Equal Pay Day

Wieso Frauen in Vorarlberg weniger verdienen als in Wien

In Österreich fällt der Equal Pay Day auf den 15. Februar. Bis dahin haben Frauen statistisch gesehen unbezahlt gearbeitet. Die Gehaltsunterschiede zwischen Männer und Frauen variieren stark je nach Bundesland.

ÖSTERREICH. Die Rosen, die Frauen in Österreich möglicherweise zum Valentinstag bekommen haben, sind ein schwacher Trost, wenn sie bis zum 15.02.2022 statistisch gesehen unbezahlt gearbeitet haben. Männer könnten tatsächlich bis diese Woche Mittwoch Urlaub machen und würden trotzdem durchschnittlich auf das gleiche jährliche Gehalt kommen wie Frauen. Wieso das im Westen Österreichs noch viel schlimmer ist als in Wien, erfährst du hier. 

Equal Pay Day heuer früher als in letzten Jahren

Ein großer Erfolg: Heuer mussten Frauen sechs Tage weniger gratis arbeiten als letztes Jahr. Im Beobachtungsjahr 2020 lag der Equal Pay Day, also der Tag, bis zu dem Frauen statistisch gesehen im Vergleich zu Männern unbezahlt gearbeitet haben, noch am 21. Februar. Diese leichte Verbesserung ist jedoch laut der Arbeiterkammer (AK) der Kurzarbeit in der Corona-Krise geschuldet. „Das ist ein reiner Krisen-Effekt, der in einem herkömmlichen Jahr ganz schnell wieder verschwindet." erklärt AK Präsidentin Anderl. Das Einkommen von Frauen ist um35 Prozent geringer als jenes der Männer. 15 Prozent ist der Teilzeit geschuldet, sechs Prozent der schlechteren Bewertung von sogenannten „Frauenberufen“. „Die restlichen 14 Prozent sind wohl auf Diskriminierung zurückzuführen“, so Anderl.

Große regionale Unterschiede 

Genau genommen gibt es in Österreich neun Equal Pay Days je nach Bundesland. Sieht man sich die jährlichen Bruttojahresabzüge der ganzjährig Vollbeschäftigten an, so ist der Equal Pay Day in Wien am 15. Jänner, während er in Vorarlberg erst am 22. März ist. Das bedeutet: Statistisch haben in Wien Frauen 15 Tage unbezahlt gearbeitet und in Vorarlberg 81. 

Geschlechterbezogene Gehaltsunterschiede nach Bundesland: 

• Wien: Gehaltsunterschied -4,2%, Equal Pay Day: 15. Jänner 
• Niederösterreich: -12,4%, 14. Februar
• Kärnten: -13,2%, 17. Februar
• Burgenland: -13,2%, 18. Februar
• Steiermark: -15,2%, 25. Februar
• Salzburg: -15,4%, 25. Februar
• Tirol: -17,6%, 05. März
• Oberösterreich: -17,6%, 05. März
• Vorarlberg: -22,2%, 22. März

Wieso Frauen in Vorarlberg weniger verdienen als in Wien

Wieso diese Unterschiede so deutlich sind, ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen, so Arbeitsmarkt- und Gender-Expertin Bettina Stadler. Der wichtigste Grund sei jedoch der Unterschied im Kinderbetreuungsangebot. "Das Kinderbetreuungsangebot in Vorarlberg und Tirol ist nicht vergleichbar mit Wien. Kinderbetreuung ermöglicht es Frauen, früher wieder in den Job einzusteigen, was sich positiv auf das Gehalt auswirkt", so die Expertin. 

Betreuung muss gerecht verteilt werden

Tatsächlich liegen die durchschnittlichen Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen in Vorarlberg und in der Steiermark deutlich unter jenen in Wien. Wenn Frauen den Großteil der Kinderbetreuung zuhause übernehmen müssen, verharren sie in ihrer Karriere danach lange in Teilzeit, was den Lohnt langfristig senkt. Laut Stadler brauche es genauso einen Bewusstseinswandel bei Vätern. "Väter müssen ebenfalls Verantwortung übernehmen und sich Zeit für ihre Kinder nehmen. Dafür braucht es aber auch politische Maßnahmen, bei denen beispielsweise der Anteil der Väterkarenz übernommen wird", fordert die Expertin. 

Regionale Unterschiede abhängig von der Branche

Neben des Kinderbetreuungsangebots spielen auch die dominanten Branchen in den jeweiligen Bundesländern eine Rolle für Lohnunterschiede. In typischen Industrieländern, wie Oberösterreich und Steiermark, seien die Unterschiede zwischen Gehältern für Männern und Frauen wegen dieser Branchen hoch, so Marian Fink vom Wirtschaftsforschungsinstitut: "Wien hat den Vorteil, dass hier die Verwaltung angesiedelt ist. Im öffentlichen Sektor sind die Gehaltsunterschiede generell geringer als in der Privatwirtschaft". Das ließe sich auch auf die Lohntransparenz im öffentlichen Dienst zurückführen.

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