verbringen müssen. Wir können nämlich nirgends hingehen, denn normalerweise würden wir uns in ein Restaurant setzen und unser Essen genießen, da aber alles geschlossen hat, müssen wir uns mit den Metallbänken vor der Schule begnügen. Und das in der Kälte."

"Ein weiterer großer Punkt ist, dass ich kann meine Freunde nicht sehen kann und bin manchmal einsam, wenn meine Eltern nicht zuhause sind." Eine Schülerin spricht über ihre Gefühle im Homeschooling. | Foto: privat
  • "Ein weiterer großer Punkt ist, dass ich kann meine Freunde nicht sehen kann und bin manchmal einsam, wenn meine Eltern nicht zuhause sind." Eine Schülerin spricht über ihre Gefühle im Homeschooling.
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"Dürfen in Schule weder Essen noch Trinken"

Dann weist die Schülerin auf eine Tatsache im Corona-Schulallatg hin, der bis dato wenig mediales Interesse erweckte. Nämlich jene, dass Nahrungsaufnahme aber auch Trinken in der Schule praktisch unmöglich seien. "Das Beste ist aber, wir dürfen im Prinzip in der Schule weder Essen noch Trinken, da wir bei diesen Tätigkeiten unsere Masken abnehmen müssten. Wir Essen und Trinken somit heimlich, da wir sonst alle umkippen würden."

Hätte gerne meine Leben wieder

Einsamkeit, aber auch die Unsicherheit, wie es weitergeht, beschäftigen die Schülerin. "Alles in allem finde ich das Homeschooling während der Pandemie die bessere Lösung", schreibt Klara: "Allerdings hätte ich gerne mein Leben wieder – so wie es früher war, bevor Cocvid-19 unser aller Alltag komplett verändert hat."

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Die 24-Jährige Schülerin wollte nicht, dass ihr Name veröffentlicht wird. Wir von meibezirk.at respektieren ihren Wunsch. Der Name der Schülerin wurde daher geändert, er ist der Redaktion bekannt.

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