Weihnachtsgeschichte: Da Traum vom Christkindlmarkt

Bald ist Weihnachten

Es war ja seinerzeit nit so selbstverständlich, dass a Bua aus dem Gebirg zum Christkindlmarkt in d’Stadt kemma is. Da hama euwei grad redn gheat davo und ham uns in Gedankn ausgmahln, wia sche des sei müassat, oa oanziges Meu den Christkindlmarkt zu erleben.

Wia i gfirmt wordn bi, hat mi mei Göd gfragt, was i ma eus Firmgeschenk wünsch, und da hab i nit wia alle andern Buam a Armbanduhr im Kopf ghabt, sondern hab mein Patn bitt, dass er mitn Firmgeschenk no zuawartn soit bis zum Advent, und dann bittat i sche, dass er mit mia zum Christkindlmarkt in d’Stadt fahrt. So hab i mi a heubs Jahr lang auf mei Firmge- schenk gfrein derfn und wia näher de Zeit kemma is, umso aufgeregter bin i wordn.

Schließlich war der lang ersehnte Tag dann da und da Gödn hat mi abghoit dahoam. D’Muatta hat mi fesch zsammgricht und hat ma a fesche Kniahosn gnaht. Außerdem hats mir a neis schafiwollernes Röcki gstrickt, damit si mei Pate nit schama muass mit mia. Netta der Wetterfleck, dens von a Nachbarin ausgliechn hat, is ma a wengerl zgroß gwen und so hob i euwei a weng aufpassn müassn, dass i nit draufgstiegn bi.
Schuah hab i de grobn oziagn müassn, weil ma de andern gwiss zkeut gwen warn, hat d’Muatta gmoant, und dann hab i no an Vata sei neiche Zipfehaubn aufsetzn derfn.
 Da Göd is ganz stattlich daherkemma in sein Schladminger Rock und dem Huat mitn Gamsbart drauf. Bua, hab i ma denkt, da weans in da Stadt schaun, wia fesch mia beinand san.

Dann sama losmarschiert übers Feld und durchn Wald zur Postauto-Heutestell. Wia i im Postauto drinnen gsessn bin, hab i mi glei an a Fenster gsetzt, damit i meine Freund außiwinkn ko, wann eppa gar oana in da nachat vo da Straß war. Aba koana hat mi gsechn, was eigentlich schad war. De hättn si gwiss in ganzn Tag den Kopf zerbrochn, wias eppa mia in da Stadt gfeun wead.
 Und dann hab i tramt, wia des sei wead in da Stadt von der unsa Herr Lehrer scho so vü vazöht hat. Und ob der Christkindlmarkt richtig so sche is, wia da Scherenschleifer vazöht hat. Und so is heut außiganga durch unsern Grabn zum Bahnhof.
 I habs neama dawartn kinna, bis schließlich da Zug da war, mit dems in de Stadt ganga is. Dann sama dagsessn, mei Göd und i und a paar andere Leit, dena i vazöht hab, dass de Fahrt zum Christkindlmarkt mei Firmgeschenk vom Göd is. Grad des erste Meu im Tunnel da war ma nit euß oans.

So lang und so finster und kaum warn ma heraußn, is a scho da nächste kemma. Aba dann hinterm Tennabirg is de Welt nachat scho weit und ebn wordn. Golling, Kuchl, Hallein. Jessas na, san des große Orte, ho i ma denkt, wia weads da erst in da Stadt sein und mei Herz hat pumpert, wia i den Lautsprecher gheat hab, der gsagt hat: Salzburg Hauptbahnhof.
Vom Bahnhof zum Christkindlmarkt kinna ma ruhig geh, hat da Göd gmoant, des tuat uns Gebirgla grad guat. Und so sama losmarschiert. Ba jedn Haus hab i gfragt, ob da a Komponist oda a Dichter dahoam wa, weil ja da Lehrer in da Schui öfters von de berühmten Seuzburger vazöht hat. Da Göd hat euwei grad ja, ja, gsagt, entweder weil ers nit gwusst hat, oda weil eam mei Fragerei lästig war. Und wia i ’n nachn Mozart gfragt hab,
da hat er grad gsagt, dass des koa Musi is, de für Gebirglerohrn bestimmt 
is. Des war grad epps für de feinern Leit. Mia spün und singan a wengerl anderst, hat er gmoant.

Endlich sama dann beim Christkindlmarkt okemma. Es is grad Mittag gwesn und da ham de Glockn in da ganzn Stadt zan läutn ogfangt, so sche wia i no nia Glockn läutn gheat hab. Wia wann alle Engl zum Christkindlmarkt unterwegs warn.
Nasse Augn hab i ghabt, dass der ganze Glanz vor meine Augn schiaga vaschwumma is. In meine schenstn Träum hab i ma des nit denkn
kinna, was’ da euße zum sehn gebn hat. Aus de verschiedenen Hütterl 
und Standln san de Düfte vo bratne Kastanien, vo gebrannte Mandln und vo Weihrauch in de Nasn gstiegn und so vü Christbamschmuck war da, wia nan nit ameu a Christkindl tragn kunnt. Vom Spüzeigstandl hätt mi mei Göd beud neama wegbracht. Mei, was ham si da für Buamaträume
vor mia ausbroat, und i hab ma vorgnumma, dass i ma des euße ameu kafn wea, wann i ameu selba a Geld vadien. Oana vo de Träume war des, de si nia erfüllt habn. 
Mei Firmpate hat ztoa ghabt, dass er mi nit valorn hat und alle paar Minutn hab i in sei riesigs Schnäuztüachl blasn müassn, weil eam mei Auffiziacharei auf d’Nervn ganga is.


Mit de paar Kreuza, de i ma daspart ghabt hab, da hab i für meine Gschwister Zuckerstangerl kaft, weil ma ja so was no nia gsehn ham, geschweige denn gessn. Und vom Gödn hab i a Limonade kriagt. Sunst
is er recht gsparig umganga mitn Geld. Wia i eam gsagt hab, dass i a a weng an Hunger hätt, aft is er mit mia zur Kirchn umiganga und da hama uns auf de keute Stiagn highuckt. Freili hab i euße, was vom Wetterfleck doichigstandn is, unter mein Hintern zsammgschobn. Dann hat da Göd sei Rucksacki auspackt und hat ma a Trumm Brot in d’Hand druckt. Nachat hat er a weng an Speck a no aufgschnittn und mia ham ganz fei gjausnt. Dameus, wia uns de Leit a so ogschaut ham bei unserm Jausna, hab i ma denkt, de wurdn a gwiss a Stücki vom Göd sein guatn Speck kostn woin.

Nachn Jausna sama in de Kirch a einigang. Er hat gmoant, dass sei Frau auftragn hat, dass er zum heilign Antonius betn muass in da Stadt, weil
er ihr ghoifn hat, ihrn Geldbeitl wieder zfindn. Mei, da wars sche in dera Kirchn. So vü Kerzn umadum und auf der Empore obn ham grad oa den Engel des Herrn gsunga. So sche, dass i direkt nasse Augn kriagt ho. So was Schens, hab i ma denkt, hat gwiss no nit ameu unsa Herr Pfarra gheat. Beim Spüzeigstandl sama ja drei Meu vorbeikemma und jeds Meu hab i den Göd zuawizochn und hab ma euwei des gleiche Spüzeigauto ogschaut. Mei, wia war des sche wann i so oans hätt. Alle Buam in da Gegnd wurdn ma neidig sei drum. A viads Meu wann ma davor gstandn san, hab i den Göd mit große Augn ogschaut, aba er hat ma koa Acht gebn. Er hat si grad ab und zua a Schluckerl Schnaps aus sein Flaschl vagunnt und hat nach a Boisl gmoant, dass ma wieder in Richtung Bahnhof geh müassn, damit ma in Zug nit vasaman.

Eigentlich is ma de Zeit vü zu schnell vaganga. I hab ma ja nit ameu euße damerkn kinna, was i gsehn ho. Ach, der Göd war froh, dass de G’schicht uma is, hab i ma denkt. 
Aba wia ma dann wieder in Richtung Bahnhof marschiert san, hat er in sei Rocktaschn glangt und i war ganz weg. Da hat da Göd gsagt: „Schau Bua, und auf die Firmuhr brauchst a nit vazichtn“. Dameus hab i gmoant, an schenan Tag weads ganz gwiss mei Leben lang nimma gebn. Meine schensten Träum san alle bei Weitem übertroffn wordn. Beim Hoamfahrn, da ham dann de vier Zuckerstangl für meine Brüada in mein Rocktaschl grad a so brennt und bis i von der weitn Roas hoamkemma bin, da ham si meine Gschwister heut nachat oans mitananda teiln müassn.

Informationen über den Autor

Herbert Gschwendtner

1948 in Schwarzach im Pongau geboren, er stammt aus einer Bergmannfamilie und verbrachte seine Kindheit in Mühlbach am Hochkönig. Auf seine Malerlehre folgten Wanderjahre, in denen er sich in verschiedenen Berufen versuchte. In den Siebzigerjahren betreute er als Hüttenwirt das Matrashaus auf dem Hochköniggipfel und bewirtschaftete anschließend 20 Jahre die Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte im Tennengebirge. Nach einer Krebsoperation versuchte er, seine Krankheit durch das Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten zu überwinden. Seit den Achtzigerjahren gestaltet er Volksmusiksendungen für den ORF Salzburg und verfasst – nach wie vor seine Lieblingsbeschäftigung – Mundart-Gedichte.

Informationen zum Buch

Titel des Buches: Stubenadvent: G'schichtn von früher
ISBN: 978-3-7025-0651-3
Umfang: 120 Seiten
Preis: € 19,95

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